‚Du nix richtig – ich Dir zeigen wo!‘

Shownotes

Warum verfallen viele von uns eigentlich in diesen merkwürdigen Slang, wenn sie mit Menschen sprechen, von denen sie glauben, dass sie kein Deutsch können? Wenn Sprache respektlos wird und wie wir diesem gedankenlosen Reflex begegnen können, darüber reden wir in dieser Folge.

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00:00:00: (Dynamische Musik)

00:00:01: "Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast."

00:00:07: Wir sagen ja, das geht auch anders,

00:00:13: indem man nämlich miteinander spricht

00:00:15: und miteinander nach Lösungen sucht,

00:00:18: wenn es um Alltagsrassismus-Probleme geht,

00:00:22: die man in der einen oder anderen Weise erleben kann.

00:00:26: Florence kann da wirklich aus einem reichen Erfahrungsschat sprechen.

00:00:29: Und eine Sache, die mir sofort in den Kopf kam,

00:00:33: als wir zum ersten Mal über dieses Thema Alltagsrassismus gesprochen haben,

00:00:37: das war, dass wir, Florence, also wir, ich meine jetzt hier,

00:00:42: wie nennt man das immer, die weiße Mehrheitsgesellschaft,

00:00:45: ganz oft einen ganz besonderen Reflex haben.

00:00:49: Den haben vor allen Dingen ältere Menschen,

00:00:51: also ich hab das leider Gottessache an meiner Oma einmal miterlebt,

00:00:54: dass die ganz selbstverständlich einen Menschen,

00:00:57: der damals nicht schwarz gewesen ist,

00:01:01: aber ganz offensichtlich ein Migrations-Hinter-

00:01:05: beziehungsweise Vordergrund hatte,

00:01:07: natürlich intuitiv folgendermaßen angesprochen hat,

00:01:10: "Nene, du hier nix richtig, kann ich dir helfen?

00:01:13: Komm zeigen, du gucken."

00:01:15: Ja, so.

00:01:16: (Lachen)

00:01:17: Und ich dachte, okay, also es war jetzt nicht superpeinlich,

00:01:22: die Situation endete nicht superpeinlich,

00:01:24: indem er quasi in gestochenem Hochdeutsch geantwortet hätte,

00:01:27: sondern er war wirklich, also er hat so ein bisschen

00:01:31: auch gebrochen, deutsch tatsächlich gesprochen.

00:01:33: Deshalb war die Situation einigermaßen,

00:01:36: sag ich mal, erträglich in dem Moment.

00:01:38: Also es führte jetzt nicht zu größeren Konfrontation.

00:01:42: Und sie hat es auch wirklich nicht böse gemeint.

00:01:44: Also es ist einfach so, meine Oma war ne herzensgute Frau,

00:01:48: aber in dem Moment hat sie halt völlig daneben gelangt.

00:01:52: Und sie war hinterher auch ganz empört,

00:01:55: als ich hier dann erklärte,

00:01:57: "Mama, was wär denn jetzt gewesen?"

00:02:00: Das hab ich sie auch gefragt, aber was wär denn jetzt gewesen,

00:02:03: wenn der, die er in Hochdeutsch geantwortet hätte?

00:02:06: Und da hat sie kurz gestockt.

00:02:08: Und da musste sie wirklich mal kurz überlegen für sich.

00:02:11: Und hat gesagt, hat dann aber wirklich gesagt,

00:02:13: und dafür hab ich meine Oma auch sehr geliebt,

00:02:16: ja, das wär blöd gewesen, gell.

00:02:18: (Lachen)

00:02:19: Ja, also das war der Moment.

00:02:21: Aber das ist wirklich so ein Thema,

00:02:24: und es gibt es auch heute noch, dass die Erwartungshaltung die ist,

00:02:28: dass man jemanden in diesem, ich weiß gar nicht, wie man das nennt,

00:02:32: also in diesem merkwürdigen Babyblubberdeutsch anspricht.

00:02:35: Weil man meint, er wäre nicht im Stande,

00:02:38: einen normalgesprochenen Satz zu verstehen.

00:02:42: Wie geht's dir mit so was?

00:02:44: Ja, also das erlebe ich unterschiedlich, ja.

00:02:47: Es kommt drauf an wirklich, wo ich bin.

00:02:49: Und ich mein, jetzt so in der letzten Zeit,

00:02:52: hat man ja sowieso seinen Kosmos ein bisschen sehr reduziert.

00:02:55: Also das heißt, man ist da unter Menschen, die einen kennen,

00:02:59: und da passiert es nicht.

00:03:00: Aber was mir schon passiert ist, dass ich auf Feiern war,

00:03:05: und mir ist einmal jemand begegnet,

00:03:09: und er sprach auf einer Sprache mit mir, wo ich dachte,

00:03:12: oh Gott, Mensch, was ist das?

00:03:14: Das ist nicht Englisch, das ist nicht Französisch.

00:03:17: Italienisch ist es auch nicht. Was spricht der da?

00:03:20: Er guckte mich an, ganz erwartungsvoll und sprach und sprach.

00:03:24: Und ich dachte, oh Mist.

00:03:26: Und dann hab ich dann auf Englisch mit ihm geschaut,

00:03:30: weil ich irgendwie dachte,

00:03:31: irgendwie müssen wir jetzt schnell eine Sprache finden.

00:03:34: Und dann guckte er mich ganz enttäuscht an und dachte,

00:03:37: ach, ich dachte, sie verstehen das.

00:03:39: Das war dann Hausar, wo ich dann gedacht hab, okay, nee, versteh ich nicht.

00:03:45: Und er war, ich meinte, ich konnte es dann nachvollziehen,

00:03:49: und sie hat mir dann erklärt, er sei irgendwie in Studienzeiten,

00:03:53: sei er in Afrika gewesen

00:03:55: und hätte also ein paar Brocken Hausar aufgeschnappt.

00:03:59: Und diese paar Brocken, lass es zehn gewesen sein,

00:04:02: hat er mir dann also eben runtergerattert,

00:04:05: in der Hoffnung, dass ich sie verstehe.

00:04:07: Ja? - Das hatte aber ein bisschen Slapstickmomente.

00:04:10: Absolut. - Ja, so.

00:04:12: Also, da war es nicht so,

00:04:14: dass er dann aufgebrochen im Deutsch mit mir sprach,

00:04:17: er hoffte wirklich jetzt eine Person zu haben,

00:04:20: eine Afrikanerin, die nun auch noch zufällig Hausar spricht.

00:04:24: Afrika ist sehr groß.

00:04:26: Es sind viele Dialekte dort,

00:04:28: dass man jetzt zufällig Hausar kann, hätte sein können, war aber nicht.

00:04:33: Ja? - Hilfen wir mal bitte kurz, wo wird Hausar gesprochen?

00:04:37: Wo kommt das her? - Also, zum Beispiel,

00:04:39: meine Eltern kommen hier aus Nigeria,

00:04:41: und da wurde Hausar gesprochen, also so ganz weit weg.

00:04:45: Also, natürlich, meine Eltern sprechen Yoruba,

00:04:47: aber unter anderem hat man dort auch Hausar gesprochen.

00:04:50: Zumindest das, was ich noch so in Erinnerung habe.

00:04:53: Also, so ganz weit weg war nicht,

00:04:55: aber dadurch, dass ich jetzt wirklich das Bux-du-da-Medel bin,

00:04:58: die ein paar Brocken Yoruba versteht,

00:05:01: aber von Hausar ganz weit weg ist,

00:05:03: war das dann eben schon eine sehr lustige Situation.

00:05:07: Aber ja, es passiert auch, dass Leute dann langsam sprechen.

00:05:13: Also, ich hatte eine Situation, und das war eine ganz, ganz arg nette Situation.

00:05:17: Also, die erzähle ich immer gern, wenn ich so was gefragt werde.

00:05:21: Ich habe ja in der Wirtschaft gearbeitet

00:05:23: und habe Firmenmitarbeiter gehabt und Mitarbeiterinnen,

00:05:26: die Englisch bei mir gelernt haben.

00:05:28: Und manchmal habe ich, also, bei der einen Gruppe

00:05:31: habe ich wirklich ein halbes Jahr nur Englisch gesprochen

00:05:33: und nie Deutsch, also, die dachten, ich würde gar kein Deutsch verstehen,

00:05:36: bis sie irgendwann mal merken, okay, ich verstehe doch Deutsch.

00:05:39: Und das hat er aber von mir ja System.

00:05:42: Ich habe in der Pfalz und mal einer großen Firma dort

00:05:46: und die Menschen dort, die fanden es immer sehr lustig,

00:05:50: mir so Pfälzer-Dialekt beizubringen.

00:05:52: Oh ja. - Ja, ganz genau.

00:05:54: Aber natürlich, Englisch war also unsere Sprache,

00:05:58: und dann kam der Vorgesetzte dieser Gruppe an

00:06:01: und sprach mit seinen Mitarbeitern, es waren wirklich Männer in dem Fall,

00:06:05: und machte einen Witz.

00:06:07: Aber nicht über mich, hatte mit mir nichts zu tun,

00:06:09: ich habe so einen Pfälzer-Witz und ich habe gelacht.

00:06:12: Und dann dreht er sich zu mir um und sagt wirklich

00:06:15: in einem ganz, ganz langsamen Deutsch,

00:06:18: das haben sie aber gut verstanden.

00:06:26: So. - Oh je.

00:06:28: Oh je. - Seine Mitarbeiter waren auf 180.

00:06:34: Ich musste gar nicht sagen.

00:06:35: Die haben ihren Chef zusammengestaucht.

00:06:39: Da war alles dran.

00:06:40: Ich glaube, das hat dieser Mann, das hat der niemals vergessen.

00:06:45: Die fanden es so unmöglich,

00:06:48: dass er so auf dieser langsame Art mit mir spricht.

00:06:51: Aber das sind dann Sachen, da kann ich nach Hause gehen

00:06:53: und kann schmunzeln.

00:06:55: Aber trotzdem frage ich mich, wer das macht

00:06:58: und wer dann auch so, ich sag mal, schlechtes Deutscher

00:07:01: mit den Leuten spricht, dann denke ich,

00:07:03: Leute, wenn ihr davon ausgeht, der kann kein Deutsch.

00:07:06: Warum glaubt ihr, dass schlechtes Deutsch besser hilft,

00:07:08: wenn ihr das nicht verständigt? - Genau.

00:07:10: Das trifft es nämlich ganz genau.

00:07:12: Ich denke mir auch, warum kann man dann,

00:07:14: da muss man entweder eine andere Form der Verständigung suchen.

00:07:17: Oder man kann dann auch ganz normal Deutsch sprechen.

00:07:20: Also warum verfällt man in diesen verkindischten Slängen?

00:07:25: Also so, wie man, keine Ahnung, ich weiß noch nicht mal,

00:07:29: mit wem würde man so reden?

00:07:31: Eigentlich noch nicht, man würde ein Kind.

00:07:33: Noch nicht gleich. - Weil man will,

00:07:35: dass das Kind richtig lernt. - Genau.

00:07:37: Obwohl manche Eltern noch Baby-Sprache.

00:07:39: Die verfallen auch in Baby-Sprache.

00:07:41: Hat du, dat du, mut du, und dann kommst du, da, da gehen und so.

00:07:46: Also, dass dieser Auswüchse gibt es tatsächlich auch.

00:07:49: Aber eigentlich, ich denke mir auch,

00:07:53: erst mal anzunehmen, anstatt so offen zu sein,

00:07:55: zu sagen, erst mal gucken, ob er mich versteht.

00:07:58: Und dann wird sich schnell rausstellen,

00:08:00: ob mich derjenige versteht oder nicht.

00:08:02: Spätestens, wenn er dich fragend anguckt und die Schultern hebt,

00:08:05: weißt du ja, in dem Moment weißt du, okay, er hat mich nicht verstanden.

00:08:09: Jetzt muss ich zu irgendeinem anderen Mittel greifen,

00:08:12: um mich ihm verständlich zu machen.

00:08:14: Also, das wäre eigentlich, das wäre für mich jetzt der Weg.

00:08:17: Denn überleg dir mal, also es passiert ja in Frankfurt sowieso oft,

00:08:21: Frankfurt ist ja Multikultistadt,

00:08:22: sind auch immer viele Amerikaner und so, also zu Besuch.

00:08:25: Und irgendwie, dann stehst du natürlich in der Bäckerei,

00:08:28: oder du bist im Restaurant, irgendwas,

00:08:30: und du fragst jemanden, namens Salzstreuer,

00:08:32: oder hinten vorne und dann merkst du,

00:08:34: du schaltest nur Englisch, ist natürlich ein Englisch gut,

00:08:37: dann schaltest du um und versuchst halt auch,

00:08:39: dich auf Englisch verständlich zu machen.

00:08:43: Oder aber, wenn ihr euch auf keine Sprache einigen könnt,

00:08:46: dann versucht man's halt mit Zeichensprache.

00:08:49: Also, das wäre ganz normal der Weg jetzt für uns,

00:08:54: mit jemand anderem Weißen,

00:08:55: mit jemand anderem, den wir grundsätzlich als Deutschen

00:08:59: oder vielleicht Europäer oder so verorten könnten.

00:09:02: Und dann entstehen aber diese komischen Momente bei dir,

00:09:06: also bei Menschen wie dir, die superdeutsch sprechen,

00:09:09: natürlich klar, weil ihr seid geboren und aufgeholt.

00:09:12: In großen Städten, da passiert mir das weniger.

00:09:15: Da wird irgendwie da, oder auch in internationalen Hotels,

00:09:19: ich war letzte Woche in einem Hotel,

00:09:21: und dann wurde auf Englisch mit mir gesprochen.

00:09:24: Da könnte ich jetzt ja nur auch denken,

00:09:26: glaubt der, ich kann kein Deutsch, nur weil ich schwarz bin,

00:09:29: spricht der Englisch.

00:09:30: Aber das ist nicht mein Gedankengang dann.

00:09:33: Ich muss ja auch gucken, wo bin ich.

00:09:35: Ich bin hier in einem internationalen Hotel,

00:09:38: wo wirklich Menschen aus aller Welt absteigen.

00:09:41: Und manchmal ist vielleicht sogar die Hotelsprache wirklich Englisch,

00:09:45: weil sie einfach internationale Gäste haben.

00:09:48: Also da dann, pickiert zu sein und zu sagen,

00:09:50: oh, da spricht ja Englisch mit mir, glaubt der, ich kann kein Deutsch,

00:09:54: das wäre falsch, weil ich bin hier in einem internationalen Hotel.

00:09:58: Da kommen, wie du sagst, amerikaner, Franzosen, Japaner, Chinesen,

00:10:03: egal wer, ja.

00:10:04: Und da ist man dann auf der sicheren Seite,

00:10:07: wenn man Englisch spricht.

00:10:09: So, und da würde ich nie in irgendeiner Form sagen,

00:10:12: oh, Moment, fühle ich mich jetzt angegriffen.

00:10:15: Oder ich war in Berlin vor drei Wochen.

00:10:17: Und da waren wir auch in einem Hotel

00:10:20: und wollten fragen, ob im Restaurant Platz ist.

00:10:23: Und die Dame, die dort gearbeitet hat,

00:10:26: oder du hast junge Mädchen, die sagte dann,

00:10:28: sorry, could you please speak English?

00:10:30: Weil sie kein Deutsch verstand.

00:10:32: Und weil das in, ich hab mir sagen lassen,

00:10:35: das ist in Berlin Mitte, wohl tatsächlich so das ganz viel.

00:10:39: Ja, Nationale Leute. - Ja, ist so.

00:10:41: Ich kann's bestätigen.

00:10:43: Ich war da schon in zwei Frühstückskafés

00:10:47: und da wurde von der ganzen, das war schon wieder andersrum,

00:10:52: fand ich, so ein bisschen drüber.

00:10:54: Da wurde von der ganzen Belegschaft konsequent Englisch gesprochen.

00:10:58: Auch von denen, und das sind dann echt absurde Situationen,

00:11:01: bei denen ich gehört habe, das sind Deutsche.

00:11:04: Das sind definitiv Deutsche.

00:11:05: Und die reden jetzt mit mir, von der sie auch eigentlich wissen,

00:11:09: weil ich hab mich ja mit meinem Gegenüber auf Deutsch unterhalten,

00:11:12: von dem sie auch natürlich wissen, dass ich Deutsche bin.

00:11:16: Und sie sprechen mich mit Englisch an.

00:11:18: Genau. - Weil das die Polizistis Hause ist.

00:11:20: Und da bin ich aber auch noch nicht mal mehr großzügig,

00:11:23: für mich schon wieder zu gönnerhaft.

00:11:26: Sondern das ist nun mal so.

00:11:27: Also, wenn ich in einem Umfeld bin, was so international ist,

00:11:31: und da spricht man dann Englisch mit mir.

00:11:34: Da hab ich überhaupt gar keinen Grund zu denken, hey, das ist ...

00:11:38: Das ist jetzt schräg oder so, gar nicht überhaupt.

00:11:41: Wie käme ich dazu? Das wär wirklich weit hergeholt.

00:11:44: Wenn ich natürlich in meinem ...

00:11:46: In meinem Umfeld oder in meinem Arbeitsumfeld bin oder ...

00:11:50: Oder irgendwo anders ...

00:11:53: Und man denkt dann, ich könne keinen Deutsch,

00:11:56: wobei im Arbeitsumfeld wer mich kennt,

00:11:58: der spricht auch mit mir ganz normal Deutsch.

00:12:01: Also es gibt schon so hier und da Situationen, ja.

00:12:05: Da denkt man, ich würde kein Deutsch verstehen.

00:12:07: Oder wenn man denkt, ich bin irgendwie ...

00:12:11: Ja, vielleicht tatsächlich mitgebracht.

00:12:14: Also der Titel meines Buches "Mist, die versteht mich ja",

00:12:18: rührt ja aufgrund so einer Situation.

00:12:21: Die 2018 passiert ist, dass jemand eben dachte,

00:12:24: ich spreche kein Deutsch und hab reagiert.

00:12:27: Und dann sagte die Person, Mist, die versteht mich ja.

00:12:31: Also das passiert immer schon mal wieder.

00:12:33: Aber ...

00:12:35: Oder dass man eben verlangsamt spricht.

00:12:37: Aber ich sag mal, im internationalen Umfeld jetzt nicht so.

00:12:41: Mhm. - Aber ist ja das, denn erlebst du das auch,

00:12:44: dass Leute dann wirklich ...

00:12:46: mit dir möglicherweise auch über ...

00:12:49: oder vor dir über dich reden, weil sie glauben du,

00:12:52: erst mal glauben du verstehst sie nicht. - Mhm.

00:12:54: Also ich sag mal, also die Situation, wo eben ...

00:12:57: die Person dann sagt, Mist, die versteht mich ja.

00:13:00: Also die haben jetzt nicht irgendwie abwertend über mich gesprochen.

00:13:04: Das ist gar nicht, ja.

00:13:05: Es kann sein, also wir hatten eine Situation mal in einem Museum.

00:13:09: Da bin ich reingegangen, hatte ein Schirm noch in der Hand.

00:13:13: Und mein Partner eben nicht.

00:13:15: Ich hatte den Schirm in der Hand und dann kam ...

00:13:18: der Museumswärter, würde ich jetzt mal sagen, also da einen Mitarbeiter.

00:13:22: Und sagte zu ihm, also zu meinem Partner,

00:13:25: Sie müssen den Schirm da hinten hinstellen.

00:13:28: Und er wusste erst mal gar nicht, was der von ihm wollte,

00:13:31: weil er hatte gar keinen Schirm in der Hand.

00:13:34: Er sagte, ja, den Schirm müssen Sie da hinten hinstellen.

00:13:37: Und guckte ihn auch an.

00:13:38: Bis der merkte, ich hab den Schirm in der Hand gehabt.

00:13:42: Und dann hat er den Schirm genommen und hinten hinstellt.

00:13:45: Dann hab ich dem den schon gesagt,

00:13:47: warum haben Sie nicht mich ...

00:13:49: Mir gesagt, ich soll den Schirm hinten hinstellen.

00:13:52: Er hatte doch gar keinen in der Hand.

00:13:54: Und Sie meinen meinen Schirm, warum sprechen Sie nicht mit mir?

00:13:58: Dann hat er das, ja.

00:13:59: Und da merke ich, ja, okay, das war eine Unsicherheit.

00:14:02: Und dann hat er noch irgendwie was zu seiner Kollegin gesagt.

00:14:06: Aber da merkte ich, ja, der war unsicher,

00:14:08: weil er wirklich einfach dachte, die wird mich nicht verstehen.

00:14:12: Und ehe ich mit der jetzt Rate breche und die gar nicht weiß,

00:14:15: was ich von ihr will, sage ich halt ...

00:14:18: Sag ich halt dem, der Schirm muss hinstellen.

00:14:20: Hatte ich jetzt, ich sag mal, ein gemischtes Gefühl.

00:14:23: Ich hab ihn zwar angesprochen und sag,

00:14:25: ich weiß mir doch oder deuten Sie es an,

00:14:27: aber sprechen Sie mit mir.

00:14:29: Aber ich hab irgendwo ihn schon gefühlt.

00:14:32: Also, ja, wenn man sagt, I feel you.

00:14:34: Ich hab ihn gefühlt irgendwo.

00:14:35: Und hab schon gedacht, ich weiß irgendwie, wie du dich gefühlt hast.

00:14:39: Ja, der wollte das jetzt nicht.

00:14:41: Der wollte das jetzt auch nicht größer machen, als es ist.

00:14:45: Und wollte vielleicht auch nicht vor deinem Partner darum gestikulieren.

00:14:48: Ja, genau. - Dass ich gedacht komme, da frag ich gleich den.

00:14:52: So, ja, das kann schon sein.

00:14:55: Sag mal, kränkt dich das eigentlich,

00:14:57: wenn du das Gefühl hast, die Leute trauen dir erst mal nicht zu,

00:15:00: dass du Deute bist und natürlich auch normal Deutsch bist.

00:15:04: Ich muss ganz ehrlich sagen, ich lieb das Spielchen.

00:15:07: Also, das ist, ja.

00:15:08: Also, das liegt aber wirklich daran,

00:15:10: dass ich entspannt damit umgehen kann,

00:15:12: weil ich ja weiß, dass ich die deutsche Sprache spreche.

00:15:15: Und es ist für mich kein Wunderpunkt.

00:15:17: Und es ist für mich kein Defizit.

00:15:20: Ich könnte mir vorstellen, wenn es was ist,

00:15:22: wo ich sowieso für mich so das Gefühl hab,

00:15:25: hoffentlich merkt niemand, dass ich das nicht so gut kann.

00:15:28: Und es spricht mich dann jemanden drauf an,

00:15:31: dann kann es sein, dass es mir unangenehm wäre.

00:15:35: Aber das ist ja mit der deutschen Sprache bei mir nicht der Fall.

00:15:38: Also, ich hab da irgendwie Fühl dafür, mich jetzt kein Defizit.

00:15:43: Und wenn dann jemand denkt, er muss jemand anderes fragen,

00:15:49: möchte sie etwas trinken, wie mir im privaten Umfeld passiert ist?

00:15:53: Da war ich zu Besuch.

00:15:54: Und das erste Mal zu Besuch in einem privaten Umfeld.

00:15:57: Und dann hat die Gastgeberin immer die andere Person gefragt,

00:16:01: möchte sie was trinken, hat sie auch Hunger.

00:16:05: Aber ich fand das irgendwo ...

00:16:07: Ach, ich fand das irgendwo nett.

00:16:09: Also, was heißt nett?

00:16:11: Ja, klar, hätte sie mit mir sprechen können.

00:16:13: Aber ich sehe aber wirklich immer auch ...

00:16:16: Ich versuch mal, das Gute zu sehen.

00:16:18: Sie wollte wirklich eine gute Gastgeberin sein.

00:16:20: Und war es ja auch.

00:16:22: Aber wusst du doch gar nicht, ob ich sie verstehe.

00:16:24: Und das ist dann etwas, das schmunzel ich dann

00:16:27: und blamier die Leute auch nicht und sag, hey, ich kann schon dich verstehen.

00:16:31: Also, jetzt mach mal ... Nein, das mach ich dann nicht.

00:16:34: Ja, sprich, du magst mit mir. - Genau.

00:16:36: Nein, nein.

00:16:37: Und selbst wenn Menschen neben mir über mich sprechen würden,

00:16:41: ja, ich würde die erst mal lassen.

00:16:43: Ich find das gäckig.

00:16:45: Und dann irgendwann, dann komm ich.

00:16:47: Ja, und dann liebe ich die Gesichter.

00:16:49: Das ist ...

00:16:50: Das ist wahrscheinlich auch unbezahlbar, dieser Moment, ne?

00:16:54: Wenn man dann sagen kann, so, ich hab aber bei mir alles verstanden.

00:16:58: Es geht mir übrigens ... - Genau.

00:17:00: Das kann ich nachvollziehen, das geht mir im Ausland so,

00:17:03: wenn Deutsche unterwegs sind und nicht ...

00:17:05: Du triffst da deutsche Touristen, die bereisen die ganze Welt.

00:17:09: Und du hörst sie dann miteinander reden.

00:17:11: Und steigst dann irgendwann ein und sagst irgendwas zu ihnen.

00:17:15: Ja, und sie dann merken, okay, da hat jemand unsere ganze Unterhaltung gehört.

00:17:20: Genau, ganz genau.

00:17:22: Und das ist ja jetzt auch nichts typisch Weisses, ja?

00:17:25: Also, wenn man jetzt sagen würde,

00:17:27: "Ai ja, das sind nur die Weißen,

00:17:29: die sprechen dann immer mit den Leuten so komisch."

00:17:32: Das ist ja nichts typisch Weisses.

00:17:34: Ich bin ja viel gereist und war schon wirklich in vielen Ländern,

00:17:37: wo ich auch äußerlich gar nicht hingepasst habe.

00:17:40: Ja, zumindest mal vermeintlich nicht.

00:17:43: Und da hat man dann auch über mich oder über uns gesprochen,

00:17:47: in der Hoffnung, man würde nicht verstehen.

00:17:50: Und wenn man dann aber deutlich gemacht hat,

00:17:52: "Hey, und wenn es nur ein paar Brocken sind, ich versteh schon."

00:17:56: Ja, es gibt ja so die einschlägigen Begriffe,

00:17:59: die man ja dann schon auch versteht, die lernt man ja als erstes.

00:18:03: Dann ist es dann, dann gibt es dann schon so drollige Situationen.

00:18:07: Also, von daher ...

00:18:08: Ja, ich bin da ...

00:18:10: Ich versuch da zumindest in gewissen Sachen Kulanz zu sein.

00:18:14: Es gibt Situationen, da bin ich dann ...

00:18:16: Also, ja, da bin ich dann nicht mehr ganz so.

00:18:19: Da kläre ich ganz schnell auf, hey, Moment,

00:18:22: wir sprechen hier die gleiche Sprache, ich verstehe schon.

00:18:25: Und jetzt kommen wir zum Thema.

00:18:27: Also, das kann dann schon sein, aber da überlege ich halt,

00:18:30: wo es ist und ob es angebracht ist und ob es sein muss,

00:18:33: ob die Situation es braucht.

00:18:35: Ich glaube, der Kontext ist tatsächlich auch entscheidend.

00:18:38: Ich lebe das nämlich schon auch, dass wenn Menschen aus dem Ausland

00:18:42: hier sind, und es ist völlig egal, welche Hautfarbe,

00:18:45: und die sind einfach nur Touristen, also Besucher, ne?

00:18:48: Die sind einfach nur hier, um das Land mal kennenzulernen,

00:18:51: oder weil sie in irgendeinem Austauschprogramm sind,

00:18:54: oder irgendwas, irgendwas.

00:18:55: Die gehen damit recht locker um, auch dass sie nicht so gut Deutsch

00:18:59: können, vielleicht gar nicht, oder auch nur so ein bisschen oder so.

00:19:03: Also, das ist eher so ein bisschen ...

00:19:05: Also, für die ist es entspannt, die gehen auch humorvoll damit um.

00:19:08: Und auch das ist denen auch nicht so wichtig,

00:19:10: ob man da jetzt irgendwie schief guckt,

00:19:13: weil sie nicht so perfekt Deutsch sprechen.

00:19:15: Bei Menschen, die hier allerdings sein wollen,

00:19:18: also die Asylsuchende sind und die einen Antrag gestellt haben

00:19:23: und die wirklich in diesem Land leben wollen,

00:19:25: die sich ja auch eine neue Perspektive erhoffen und so,

00:19:29: bei denen merkst du den Druck.

00:19:31: Also, sehr oft den Druck, wirklich jetzt auch gut sprechen zu wollen,

00:19:35: damit ihnen ja keiner den Vorwurf machen kann,

00:19:38: aber sie haben ja gar kein Deutsch, weißt du?

00:19:40: Richtig, richtig.

00:19:41: Und das habe ich auch ...

00:19:43: Ich hatte mich mal mit einem jungen Mann unterhalten,

00:19:45: der wirklich innerhalb kürzester Zeit,

00:19:48: wie ich fand, wirklich hervorragendes Deutsch gesprochen hat.

00:19:52: Und er dann sagte, also dieses vermeintliche Kompliment,

00:19:58: sie sprechen aber gut Deutsch, das hat ihn furchtbar aufgeregt.

00:20:01: Und ich hab dann gedacht, warum regt dich das auf?

00:20:04: Das ist doch ...

00:20:06: Oh Gott, wenn mir jemand sagt, sie sprechen gut Deutsch,

00:20:09: das wurde mir auch schon gesagt,

00:20:10: in meinem Arbeitskontext habe ich eine Rede gehalten.

00:20:14: Und dann kam danach jemand auf mich zu und sagte,

00:20:19: das war aber eine schöne Rede.

00:20:21: Und ich dachte schon, ja, jetzt lobt er den im Halt.

00:20:24: Ich lieb ja auch beraten halten.

00:20:26: Und dann sagte er, ich hab noch nicht gemerkt,

00:20:28: dass er noch nicht fertig war, und dann sagte er,

00:20:31: und das in diesem Deutsch.

00:20:32: Und dann habe ich zu ihm gesagt ...

00:20:34: Ja.

00:20:35: Wir in Norddeutschland, wir sprechen so ein Hochdeutsch.

00:20:39: Ich wusste natürlich genau, was er meint.

00:20:41: Und ich dachte, das ist jetzt aber ein Tickelchen deplatziert.

00:20:45: Weil du hast jetzt hiermit gekriegt,

00:20:47: dass ich eine Einführung gemacht habe,

00:20:49: dass ich eine Rede gehalten habe, dass ich eine Amtsperson bin.

00:20:52: Bisschen schwierig, da jetzt zu sagen, und das in so einem Deutsch ...

00:20:56: So gönnerhaft, ja, furchtbar.

00:20:57: Ein bisschen gönnerhaft war das, genau.

00:21:00: Wenn aber jemand sonst so sagt, sie sprechen aber gut Deutsch,

00:21:03: entweder sage ich auch wieder komplimentmäßig Danke.

00:21:05: Und so, weil ... auch sie aber auch.

00:21:07: Je nachdem, wer dann auch vor mir ist,

00:21:09: und ob wir irgendwie in einer lustigen Situation sind.

00:21:12: Oder manchmal auch wirklich nur, danke.

00:21:15: Weil für mich ist das kein Problem.

00:21:17: Aber dieser junge Mann, der sagte, nein, das regt ihn furchtbar auf.

00:21:20: Und da hab ich auch überlegt, warum.

00:21:22: Und das ist genau der Aspekt, was du gesagt hast.

00:21:25: Er hat so sehr sich bemüht, Deutsch zu sprechen.

00:21:28: Und wenn ihn dann noch jemand anspricht und lobt

00:21:31: und noch deutlich macht,

00:21:33: dafür, dass sie jetzt noch nicht so lange her sind

00:21:36: und wo er sich doch so bemüht, dass man das gar nicht so hört,

00:21:39: ich hab verstanden, warum ihn das aufgeregt hat.

00:21:42: Er hat es mir dann auch versucht zu erklären.

00:21:44: Ich hab gedacht, deine Perspektive kann ich durchaus verstehen.

00:21:47: Also, wie machen wir es jetzt anders und besser?

00:21:50: Ja, also, zunächst mal ganz normal mit den Leuten sprechen.

00:21:54: Ja? Also, es braucht nicht Zeit, verzögert zu sein.

00:21:56: Und es muss auch nicht sein, dass man gewisse Grammatikalien vergisst

00:22:02: oder verliert.

00:22:03: Also, man kann ganz normal mit den Leuten sprechen.

00:22:06: Grammatikalische richtig.

00:22:08: Und wenn man das Gefühl hat, man muss es noch mal wiederholen,

00:22:11: kann man das tun.

00:22:12: Aber man braucht nicht im gebrochenen Deutsch mit Menschen sprechen,

00:22:16: die vermeintlich kein Deutsch können.

00:22:18: (Ruhige Musik)

00:22:19: Und wenn ihr uns was dazu sagen möchtet,

00:22:25: wenn ihr einen Kommentar habt oder eine Anmerkung,

00:22:28: oder irgendwie meint, wir haben etwas vergessen, bitte,

00:22:31: kommt auf uns zu, schickt uns Kommentare, ihr findet uns überall.

00:22:35: Auf allen Social-Media-Kanälen, wir freuen uns sehr.

00:22:39: Und ja, vielleicht gibt's auch ein Thema,

00:22:41: was wir noch nicht besprochen haben

00:22:43: und was wir durchaus gerne aufnehmen werden.

00:22:45: Und denkt daran, wenn es diese Themen gibt

00:22:49: und wenn ihr irgendwie damit zu tun habt,

00:22:51: sprecht und ja, wie wir immer sagen, reden und zusammen.

00:22:56: (Ruhige Musik)

00:22:58: (Ruhige Musik)

00:23:00: (Ruhige Musik)

00:23:02: "Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders."

00:23:05: Podcast.

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