Der erste Eindruck entscheidet!

Shownotes

‚Tut mir leid - keine Zeit, ich habe gleich einen Termin mit einer Bewerberin‘ – ‚Ich weiß, die Bewerberin bin ich‘ – so hat es Florence bei einem Vorstellungsgespräch erlebt. Weil man ihr offenbar nicht zugetraut hat, weiße Kinder im Fach Deutsch zu unterrichten. Wenn der erste Eindruck darüber entscheidet, in welche Schublade ein Mensch gesteckt wird und wie man in einer solchen Situation trotzdem souverän reagieren kann.

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00:00:00: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

00:00:08: Wir sagen, ja, es geht auch anders. Und wer sind wir? Wir sind Marion Kuchani und Florence

00:00:17: Prokofsky-Schegete. Und ja, wir sprechen in unserem Podcast über Alltagsrassismus. Wir

00:00:23: sprechen über Situationen, die uns auffallen. Aber wir wollen es anders machen. Wir wollen

00:00:31: keine Schuldzuweisungen geben und auch keine Vorwürfe machen, sondern wir wollen die Situationen

00:00:36: beleuchten, entspannt und wir wollen gucken, wie kommen wir raus aus den Schubladen. Die

00:00:44: Schubladen, die oftmals doch schwarz-weiß sind und von denen es immer noch sehr viele

00:00:49: gibt und woran sich dann auch schon mal die Gemüter sehr, sehr erhitzen. Wie zum Beispiel

00:00:56: in der Situation, liebe Marion, die ich dir gleich erzählen möchte. Ja, leg mal los.

00:01:01: Ich glaube, das hat was damit zu tun, dass der erste Eindruck manchmal darüber entscheidet,

00:01:05: in welche von diesen Schubladen der Mensch gesteckt wird, obwohl das gar nicht gerechtfertigt

00:01:11: ist. Ganz genau. Ja, was hast du erlebt? Was habe ich erlebt? Das ist schon eine Weile

00:01:16: her. Da war ich, ich habe ja pädagogisch studiert und war lange Jahre in der Wirtschaft tätig

00:01:22: und irgendwann habe ich gedacht, vielleicht bewerbe ich mich doch wieder oder beziehungsweise

00:01:27: die Stellen, die mir so angeboten werden in der Schule. Ich wollte ja oder habe dann

00:01:32: irgendwann als Lehrerin wiedergearbeitet, vielleicht gucke ich mir das einfach mal an

00:01:36: und hatte dann mit einem Schulleiter Kontakt, telefonisch Kontakt und er hatte eine Stelle

00:01:43: und war auch ganz in Not und brauchte unbedingt eine Lehrkraft und sagte, ja, ja, kommen

00:01:49: Sie dann und dann. Und dann habe ich mich auf den Weg gemacht und war dort in der Schule

00:01:53: und mir ist schon aufgefallen, dass ganz viele Kinder und Jugendliche mit anderen Wurzeln

00:02:00: da auf dem Schulhof rumliefen. Und auch das Einzugsgebiet anscheinend ein sehr internationales

00:02:06: war. Und ich habe mich dann im Sekretariat angemeldet und die Sekretärin sagte dann,

00:02:12: ja, warten Sie mal draußen, der Herr So und So, der kommt dann gleich und holt Sie rein.

00:02:17: Und dann hatte ich doch ein bisschen Zeit und dann irgendwann ging das Rektoratzzimmer

00:02:22: auf und es kam ein Herr im Anzug raus und ich dachte, okay, das muss der Rektor sein und

00:02:27: ich bin aufgestanden, bin auf ihn zugegangen und habe ihn begrüßt und wollte gerade ansetzen.

00:02:32: Mein Name sagt, nee, ich habe jetzt gar keine Zeit, später setzen Sie sich mal und dann

00:02:40: habe ich nochmal versucht, meinen Namen zu sagen und dann, er war sehr höflich, aber

00:02:44: er war auch sehr klar und sagte, nein, Sie müssen sich einen Termin im Sekretariat holen.

00:02:49: Ich habe jetzt keine Zeit, ich warte auf eine Bewerberin. Und dann merkte ich schon, okay,

00:02:56: der wartet schon auf mich, aber der wartet nicht auf mich. Und dann habe ich gesagt,

00:03:01: ja, Sie haben einen Termin mit einer Bewerberin um die Uhrzeit und die Bewerberin heißt So

00:03:06: und So und das bin ich. Oh, und was passierte dann? Und dann guckte er mich an und sagte,

00:03:13: okay, dann kommen Sie mal rein. Ja, und dann war ich drin im Sekretariat, im Rektorat.

00:03:18: Und das war alles mehr als das hatte nicht rausgekommen? Nein, es war auch wirklich okay,

00:03:23: kommen Sie mal rein und dann haben wir uns hingesetzt und dann, ich merkte natürlich,

00:03:29: dass er erstmal so alles in sich sammeln musste. Und dann versuche ich dann darüber

00:03:35: so ein bisschen hinweg zu helfen und gesagt, okay, ich habe mich beworben auf die und die

00:03:38: Stelle und ich habe das und das studiert und habe also versucht so mein Lebenslauf dann so ein

00:03:43: bisschen runter zu rattern und dann gemerkt oder versucht ihm einfach zu unterstützen,

00:03:51: dass er das, was er sieht mit dem, was er hört, zusammenbringen kann. Ja, so und jetzt muss man

00:03:56: dazu sagen, ich hatte mich ja auch nicht schriftlich bewerben müssen, weil das alles sehr kurzfristig

00:04:00: war, also er hatte gar kein Bild, was er vorher gesehen hat und irgendwann unterbrach er mich

00:04:04: und sagte sie, ich kann Ihnen nicht zuhören. Ich überlege die ganze Zeit, warum sprechen

00:04:13: Sie ein solches Deutsch? Tja. Aha. Und jetzt kommst du? Ja, und jetzt komme ich, also ich muss

00:04:19: sagen, bei zwei Dingen wäre mir jetzt an deiner Stelle die Hutschnur geplatzt, zum einen,

00:04:24: dass er es nicht nötig hatte mehr zu sagen als ach, kommen Sie mal rein und zwischendrin dann,

00:04:30: ach, warum sprechen Sie ein solches Deutsch? Also das ist beides wirklich ein Verhalten,

00:04:35: was ich, was ich muss ich sagen, wirklich als absolut rassistische Empfinde. Ja, so beides.

00:04:42: Aber selbst wenn ich habe eben noch mal einen Moment gestutzt und habe gedacht, ja, okay, wenn es so

00:04:48: wie es ist, wie du es geschildert hast, ist, dass da Kinder wirklich ganz, ganz viele Kinder mit,

00:04:57: mit einem anderen Migrationshinter- oder Vordergrund über den Schulhof getobt sind,

00:05:02: dass es dann so ist, dass man schon davon ausgehen kann, okay, das war vielleicht die Mutter eines,

00:05:07: eines Kindes von uns oder so irgendwie. Also das, da habe ich noch einen Moment gedacht, okay, das

00:05:13: kann sein, dass er das vielleicht erst mal angenommen hat, weil es in seiner Schule eben auch

00:05:17: viele solcher Schüler gibt. Aber dich zweimal zu unterbrechen, um dann von dir gesagt zu kriegen,

00:05:24: ich bin aber doch die Bewerberin und dann redest du mit ihm inhaltlich, weil das ist ja ein

00:05:29: Vorstellung, eine Art Vorstellungsgespräch und dann sagt er, ich kann ihn gar nicht folgen,

00:05:33: weil ich mich frage, warum sprechen Sie eigentlich so gut Deutsch? Wie kommt das? Wie kommen Sie

00:05:38: dazu, so gut Deutsch zu sprechen? Das finde ich beides wirklich ganz schlimm und dafür hätte

00:05:45: er sich eigentlich entschuldigen müssen. Ich weiß gar nicht, dass ihm das gar nicht klar gewesen

00:05:49: ist, das macht die Sache auch nicht besser. Wie ging es dir? Wie ging es mir und wie geht es mir

00:05:56: heute damit? Du bist vielleicht überrascht, aber ich würde diesem Mann gerne heute nochmal begegnen.

00:06:04: Und ich würde ihm gerne meine Hochachtung aussprechen, auch wenn das vielleicht überraschend ist. Und zwar

00:06:15: muss ich wirklich sagen, er saß da vor mir und jetzt muss man ja schon sehen, was ist das für

00:06:21: ein Umfeld? Er, ein Rektor, ich denke mal, er hat den Anzug an, wenn ich das so richtig noch in

00:06:26: Erinnerung habe. Also er, ein Rektor. Ich, eine Bewerberin. Also ich war noch nicht mal Lehrerin,

00:06:32: ich war eine Bewerberin. Also zwischen uns waren ganz viele Hierarchiestufen. Und jetzt traut sich

00:06:40: dieser Mann, der in der Hierarchie vier, fünf Stufen über mir war, traut sich, sich hinzusetzen

00:06:48: und zu sagen, sie, ich habe hier eine Verständnislücke. Ich verstehe hier etwas nicht und ich möchte es

00:06:57: aber verstehen. Weil es war dann so, ich war erstmal natürlich BAF und dann habe ich ihm ganz

00:07:03: kurz geschildert, also wirklich im Schnellverfahren, meine Biografie, Eltern Mitte der 60er Jahre hier

00:07:10: studiert und so weiter und so fort und und ich hier aufgewachsen, deutsche Pflegemama, nachher

00:07:15: Adoptivma und so weiter. Also im ganz wirklich im Schnellverfahren. Und dann sagte er zu mir,

00:07:20: danke und jetzt kann ich ihn wieder zuhören. Okay und dann ging das Gespräch weiter. Und das fand ich

00:07:33: groß. Ich fand das groß. Natürlich hätte ich auch reagieren können und sagen können, sagen so mal,

00:07:39: wie kommen Sie mir eigentlich? Ich nehme meine sieben Sachen und gehe. Ich fand es so toll, dass

00:07:43: dieser Mann sich nicht zu schade war zu sagen, ich möchte das begreifen. Er hätte ja auch nicht

00:07:50: fragen können und einfach dann, als ich weg war mit seiner Sekretärin Mutmaßen, warum die jetzt so

00:07:56: deutsch spricht, wie hierher gekommen ist, ist vielleicht mitgebracht worden, war so ein Souvenir,

00:08:00: sondern was weiß ich, ich habe ja den Doppelnamen von meiner Mama, von meiner deutschen Mama und

00:08:06: dann hätte er ja denken können, oh die ist bestimmt hierher geheirattet worden und so weiter

00:08:10: und so und sich einfach irgendwas zusammenheimen. Aber das wollte er nicht, er wollte begreifen.

00:08:15: Und das fand ich toll. Und das hatte ich auch ein bisschen damit versöhnt, dass er am Anfang zum

00:08:20: Beispiel nicht gesagt hat, also als diese Situation entstand, wo er ja offensichtlich dich nicht für

00:08:27: eine Bewerberin gehalten hat, wo das nicht in seinem persönlichen Kosmos war, dass er dann nicht mal sagen

00:08:32: konnte, oh Entschuldigung, es tut mir leid. Naja, also ich sage mal seine ganze Haltung dann und dieses

00:08:40: Danke, jetzt kann ich Ihnen zuhören. Das war für mich ja schon ein großes Eingeständnis von ich habe

00:08:47: hier, ich bin Ihnen begegnet mit einem Stereotyp oder mit einer Schublade und ich habe diese Schublade

00:08:57: und ich habe aber gefragt, ob diese Schublade richtig ist und jetzt haben sie mir geholfen,

00:09:03: diese Schublade zu lehren. Und dieses Danke, jetzt kann ich Ihnen wieder zuhören, fand ich schon

00:09:11: ein großes Eingeständnis. Von daher bin ich diesem Mann zu keinem Zeitpunkt Graham gewesen und gut,

00:09:19: er hat mir diese Stelle gegeben. Ich habe sie dann nicht genommen aus vielerlei Gründen, aber und ich

00:09:24: hatte auch nicht den Eindruck, dass er sie mir gegeben hat, um eine Wiedergutmachung zu machen.

00:09:28: Ich hätte auf die Stelle gut gepasst, aber ich war wie gesagt in der Wirtschaft tätig,

00:09:32: wollte das dann doch nicht. Aber ich fand es großartig, dass er in der Lage war zuzugeben,

00:09:38: hier ich habe Stereotypen im Kopf und die möchte ich in irgendeiner Form korrigieren.

00:09:45: Aber auch hier wieder das Zusammenspiel beider Seiten, das ist eigentlich so ein Faden,

00:09:51: der sich durch all die Begebenheiten zieht, über die wir hier sprechen. Der eine, der etwas fragt,

00:09:57: weil er wirklich offenbar verstehen möchte oder ein Verständnisproblem hat, weil es nicht mit seinen

00:10:03: Erwartungen und mit seinen Vorstellungen sehr so einhergeht. Und der andere, der also eine Frage

00:10:10: gestellt bekommt, die auch erstmal so an seinen Selbstverständnissen ein bisschen rührt, weil

00:10:15: du natürlich sagen könntest, ja klar, warum sollte ich nicht gut dort sprechen können, hallo. So,

00:10:20: das hättest du ja auch sagen können, aber nein, du erklärst ihm das und danach könnt ihr beiden

00:10:25: in einem gewissen, in einer gewissen Grundharmonie dieses Gespräch beenden, gut beenden und euch gut

00:10:32: auch voneinander.

00:10:33: verabschieden. Das verlangt natürlich Offenheit und auch Toleranz auf beiden Seiten.

00:10:40: Richtig, aber es war auch die Art und Weise, wie er mit mir gesprochen hat und seine ganze Haltung.

00:10:48: Also es war schon fast ein bisschen eine Demut zu spüren bei ihm. Es war nichts Überhebliches,

00:10:56: es war auch nicht so viel Sande. Ich könnte ja gut Deutsch bringen, wir haben das gelernt.

00:11:00: Also gar nicht, sondern es war was sehr Wertschätzendes. Ich habe es so empfunden als Wertschätzend

00:11:08: und auch seine Frage war Wertschätzend. Und ich kenne ja auch andere Arten von Fragen,

00:11:15: andere Arten von Anmerkungen, wo ich dann schon das Gefühl habe, naja, ich werde jetzt hier

00:11:22: gerade nicht ernst genommen. Das war bei dem überhaupt nicht, sondern er wollte wirklich,

00:11:26: er wollte verstehen. Und ich glaube, dass auch die Begebenheit so sein sollte. Ich hatte zwar

00:11:33: danach keine Stelle genommen, er hatte noch immer keine Lehrkraft für seinen Ausfall,

00:11:38: aber auch wieder Cultural Awareness Seminar. Er hat ein kleines, kurzes Cultural Awareness Seminar

00:11:45: gehabt und ich wette, dass er auch künftig, wenn er Menschen mit anderen Wurzeln begegnet, Menschen,

00:11:51: die nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehören, dass er künftig auch da vielleicht mit einem

00:11:57: anderen Gedanken, mit einem anderen Bild auf die Leute zugegangen ist. Vielleicht mit dem Bild,

00:12:02: es könnte sein, die Person, sprich fließend Deutsch. Ja, weil es eben eine gute Begebenheit

00:12:07: zwischen euch war und weil es eine gute Grundstimmung zwischen euch gewesen ist,

00:12:13: eine offene, das ist wie gesagt die Ernsthaftigkeit. Also das wäre jetzt noch was,

00:12:20: was ich gerne wissen würde, weil du ja oft mit solchen Fragen in der einen oder anderen Weise

00:12:26: eben auch befasst bist. Wenn du eine Ernsthaftigkeit dahinter spürst, dann bist du wahrscheinlich

00:12:32: ohnehin schon eher bereit, darauf einzugehen, aber spürst du diese Ernsthaftigkeit auch immer? Also

00:12:39: ist es zu spüren für dich, ob Mensch, wenn er dich was fragt, ob er damit irgendwie nur seine

00:12:45: Klischees bedienen will oder eine dumme Bemerkung machen will oder hier so einen suffisanten,

00:12:49: ja so einen suffisanten Seitenschlänker loswerden möchte oder ob es ihm wirklich Ernst ist mit

00:12:58: seiner Frage. Also ich persönlich kann sagen, ich merke das. Also ob jemand wirklich verstehen

00:13:06: möchte. Also wenn jemand vor mir steht und sagt, ich verstehe das nicht, ja, ich merke aber oder ich

00:13:13: habe gehört, dass das und das anscheinend nicht in Ordnung ist oder der und der Satz oder der und

00:13:18: der Begriff und ich möchte begreifen, ich möchte verstehen. Dann das merke ich. Wenn jemand aber

00:13:26: ja so ein bisschen wirklich suffisant oder herablassend eine Bemerkung macht, ja, oder eine

00:13:35: Anmerkung oder mir sagt ja zum Beispiel, ah, da soll ich den und den Leuten ihr Buch empfehlen.

00:13:43: Und das auf eine bestimmte Art. Dann denke ich schon oder dann sage ich auch, nee, müssen

00:13:48: sie nicht, ist in Ordnung, ja. Weil ich dann schon merke, okay, also es kommt wirklich auf den

00:13:53: auf den Habitus an. Es kommt auf alles an, wie die Person einem begegnet. Aber das ist ja in allen

00:13:59: Sachen. Ja, also das hat jetzt nicht jetzt nur was mit der ethnischen Herkunft oder mit dem Thema

00:14:04: zu tun. Das ist ja mit allem. Man merkt ja, meint es jemand Ernst, ist es jemandem Ernst oder sagt

00:14:10: er das jetzt nur, weil man sagen muss oder will er ein in irgendeiner Form vergeben. Wobei ich auch

00:14:16: manchmal denke, also mir passiert das ja auch im Kontext, dass Männer sich Frauen gegenüber

00:14:22: manchmal komisch in beruflichen Zusammenhängen verhalten. Also da haben wir ja auch diese

00:14:27: Diskriminierungsgeschichten dann und dass Leute besonders Männer dann in dem Fall sind, Männer

00:14:32: besonders flapsig sind oder meinen sie müssten besonders flapsig daherkommen, weil sie total

00:14:37: unsicher sind und weil sie eigentlich überhaupt nicht wissen, wie sie jetzt mit mir vernünftig

00:14:41: oder mit Frauen dann in diesem Job oder in diesem in diesem beruflichen Kontext umgehen sollen,

00:14:46: weißt du. Und das denke ich mir auch manchmal. Es ist natürlich unangenehm, wenn jemand so flapst,

00:14:51: mein erster Impuls ist auch, kommt bleibt mir bitte aus der Hacke. Aber eigentlich ist es ganz oft so,

00:14:57: wenn ich dann in ruhigem Moment nachdenke, dann frage ich mich schon auch, ja, wie viel davon war

00:15:02: echte Unsicherheit. Also ich versuche auch, ja, den Leuten ihr ansehen zu lassen. Ja und auch, dass

00:15:14: jeder Mensch seinen Gesicht warnen kann. Das möchte ich ja auch. Ja, so. Und es gibt ja Situation,

00:15:19: egal ob es jetzt mit unserem Thema zu tun hat oder mit ganz anderen Sachen, wo man einfach

00:15:24: manchmal denkt, okay, komm lass, hat jetzt überhaupt gar keinen Zweck. Ja und dann gibt es

00:15:29: vielleicht eine neue Begegnung und man lernt auch die Personen ganz anders und ganz neu wieder kennen.

00:15:34: Ja und von daher Unsicherheit, absolut, absolut Unsicherheit und vor allem im Moment ja auch

00:15:42: noch mehr. Also mir begegnen auch Menschen, mir hat jetzt gestern wirklich erst jemand geschrieben

00:15:48: auf Instagram und sagte, dieses Thema Alltagsrassismus geht mir so schrecklich auf die Nerven. Ja und

00:15:58: es ist so wirklich, also überall, man wird gebäscht gemacht getan, aber so wie sie es erklären,

00:16:07: also die Person schrieb mir wortwörtlich, ich höre ihnen gerne zu. Ja und das ist so das,

00:16:13: wo ich mich dann wirklich freue oder wenn jemand sagt, ich bin eigentlich so richtig

00:16:17: so ein Stammtisch, ich habe gar keinen Bock darauf. Aber ich höre ihn zu und ich musste

00:16:22: feststellen, oh oh, ich muss mich reflektieren. Ja und muss über diese Alltagsrassismen

00:16:28: nachdenken und ich möchte darüber nachdenken. Dann denke ich, dann ist auch schon viel, viel

00:16:33: gewonnen. Aber das kann ich auch nicht von jedem erwarten. Ich kann weder von jedem erwarten,

00:16:39: dass er diese Offenheit hat und sagt, ich muss darüber nachdenken, ich will reflektieren,

00:16:45: ich kann aber auch nicht von jedem mit anderen Wurzeln, von jeder schwarzen Person erwarten,

00:16:51: dass sie diese Geduld hat und sagt so, sind sie bereit zu verstehen, zu reflektieren, dann erkläre

00:16:55: ich es nochmal. Das kann ich auch nicht erwarten. Also ich habe Verständnis, wenn Leute sagen,

00:17:00: habe ich keinen Bock darauf, das zum dritten Mal zu erklären. Ich will es nicht. Ja, wenn man auch

00:17:05: dann das Gefühl hat, es wird noch, es wird schon wieder gefragt und schon wieder gefragt und

00:17:08: schon wieder gefragt und man denkt, Mensch, es müsste jetzt eigentlich klar sein, das ist einfach so.

00:17:12: Ja oder schon wieder gemacht, also es sind ja oft nicht nur Fragen, sondern es sind so subtile,

00:17:20: subtile Stereotypen, die dann in den Alltag gebracht werden. Und so angeblich flapsige

00:17:28: Bemerkungen oder, gut irgendwann ist es auch nicht mehr flapsig und dann ist es auch nicht mehr so

00:17:33: dieses, was so subtil passiert, dann ist es strukturell. Und wenn jemand strukturell erlebt,

00:17:39: dass er zum Beispiel sich bewirbt, ich habe einen jungen Mann gehabt, der sagte, Mensch, ich suche,

00:17:44: ich suche schon seit einem Jahr einen Praktikumsplatz, ich kann mein Studium nicht weiter machen, weil mir

00:17:50: dieser Praktikumsplatz fehlt, weil aufgrund meines Bildes und meines Namens, ich da schon

00:17:55: überhaupt gar nicht erst eingeladen werde, geschweige, dass ich zeigen kann, dass ich dieses

00:18:00: Praktikum gut machen könnte, können Sie mich nicht unterstützen. Und nur weil ich wirklich

00:18:06: Hand verlesen, Entscheider angerufen habe und gesagt habe, hey, ich habe hier einen jungen Mann

00:18:11: und der braucht einen Praktikumsplatz und den laden Sie jetzt bitte ein. Ja und dem geben Sie

00:18:16: einen Praktikumsplatz, der wird heute noch suchen. Und der hat jetzt auch eine Stelle und ist wunderbar,

00:18:20: ja, aber das sind so strukturelle Geschichten, da hat es nicht mehr mit, naja, wir erklären mal so

00:18:26: ein bisschen und sind dann gut miteinander, sondern das ist eine strukturelle Geschichte, an die man

00:18:31: auch rangehen muss, ja, wo man überlegen muss, schreiben wir Bewerbung noch mit dem Bild oder

00:18:36: nicht. Ja, ja, ja, sagen wir eigentlich viel zu selten, sagen wir das viel zu selten, ich möchte

00:18:42: verstehen, ich verstehe es gerade nicht, aber ich möchte verstehen, wäre das so ein Schlüsselsatz?

00:18:47: Ja, das wäre ein Schlüsselsatz, weil ich glaube, dass dann, also mir geht es zumindest so, ja,

00:18:53: dass ich dann, wenn mir jemand sagt, ich möchte verstehen, denn bietet er mir ja die offene Flanke

00:18:59: und wenn ich da draufhauen würde, dann bin ich, also ich persönlich für mich, Florence, würde mich

00:19:05: richtig blöd finden, das würde ich nicht machen. Wenn mir jemand sagt, hey, ich möchte verstehen,

00:19:10: dann haben wir schon so ein Miteinander, ja, und dann endet auch das Gespräch oder das Gespräch

00:19:18: nimmt dann einen Verlauf oder die Situation, die gar nicht aggressiv sein kann. Wenn mir jemand sagt,

00:19:24: ich möchte verstehen, das ist so entwaffnend, ja, da kann ich ja gar nicht dann wütend oder aggressiv

00:19:34: oder sonst was sein, ja, das sind aber diese Alltagssachen, also das hat jetzt nichts mit Bewerbungen

00:19:41: zu tun oder wenn ich eine Wohnung suche, ja, das sind Sachen, da kann ich unter Umständen an der

00:19:49: Struktur, an der strukturellen Ausgrenzung scheitern, ja, und da hat es nichts mehr mit verstehen

00:19:55: zu tun, aber wenn wir über die Alltagsdiskriminierung sprechen und wenn da jemand bemerkt, oh, da ist

00:20:01: irgendwas oder ich habe etwas nicht verstanden und sagt, ich möchte verstehen, da sind wir schon,

00:20:06: das ist schon so ein großer Schritt weiter, ja, und da erkläre ich auch gerne, aber noch mal,

00:20:12: man kann nicht erwarten, dass es jeder Mensch machen möchte. Und so würde es anders gehen mit

00:20:20: dem Schlüsselplatz, den wir uns merken, also den ich auf jeden Fall für mich jetzt mitnehme,

00:20:25: dass ich sage, wenn mir irgendwas so ist, dass ich denke, hoch, was ist das, dann sage ich,

00:20:30: ich habe es gerade nicht verstanden, ich möchte es aber gerne verstehen, ja, und wenn ihr Anmerkungen

00:20:35: habt oder Kommentare oder Fragen oder vielleicht das Situation, von denen ihr sagt, ja, damit

00:20:40: ich euch von erzählen oder vielleicht habt ihr Lust, da mal drüber zu sprechen, dann immer

00:20:44: gerne, wir sind zu erreichen auf allen sozialen Kanälen und freuen uns über eure Rückmeldungen,

00:20:52: über eure Kommentare und immer dran denken, die Essenz von allem ist reden und zusammen.

00:21:00: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

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