“Selektive Solidarität?!”

Shownotes

Wenn ukrainischen Flüchtlingen eine große Welle der Hilfsbereitschaft entgegenschlägt und Flüchtlinge mit einer anderen Hautfarbe und/oder anderen Wurzeln als die Mehrheitsgesellschaft vor Ort an der Grenze abgewiesen werden - obwohl sie genauso von den russischen Angriffen bedroht sind. Gibt es in unseren Köpfen etwa Flüchtlinge 1. und 2. Klasse? Das sind Bilder und Geschichten, die uns sprachlos machen und für die wir in dieser Folge kaum Worte finden.

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00:00:00: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

00:00:08: Wir sagen, es geht auch anders, nämlich mit gegenseitigem Verständnis, mit viel Toleranz

00:00:14: und vor allem indem man sich gegenseitig gut zuhört und miteinander redet anstatt

00:00:20: übereinander.

00:00:21: Und das wollen wir hier in diesem Podcast tun.

00:00:24: Heute eine Folge aus aktuellem Anlass über ein Thema, das uns in den letzten Tagen, glaube

00:00:31: ich, alle sehr beschäftigt, viele von uns auch sehr bedrückt und sehr umtreibt.

00:00:35: Das ist der Krieg in der Ukraine.

00:00:38: Die Bilder, die wir von dort sehen, Bilder der Zerstörung, Bilder des Krieges, Bilder

00:00:45: von Menschen, die von diesem Geschehen überrollt werden, die versuchen das Land zu verlassen,

00:00:52: die versuchen sich in Sicherheit zu bringen, Flüchtlingsströme, wie wir sie seit 2015

00:00:57: nicht mehr erlebt haben und inmitten dieser Flüchtlingsströme etwas, das Florence und

00:01:03: mich ganz besonders betroffen macht.

00:01:07: Das stimmt.

00:01:08: Ich habe als die Geschichten so hoch kam und angefangen wurde zu posten, man auf Facebook,

00:01:17: auf Instagram, das alles las.

00:01:18: Da habe ich den ersten Post gesehen, in dem es hieß "Schwarze Studierende" oder überhaupt

00:01:24: schwarze Menschen, die auch an die Grenze gegangen sind, die flüchten wollten, die rüber

00:01:30: wollten, die das Land verlassen wollten, die sind vom Verlassen gehindert worden.

00:01:36: Und das habe ich erst nicht verstanden und habe gedacht, na ja, das ist so ein Post.

00:01:40: Und wie das ja manchmal so ist, man sieht was und überblättert schon manchmal die Sachen.

00:01:47: Und so ist es ja auch mit so einem Instagram-Post, dass man es dann fast schon überwischt.

00:01:52: Und dann merkst du aber, du kriegst immer mehr und immer mehr solcher Nachrichten und

00:01:56: dann fängst du an, wie stehen zu bleiben innerlich und zu gucken, Mensch, was genau ist da jetzt

00:02:02: dran.

00:02:03: Und das hat mich dann richtig erschüttert zu hören, dass eben sehr viele Studierende,

00:02:08: schwarze Studierende dort auch sind in der Ukraine und auch Menschen, also nicht nur afrikanischer

00:02:15: Herkunft, eben, ich sag mal, POC, die nicht weiß sind, ja, aus anderen Ländern herkommen,

00:02:21: andere Hintergründe haben und die daran gehindert wurden, die Busse zu benutzen, die Züge zu

00:02:27: benutzen, das hat mich, das hat mich echt schockiert, als Mutter noch mal mehr, ne?

00:02:32: Ich wusste, muss ich sagen, auch gar nicht, beziehungsweise mir war gar nicht so klar,

00:02:37: dass so viele Studierende aus Nigeria habe ich gesehen, also dort in der Ukraine sind.

00:02:42: Die Posts kamen von Medizinstudenten dort, dann auch viele Studierende aus Ländern kommen,

00:02:52: die muslimisch geprägt sind, auch dort sind und studieren.

00:02:57: Also das war mir gar nicht so klar.

00:02:59: Und als ich die ersten Beiträge gelesen habe und das war ein Artikel in der Zeit, wo einer

00:03:04: dieser Medizinstudenten das geschildert hat, dass er vier Tage lang, vier Tage lang versucht

00:03:09: hat, über die ukrainische Grenze zu kommen.

00:03:11: Und dort zweimal von polnischen Grenzbeamten zurückgeschickt worden ist.

00:03:17: Also quasi, man muss schon sagen, aussortiert und zurückgeschickt worden ist.

00:03:23: Während also allen anderen Menschen, die dort kommen aus der Ukraine, und das ist ein Bild,

00:03:28: was für mich unheimlich schief ist, allen anderen Menschen eine unfassbare Hilfsbereitschaft

00:03:33: entgegenschlägt, aus Polen, aus Ungarn, ja, wo eben auch im Moment rechtsgerüchtete Regierungen

00:03:40: an der Macht sind.

00:03:41: Also eine unheimliche Hilfsbereitschaft, dort eine riesige Welle, dass man das Gefühl hat,

00:03:46: es wird alles aufgefahren und alles gemacht, um diesen Menschen zu helfen, was ich großartig

00:03:50: finde, was ich per se großartig finde.

00:03:52: Aber es wird ein Unterschied gemacht zwischen den Inanführungszeichen und auch das habe ich

00:03:56: in einem Otronen am Interview gehört zwischen den richtigen Flüchtlingen, den richtigen,

00:04:02: also den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, den Menschen aus der Ukraine und den anderen.

00:04:07: Und das hat mich wirklich auch erschüttert.

00:04:09: Ja.

00:04:10: Also mir ist es ähnlich gegangen, dass ich zunächst einmal verwundert war, aber da habe

00:04:15: ich einfach gemerkt, dass ich da anscheinend einen blinden Fleck hatte, dass ich verwundert

00:04:20: war, in den Bildern, Fernsehen zum Beispiel, so viele schwarze Menschen zu sehen, ja, also

00:04:27: an der Grenze.

00:04:28: Also das war so das erste, dass ich da einfach eine unbewusste Inkompetenz hatte, die zu

00:04:35: einer bewussten Inkompetenz wurde.

00:04:37: Und ich gedacht habe, ah ja, okay, das war mir gar nicht so bewusst.

00:04:40: Ja.

00:04:41: Und dann dieses Aussortieren, das Aussortieren, das Unterscheiden.

00:04:47: Das war erst mal wirklich so eine Sprachlosigkeit und dann dachte ich, aha, das ist Solidarität,

00:04:55: die aber unterschieden wird, wer ist würdig, diese Solidarität zu bekommen und wer nicht.

00:05:00: Und dann frage ich mich natürlich, was steckt dahinter?

00:05:04: Dann sagt man sich jetzt, ohne dass ich sage, es ist eine richtige Denkweise oder eine falsche,

00:05:10: aber sagt man, es wird erst mal den Menschen geholfen, die in diesem Land zu Hause sind

00:05:15: und die Gäste sind ja E-Gäste und haben ja eigentlich da ja sowieso nichts verloren und

00:05:20: müssen gucken, wie sie nach Hause kommen.

00:05:22: Also da habe ich auch für mich keine Antwort gefunden.

00:05:27: Doch, also ich habe schon eine Antwort gefunden, dass ich komplett entsetzt bin, aber ich habe

00:05:30: keine Begründung gefunden.

00:05:32: Die Frage, die ich mir gestellt habe, also ich bin mir auch nicht so ganz sicher, was

00:05:37: jetzt, was jetzt so eigentlich die Motivation ist, die dahinter steckt.

00:05:41: Ob das wirklich die Tatsache ist, dass das Menschen, dass das Menschen sind, die aus

00:05:46: einem Land kommen oder gebürtig sind, in das im Moment mit einem Krieg überzogen wird

00:05:51: von Russland oder ob das die Empfindung ist, das sind ja Europäer, genau wie wir.

00:05:57: Und weil das Europäer sind, genau wie wir, müssen wir uns gegenseitig helfen.

00:06:02: Ich hatte eher das Empfinden, dass das die Motivation ist.

00:06:06: Und dass das damit gemeint ist, das sind ja richtige Flüchtlinge, denn das sind unsere

00:06:10: europäischen Nachbarn, das wurde auch ganz oft gesagt, das sind unsere europäischen Nachbarn.

00:06:15: Das heißt also, wenn es ein Kriegsgeschehen in Europa gibt, dann ist offenbar die Hilfsbereitschaft

00:06:21: sehr, scheint sehr viel größer zu sein und auch die Aufnahmebereitschaft, als wenn es

00:06:26: Menschen sind, die aus einem Kriegsgebiet kommen, das nicht in Europa liegt, weißt du?

00:06:30: Das war mein Empfinden.

00:06:31: Ja, das mag sein.

00:06:33: Also das hatte ich so in dem Moment, ich für mich persönlich erstmal nicht, sondern ich

00:06:37: habe gedacht, an dieser Grenze sind Menschen, die weg wollen von der Gefahr und da ist

00:06:43: es mir persönlich erstmal egal, sind es Europäer oder sind es wie auch immer, es sind Menschen.

00:06:50: Und Menschen, die an der Grenze stehen und sagen, ich möchte aus dieser Gefahr raus,

00:06:56: den muss geholfen werden.

00:06:58: Ganz egal, welcher Hautfarbe, welcher ursprünglichen Herkunft, ob es Europäer sind oder nicht.

00:07:04: Also das war so mein Gedanke.

00:07:05: Und dann habe ich natürlich weiter geguckt im Internet, auf Social Media, wie damit umgegangen

00:07:11: wird und dann war ich wieder wahnsinnig erstaunt, aber in diesem Fall positiv, zu sehen, was

00:07:17: hier in Deutschland dann an eine Maschinerie losgetreten wurde und wer alles mobilisiert

00:07:25: hat zu sagen.

00:07:26: Und ich habe es so für mich dann so als Satz zusammengefasst, zu sagen, wir holen unsere

00:07:32: Kinder dort raus.

00:07:33: Ja, und da waren viele, die ich auch auf Instagram, auf Facebook folge, die gesagt haben, Leute,

00:07:41: wir brauchen unbedingt Spenden, um Busse jetzt hierzu in Bereitschaft zu setzen, wir müssen

00:07:46: den Fahrern entsprechend eine Entschädigung geben können.

00:07:49: Also deshalb brauchen wir eine Summe X, wir holen da unsere Kinder raus.

00:07:53: Denn das, das hat mich wirklich, das hat, das hat mein Herz bewegt.

00:07:57: Also da wurde ich richtig pathetisch, ja, weil ich gedacht habe, ja, das ist nicht,

00:08:01: oh mein Kind, ah, ist nicht dort, okay, lege ich mich wieder zurück, sondern da sind Studierende,

00:08:07: da sind unsere Kinder, da ist auch wieder dieses Sprichwort für die Erziehung eines Kindes,

00:08:12: ist das ganze Dorf zuständig.

00:08:13: Also da fühlten sich auf einmal schwarze Menschen afrikanischer Herkunft zuständig

00:08:18: und verantwortlich zu sagen, unsere Kinder müssen da raus.

00:08:22: Die haben sicherlich auch nicht nur Studierende jetzt rausgeholt, sondern auch Erwachsene,

00:08:26: die dort arbeiten und, und, und.

00:08:28: Aber das ist so das Bild, was ich dann hatte und da dachte ich, oh Mensch, wie toll, wie toll.

00:08:33: Hatte ich das ein bisschen versöhnt denn dann mit dem, was da vorher passiert ist an der Grenze

00:08:38: oder hast du dir gedacht, das hätte auch eigentlich erst mal gar nicht passieren dürfen, ja, solche Situationen?

00:08:44: Ja, versöhnt weiß ich gar nicht, ob ich vorher unversöhnt war.

00:08:51: Ich war wahnsinnig sprachlos und dann war dieses positive, was dann geschehen ist,

00:08:56: das hat einfach schlichtweg mein Herz erwärmt.

00:08:58: Und dann hatte ich gar nicht mehr die Energie und wollte das auch gar nicht, so negative Energie,

00:09:03: um zu sagen, hey, aber Moment, ihr habt die dort nicht rüber gelassen, sondern ich war so, so erfreut

00:09:10: und wirklich so, so wahnsinnig freudig und habe einer Frau auch geschrieben.

00:09:13: Ich glaube, die hatte, die hat, heute habe ich gelesen, dass sie geschrieben hat,

00:09:16: Leute, ich habe fünf Nächte nicht geschlafen, die hat glaube ich meinen Kommentar auch noch gar nicht gelesen.

00:09:21: In der persönlichen Nachricht, das hat mich dann einfach erfreut.

00:09:25: Und dann hatte ich emotionsmäßig überhaupt gar keine Zeit und gar keine Energie jetzt negativ zu denken.

00:09:31: Weil ich gedacht habe, wie schön ist das, dass man einfach gesagt hat, okay, und da helfen wir jetzt.

00:09:37: Also das finde ich auch dann groß am Ende, aber bei mir bleibt eben doch nochmal ein anderes Gefühl zurück.

00:09:43: Also ich habe schon den Eindruck, das ist insgesamt ein bisschen untergegangen.

00:09:48: Auch wenn es am Ende dann so eine Geschichte ist, die gut ausgeht, weil sich doch Leute zusammen tun,

00:09:53: auch hier Menschen aus der schwarzen Community zusammen tun, um die Studierenden dort rüberzuholen.

00:09:59: Aber insgesamt war mir da einfach dann die Aufmerksamkeit und ich glaube auch die Empörung einfach nicht präsent genug.

00:10:07: Weißt du? Das ist so ein bisschen untergegangen.

00:10:10: Ich bin in anderen Diskussionen, denke ich, mir immer, oder beziehungsweise habe ich oft den Eindruck,

00:10:16: da ist die Empörung so ein bisschen over the top, dann die Empörung überlagert alles und fängt auch an,

00:10:21: eine vernünftige Diskussion darüber.

00:10:26: und auch eine etwas ruhige Diskussion und Auseinandersetzung darüber zu übertünchen.

00:10:31: Das alles mit Empörung übertüncht. Hier war mir das zu wenig fast. Also hier finde ich,

00:10:38: hätte die Empörung darüber, dass da Menschen andere Hautfarbe und eine anderen Ethnier an der

00:10:46: Grenze zurückgewiesen werden, dass die Probleme haben zu fliehen aus einem Land, in dem sie nicht

00:10:51: sicher sind, nachweislich nicht mehr sicher sind. Also das war mir einfach zu, dass es mir zu schnell

00:10:57: weggewischt wurde. Weißt du, warum das bei mir so anders war? Das ist so ein bisschen wie ein

00:11:06: Pflaster. Ich persönlich kann, wie gesagt, auch gewisse Filme nicht gucken und bin da gleich so

00:11:15: drin in der Thematik. Und ich habe mich dann schon am Anfang gedacht, du lieber Herr Gott, wenn ich

00:11:22: mir vorstelle, ich lebe jetzt in Nigeria und ich weiß, mein Kind studiert im Land X und da ist diese

00:11:29: Gefahr und ich sehe dann aus den Medien, mein Kind kommt da gar nicht weg. Also wenn ich jetzt die

00:11:36: Position der Mutter einnehme oder auch die Position der Ehefrau, mein Mann arbeitet dort und der

00:11:41: kommt da nicht raus. Ich habe ja gar nicht die Möglichkeit schnell zu sagen, oh, Ticket und ich

00:11:45: fliege dahin und ich kümmere mich drum. Und das war für mich so entsetzlich. Ich hatte dann

00:11:51: wirklich selber gedacht, wenn ich so involviert gewesen wäre, da hatte ich dann wirklich überlegt,

00:11:57: okay, wen hätte ich jetzt schnell angerufen oder wo hätte ich schnell ein Bus hergekriegt und auch

00:12:02: ich wäre dann natürlich mit jemandem, weil alleine hätte ich mir das nicht zugetraut,

00:12:06: wäre hingefahren und hätte nicht nur mein Familienangehöriges dort eingepackt, sondern

00:12:12: geguckt, möglichst einen großen Bus, dass man noch mehr mitnehmen kann. Aber ich war so persönlich

00:12:19: erschüttert, dass ich das, glaube ich, für mich gar nicht ertragen konnte und deshalb diese positiven

00:12:25: Nachrichten als Pflaster benutzt habe, damit es nicht mehr wehtut. Ja, das kann ich verstehen.

00:12:30: Das kann ich verstehen. Da bin ich dann wahrscheinlich doch einen Schritt weiter weg von. Also ich hatte

00:12:37: mehr so, in dem Moment hatte ich mehr so, zwar auch die menschliche, aber mehr so die journalistische

00:12:41: Draufsicht, dass ich dachte, was für ein Skandal hier eigentlich, warum wird das so runtergekocht?

00:12:46: Warum nimmt das sogar keinen Platz ein? Wobei ich auf der anderen Seite auch wieder verstehe,

00:12:50: dass vieles in diesem Konflikt erst mal ja auch eine andere Gewichtung hat. Also wir werden im Moment

00:12:58: sowieso von diesen Ereignissen überrollt, dass wir uns erst mal selber sortieren müssen und

00:13:05: passiert ja auch jeden Tag was Neues. Also ich habe ja auch schon, du weißt das, ich war letzten

00:13:12: September war ich in der Ukraine, ich war in Odessa, dass jetzt vielleicht bald Luftangriften

00:13:17: ausgesetzt ist und ich war auch dort im ganzen Umland in Bessarabien und in Moldavien und ich

00:13:23: kenne diese Plätze und ich kenne die Orte, aus denen ich jetzt eben auch Nachrichten bekomme und

00:13:28: Bilder sehe und ja, also die ersten Tage waren für mich, die habe ich in so einer Benommenheit

00:13:35: verbracht. Also ich war so, ich war unter Schock irgendwie und das überlagert das natürlich so

00:13:42: ein bisschen, aber dann als mir klar wurde, was da an der Grenze passiert und dass es da diesen

00:13:48: Selektionsmechanismus gibt, da hat mich das glaube ich auch in meinem Ja, das hat mich als

00:13:56: Deutsche unheimlich angefasst, weil Selektion mich anfasst, das ist für mich ein Triggerbegriff,

00:14:03: weißt du? Das verstehe ich absolut. Es ist noch eine zweite Sache, mit der ich vielleicht erklären

00:14:13: kann, warum es mir so ging, wie es mir geht. Wie soll ich sagen? Es ist so eine Erwartungshaltung,

00:14:21: die ich gar nicht mehr habe. Also ich bin, du kennst mich, dass ich niemand bin, dessen Glas

00:14:28: halb leer ist. Mein Glas ist immer halb voll und trotzdem habe ich bei gewissen Dingen überhaupt

00:14:34: nicht die Erwartungshaltung, dass die Sache gesehen wird oder man sich empört oder dass irgendwie

00:14:42: groß aufgemacht wird. Sondern ich denke dann immer schon im nächsten Schritt, okay, du musst dir

00:14:48: eh selber helfen. Du musst es eh selber hinkriegen und deshalb hatte ich überhaupt nicht die Erwartung,

00:14:55: dass das jetzt in den Medien so hochgekocht wird, sondern ich habe das so fast für mich und das ist

00:15:00: so wie ich es jetzt im Moment sage, schon fast erschütternd. Ich habe es schon als normal empfunden,

00:15:05: dass sich dann Menschen aus der Community hier zusammentun und sagen, wir müssen gucken, dass

00:15:11: wir da helfen, dass wir unseren Leuten helfen. Also wo ich sonst auch immer sage, hey, wir sollen nicht

00:15:18: denken in ihr und wir und uns hilft keiner, aber in dem Fall dachte ich, ja so ist es. Ohne jetzt

00:15:25: den der weißen Mehrheitsbevölkerung einen Vorwurf zu machen, gar nicht. Selbst dazu war ich ja gar

00:15:31: nicht, das wollte ich gar nicht, sondern ich habe gedacht, ja, ich erwarte gar nichts, sondern wir

00:15:36: müssen gucken, dass wir uns selbst helfen. Ja, das ist spannend. Also ja, das ist wirklich spannend,

00:15:42: ist auch ungewohnt, dass du das jetzt so formulierst und meine Haltung dann so eine ganz andere

00:15:50: ist. Hast du denn das Gefühl, dass wir das dann vielleicht nochmal in der Rückschau, also wenn

00:15:59: hoffentlich dieser Konflikt irgendwann mal beigelegt ist oder diese Zeit jetzt hier auch vorbei ist,

00:16:08: dass wir das nochmal aufarbeiten müssen oder machst du da jetzt für dich auch erst mal einen Haken dran?

00:16:14: Ich würde gerne, wobei, ob ich die Möglichkeit habe, weiß ich nicht, aber ich kann es jetzt in

00:16:20: dieser Plattform ja machen. Ich würde gerne im Nachgang, wenn wirklich die Erschütterung über die

00:16:28: ganze Situation, also wenn sich alles beruhigt hat, würde ich tatsächlich gerne medial mal fragen,

00:16:34: habt ihr das mitbekommen und wenn ja, warum habt ihr nichts gemacht? Also es hätte ja auch, es war

00:16:44: ja wirklich so in den Medien, dass durchaus auch deutsche Organisationen, weiße Organisationen

00:16:51: hätten sagen können, hey, da fahren wir hin, da müssen wir was tun. Jetzt kann es natürlich sein,

00:16:57: dass es die gab und dass die aber medial sich einfach so zurückgehalten haben, dass wir es gar

00:17:02: nicht mitbekommen haben. Ich habe eben nur die Menschen aus der schwarzen Community mitbekommen,

00:17:08: in Hamburg, in Berlin, ja in Freiburg, die da entsprechend das gemacht haben. Vielleicht folge

00:17:14: ich einfach den anderen nicht und kriegst deshalb nicht mit. Ich möchte auch niemandem unrecht

00:17:19: tun. Wenn es so ist, dann wird es mich interessieren. Ich glaube aber fast, dass es so ist, wie du

00:17:26: sagst, dass es gar nicht diese Aufmerksamkeit erreicht hat. Also wie immer bei solchen Fragen,

00:17:35: das bemerken, im Kopf behalten und auf jeden Fall aufmerksam sein und nochmal drüber reden. Also

00:17:43: mein empfinden wäre das auch, darüber nochmal zu reden und nochmal zu überprüfen, wie unsere

00:17:50: Reflexe sind und unsere Aufmerksamkeit ist. Und natürlich auch damit geht auch ein Her, wie wichtig

00:17:59: uns sowas ist, finde ich, dass man sagt, alle Menschen sind in einer solchen Situation erst mal

00:18:05: gleich und allen Menschen muss geholfen werden, ungeachtet der Herkunft, der Hautfarbe, der

00:18:12: Religion und allem anderen. Und da müssen wir, glaube ich, unsere eigenen Werte nochmal überprüfen

00:18:18: auch. Absolut. Aber ich merke jetzt in dieser Folge und in dem Gespräch, was wir jetzt hier machen,

00:18:26: dass ich überhaupt nicht so sehr auf die Meta-Ebene gehen kann. Es ist für mich so, es ist so

00:18:33: innen drin und ich bin so erschüttert. Und ich habe jetzt aufgrund dieses Gespräches so das

00:18:39: Gefühl, ich habe das Pflaster ein bisschen abgemacht, was ich eigentlich nur drauf haben möchte. Also

00:18:45: es ist kein Gespräch, es ist kein Thema, in das ich auf der Meta-Ebene schauen kann, ja, wie kann

00:18:54: das sein, rechts, links, vorne, hinten, wie können wir das betrachten, sondern es ist einfach ein ganz

00:18:59: trauriges, wirklich trauriges Gefühl und gleichzeitig ein dankbares Gefühl für die, die gesagt haben,

00:19:07: ich mache da jetzt, ja. Und trotzdem ist es auch ein hilfloses Gefühl, weil ich das Gefühl habe,

00:19:14: ja, man muss sich selber helfen. Und gerade in dieser Folge würde uns besonders interessieren,

00:19:21: wie ihr darüber denkt. Ganz genau. Ja, wie ihr darüber denkt und wenn wir vielleicht Organisationen

00:19:29: nicht jetzt gesehen haben oder im Blick haben, die auch geholfen haben, bitte dann meldet euch,

00:19:36: weil ich möchte auch nicht mit diesem Gefühl zurückbleiben. Es waren tatsächlich nur Menschen aus

00:19:41: der Community, obwohl ich fast den Eindruck habe, dass es so ist. Wenn es aber nicht so ist, dann

00:19:47: meldet euch. Also das ist heute wirklich so eine sehr emotionale Folge auch, das würde uns interessieren.

00:19:54: Und ich möchte mich bedanken bei denen, die wirklich gesagt haben, wir müssen unsere Leute

00:19:59: daraus holen und wir müssen ihnen helfen und wir müssen unsere Kinder daraus holen. Das ist auch

00:20:04: so für mich, denke ich, als Mutter auch nochmal so eine Sache. Ja, also wie gesagt, schreibt uns,

00:20:12: bewertet die Folge wie üblich auch. Auch diese Folge darf gerne fünf Sterne bekommen oder auch

00:20:18: weniger. Wenn ihr das Gefühl habt, wir haben da etwas nicht gesehen, wir haben vielleicht einen

00:20:23: blinden Fleck. Folgt unserem Podcast. Wir freuen uns sehr, wenn unsere Hörer und Hörerinnen schafft,

00:20:30: immer größer wird. Und ja, auch wenn diese Folge ein bisschen mich vor allem sprachlos macht,

00:20:37: ist es wie immer, reden und zusammen.

00:20:40: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

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