‚Die 2. Klasse ist auf der anderen Seite!‘

Shownotes

Wenn die Hautfarbe darüber entscheidet, ob ein Mensch zur Zielscheibe von abwertendem Verhalten wird und wie man damit umgehen kann. Diskriminierungserfahrungen mit der Deutschen Bahn.

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00:00:00: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

00:00:08: Wir sagen ja, das geht auch anders.

00:00:13: Wir sprechen in diesem Podcast über Rassismus, aber eben anders.

00:00:17: Weil es uns wichtig ist, keine Vorwürfe zu machen, keine Schuld zuzuweisen

00:00:23: und uns vor allen Dingen nicht in die Haare zu geraten,

00:00:25: sondern besser miteinander umzugehen.

00:00:28: Das bedeutet vor allen Dingen entspannter miteinander umzugehen.

00:00:32: Und das kriegen wir nur hin, wenn wir endlich mal rauskommen aus unseren schwarz-weißen Schubladen.

00:00:37: Davon gibt's ganz viele und es gibt auch immer wieder Alltagserlebnisse,

00:00:41: die man sofort in die einen oder andere Schublade packen könnte.

00:00:44: Florence, du hast neulich was erlebt.

00:00:47: Das ist noch gar nicht so lange her, von dem ich dachte,

00:00:51: das könnte im Jahr 2022 eigentlich nicht mehr passieren.

00:00:55: Und doch ist es passiert.

00:00:57: Es war ein Erlebnis in der Deutschen Bahn,

00:01:01: bei dem du darauf hingewiesen worden bist, wo dein eigentlicher Sitzplatz sein müsste.

00:01:07: Ja, zumindest hatte ich das Gefühl und das Gefühl trügt mich eigentlich auch selten,

00:01:14: weil ich eigentlich wirklich eine sehr entspannte Person bin,

00:01:17: was all diese Sachen angeht und mein Filter auch nicht so ist,

00:01:21: dass ich gleich denke, oh, da will mir jemand irgendwas Böses.

00:01:24: Aber in dem Fall war es wirklich so, ich bin in die erste Klasse eingestiegen

00:01:29: und habe auch keinen suchenden Eindruck gemacht.

00:01:32: Ich war froh, der Zug war da, ich wollte meinen Platz suchen und auf einmal ...

00:01:36: Und ich wollte eigentlich auch noch eine Bahnmitarbeiterin vorbeilassen,

00:01:40: weil ich gemerkt habe, die wollte in ihr Abteil, ihr Arbeitsabteil.

00:01:43: Und auf einmal sagte sie aus dem Nichts heraus, da geht's in die erste Klasse,

00:01:49: in die zweite Klasse geht's in die andere Richtung.

00:01:52: Und das sagte sie, in welchem Ton würde mich jetzt noch interessieren?

00:01:55: Also wie sagte sie das?

00:01:57: Also der Ton, das war erstmal einfach nur so dieses Inhaltliche.

00:02:03: Das ist die erste Klasse, in die zweite geht's da hin.

00:02:08: Wo ich dann dachte, okay, und dann habe ich sie gefragt,

00:02:13: ja, warum sagen sie mir das jetzt?

00:02:15: Weil ich meine, wenn ich irgendwo im Laden bin, was ich und ich bin

00:02:21: bei den Servierten sagt mir ja auch niemand, die Milch ist dahin.

00:02:25: Habe ich ihr jetzt nicht gesagt, sondern ich dachte für mich.

00:02:28: Und dann sagt sie, ja, weil da ist die erste Klasse, die zweite ist dahin.

00:02:32: Da sage ich ja noch einmal, warum sagen sie mir das?

00:02:35: Und ich denke schon, dass sie sich da ertappt fühlte,

00:02:38: dann war eine andere, die mir dann sagen wollte oder gesagt hat,

00:02:43: ja, die hat ihnen ja nur da den Weg erklären wollen.

00:02:48: Ich wollte dann auch schon weggehen aus der Situation raus.

00:02:51: Dann hörte ich wie die eine eben sagt, diese Leute immer und was weiß ich.

00:02:55: Also eigentlich über mich aufregte und dann bin ich nochmal zurück.

00:02:59: Und dann sage ich, nee, also irgendwie ist gerade die Situation verdreht und auch falsch.

00:03:04: Also, na ja, und dann gab's hin und her und hin und hin.

00:03:07: Und dann gab's noch eine Zugchefin, also die hat sich dann als Zugchefin rausgestellt

00:03:11: und dann brüllte die los, ja, Schluss jetzt.

00:03:16: Wir wollen jetzt unsere Arbeit machen und so.

00:03:19: Also, das war eine Situation, wo ich wirklich gedacht habe, boah, das passiert mir selten.

00:03:25: Beziehungsweise das ist mir noch nie passiert.

00:03:28: Ja, so.

00:03:29: Und ich habe mich dann hingesetzt und dann kam später die andere, die so ein bisschen vermitteln wollte

00:03:34: und sie sagte, ach, wissen Sie, ich möchte also diese Situation,

00:03:38: ich möchte nochmal mit Ihnen darüber sprechen, darf ich mich setzen

00:03:41: und ich möchte die Situation begreifen, ja, ich möchte verstehen.

00:03:45: Und das war dann der Punkt, wo ich gedacht habe, ja, das ist gut, ja.

00:03:49: Wenn wir so was haben, es geht nicht um den Fehler, den wir machen.

00:03:53: Es geht darum, wie gehen wir damit um.

00:03:55: Und jetzt könnte man natürlich sagen, oh, die hat doch gar keinen Fehler gemacht,

00:03:58: die hat doch nur gesagt, wo welche Richtung ist.

00:04:00: Aber man muss natürlich gucken, in welcher Situation

00:04:04: und eben auch sich die Frage erlauben, warum hat sie das gesagt, ja.

00:04:09: Und was ich aber jetzt nochmal gerne unterscheiden möchte,

00:04:13: ist also die brüllende Dame, das war die Leiterin, ja.

00:04:19: Also die Zugleiterin, die dann sagt, jetzt ist aber Schluss hier.

00:04:23: Da möchte ich nur kurz einhaken, dass ich vor kurzem auch

00:04:27: eine schreiende Zugmitarbeiterin erlebt habe,

00:04:32: die dann die Bediente im Bord bistro

00:04:35: und dann plötzlich, als ich mir den Kaffee bringen sollte,

00:04:38: sich ihre Dings runterrissen und sagte, nee, Schluss jetzt, Feierabend.

00:04:42: Ich bringe hier niemanden mehr irgendwas.

00:04:45: Es ist so, wir pfeifen ja aus dem letzten Loch.

00:04:48: Und ich kann jetzt gar, also sie kriegt da einen furchtbaren Anfall darüber,

00:04:51: weil sie fand irgendwie, dass das Personal überbelastet ist,

00:04:55: weil sie offenbar Ausfälle hatten oder so.

00:04:57: Also sie hatten wahrscheinlich auch Corona-bedingt irgendwie Personalausfälle.

00:05:00: Aber der ist voll der Kragen geplatzt und die hat das absolut abgelassen.

00:05:03: An der nächsten, die war ich.

00:05:05: Also so, weil sie mir meinen Kaffee bringen sollte.

00:05:08: Und das war offenbar der Tropfen, der das fast zum Überlaufen gebracht hat,

00:05:11: wo ich echt dachte, okay, das ist wohl, also ich habe dann schon

00:05:15: sehr klar gesagt hier, nee, also so geht es nicht.

00:05:19: So reden wir hier nicht miteinander.

00:05:21: Und wenn Sie da irgendein Stress haben,

00:05:23: besprechen Sie das bitte mit Ihrem Vorgesetzten.

00:05:25: Und trotzdem war das aus dieser Situation heraus,

00:05:29: das ist irgendwie dieser allgemeinen offenbar Pandemie-Lage geschuldet,

00:05:33: die also auch dann schwierig ist für die Mitarbeiter.

00:05:36: Also das habe ich schon auch verstanden,

00:05:38: dass ich das nicht gegen mich richtete.

00:05:40: Aber dass die Dame dich in die zweite Klasse schicken wollte,

00:05:46: das war, das war, aber das ist was anderes.

00:05:49: Ja, wobei ich möchte, diese beiden Situationen für mich,

00:05:54: vielleicht ist es auch jetzt nur ein Pflaster,

00:05:56: was ich mir versuche, darauf zu kleben.

00:05:59: Aber ich möchte die beiden Situationen schon miteinander vergleichen.

00:06:04: Weil letztendlich geht es darum, wie gehen wir miteinander um,

00:06:09: also wie sprechen wir miteinander.

00:06:11: Und was der Auslöser ist, ob das eine jetzt die,

00:06:15: die vermeintlich nervende Kundin ist, die noch ein Kaffee möchte,

00:06:20: oder die andere nicht ins Bild passt.

00:06:24: Also es sind so zwei Ebenen,

00:06:26: die ich betrachte bei diesen Situationen.

00:06:29: Natürlich, ich hatte das Gefühl, ich passe nicht ins Bild.

00:06:33: Und ich bin falsch im Bild und gehöre eigentlich in die zweite Klasse.

00:06:39: So, jetzt kann die natürlich sagen, das habe ich doch gar nicht gesagt,

00:06:42: ich habe nur den Weg gewiesen.

00:06:44: Und trotzdem muss man gucken, wen habe ich vor mir

00:06:47: und nicht in der Wertigkeit, wen habe ich vor mir,

00:06:51: sondern wie kann etwas aufgefasst werden.

00:06:54: Und ich bin auch gar nicht so, dass ich sage,

00:06:56: Sie hätte wissen müssen, wie ich es auffassen könnte.

00:06:59: Sondern in dem Moment, wo ich ja schon ansetze und deutlich mache,

00:07:03: hey, das habe ich jetzt aber so und so aufgefangen,

00:07:06: hätte Sie ja durchaus merken können,

00:07:08: oh, das kann hier ein Fettnäpfchen gewesen sein.

00:07:10: Und dann können wir beide damit umgehen

00:07:13: und können, Sie kann sagen, okay, habe ich jetzt zwar nicht so gemeint,

00:07:17: aber und dann kann ich auch wieder einen Schritt zurückgehen

00:07:21: und sagen, okay, habe ich begriffen, Sie haben es nicht so gemeint,

00:07:24: okay, und dann gehen wir beide unserer Wege.

00:07:26: Aber da noch so zu tun, als ob ich die Quirulantin bin,

00:07:30: das waren zacken zu viel.

00:07:32: Also da kam einmal dieses Fettnäpfchen, das war das eine,

00:07:35: die hätte ich ja noch sein lassen, aber dann zu brüllen.

00:07:39: Das ist so ähnlich eben wie die, die kein Kaffee mehr bringen wollte.

00:07:43: Ich bin kein Blitzableiter.

00:07:45: Kein Kunde ist ein Blitzableiter, egal wo.

00:07:47: Also wir haben hier praktisch mit zwei Ebenen zu tun,

00:07:50: wo ich denke, das hätte eben auch anders laufen können,

00:07:54: nämlich wie die Mitarbeiterin, die dann gekommen ist und gesagt hat,

00:07:57: hey, ich möchte diese Situation begreifen

00:07:59: und die mit Tränen in den Augen vor mir saß

00:08:02: und sagte, danke, ich habe es jetzt, ich habe es verstanden.

00:08:05: Aber ist das so ein Moment, wo du sagst,

00:08:07: das lohnt sich doch immer wieder, im Dialog zu bleiben,

00:08:11: auch wenn es Situationen gibt, die wirklich unmöglich sind,

00:08:14: so wie das, ja, das, was du da erlebt hast?

00:08:18: Also das war wirklich, das war eine Situation,

00:08:21: ich war drauf und dran, den Zug zu verlassen.

00:08:23: Weil ich gedacht habe, ich möchte mit solchen Menschen nicht,

00:08:26: ich möchte nicht mit denen dieser Reise antreten.

00:08:30: Ich habe es dann natürlich nicht gemacht.

00:08:32: Und als dann die andere kam und sagte, ich möchte begreifen,

00:08:35: ich möchte mit ihnen in den Austausch gehen,

00:08:37: da dachte ich, hey, es hat auch was Gutes.

00:08:40: Nämlich, dass wir jetzt miteinander sprechen,

00:08:43: dass wir kommunizieren, dass wir begreifen.

00:08:47: Ich verstehe durchaus, ich verstehe Stress,

00:08:50: der Zug hatte Verspätung beziehungsweise der eine viel aus,

00:08:53: woher war ein Ersatzzug auf den Schienen und so weiter.

00:08:55: Ich verstehe das ja alles, ich wollte sie ja sogar,

00:08:57: weil ich gemerkt habe, oh, die sind in Eile, die sind im Stress,

00:09:00: ich wollte sie sogar vorbeilassen.

00:09:03: Und weil ich ja schon empathisch auch sein will

00:09:08: und Verständnis haben will und so weiter und so weiter.

00:09:11: Aber mich dann mehr als die Quero Lande hinzustellen.

00:09:16: Und ich hatte ja letztendlich das Nachsehen.

00:09:18: Hätte ich auch gebrüllt und gemacht und getan,

00:09:20: wäre ich wohl möglich, das Zuges verwiesen worden.

00:09:23: Also ich hätte ja überhaupt gar keine Chance gehabt zu sagen, Entschuldigung.

00:09:26: Ich bin jetzt hier nicht die, die hier was falsch macht.

00:09:30: Aber so, und dann, aber als ich dann saß und als die andere dann zu mir kam,

00:09:35: dachte ich, doch, das ist schon mal was Gutes.

00:09:38: Ich habe das öffentlich gemacht und denke,

00:09:41: es ist jetzt einfach ein Austausch in Gange gekommen,

00:09:44: ein Gespräch in Gange gekommen.

00:09:46: Und es geht nicht darum, Leute zu basteln.

00:09:48: Es geht auch nicht darum, Bahn zu basteln.

00:09:50: Ich liebe Bahnfahren, ich liebe ICE-Fahren.

00:09:53: Also es ist wirklich eines meiner schönsten Reisemittel innerhalb Deutschlands.

00:09:59: Aber es ist auch gut, wenn wir mal innehalten und gucken,

00:10:03: wie gehen wir miteinander um.

00:10:05: Und wenn uns mal was schief läuft, ja, mir läuft auch mal was schief.

00:10:11: Was schief, also ist ja nicht so, dass ich das alles perfekt mache.

00:10:14: dass ich dann zumindest in der Lage bin,

00:10:16: und dazu gehört natürlich viel, dann zu sagen,

00:10:18: ja, ich war grad so im Stress,

00:10:21: und irgendwie ist mir da der Kragen geplatzt,

00:10:23: aber sie sind eigentlich nicht diejenige gewesen,

00:10:26: die das hätte abkriegen dürfen.

00:10:27: Und es tut mir leid, ja.

00:10:29: Da muss ich keinen Kaffee ausgegeben kriegen,

00:10:31: ich will keine Bahnkart geschenkt haben,

00:10:33: und auch kein Schokolädchen mehr.

00:10:35: Sondern da geht's einfach darum, dass man sich noch mal begegnet.

00:10:39: Da hätte ich mich gefreut,

00:10:40: wenn die einfach die brüllende Dame gekommen wären,

00:10:43: und ich dann aufgesetzt und schwege, egal wer sie sind.

00:10:46: Das ist einfach ein bisschen Schade,

00:10:48: aber da darf man jetzt nicht generalisieren und pauschalisieren

00:10:53: und sagen, es sind jetzt alle Bahnmitarbeitenden so,

00:10:57: überhaupt gar nicht.

00:10:58: Ich bin so viel unterwegs,

00:11:00: und ich erlebe so herzliche Menschen

00:11:03: und so freundliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

00:11:06: Da muss man einfach sagen, es gibt einfach Menschen,

00:11:09: die sind manchmal eben schlecht gelaunt,

00:11:12: und haben diese schlechte Laune nicht im Griff.

00:11:15: Aber die Frage ist, die ich mir dann immer stelle.

00:11:19: Jetzt mal auch als Mensch, der diese schlechte Laune auch abkriegt.

00:11:24: Zwar jetzt nicht in dem Kontext,

00:11:27: in dem du sie dann noch mal verschärft abbekommst,

00:11:29: aber muss man dafür Verständnis haben,

00:11:31: beziehungsweise wie viel Verständnis muss man dafür haben.

00:11:34: Also ich stehe auch auf dem Standpunkt,

00:11:36: also wir sind ja Menschen,

00:11:38: die wir beide arbeiten irgendwie im öffentlichen Raum,

00:11:41: du in deinem Bereich und ich natürlich auch im Radio.

00:11:46: Jetzt stell dir mal vor, ich würde da Leute anranzen,

00:11:49: oder würde da meine schlechte Laune raushängen lassen.

00:11:52: Also ich meine, Job ist Job,

00:11:53: und da muss man sich schon mal auch grundsätzlich

00:11:55: ein bisschen zusammenreißen können oder nicht.

00:11:58: Jetzt mal abseits von allem.

00:11:59: Absseits genau.

00:12:01: Also das denke ich auch, und das erwarte ich eigentlich auch.

00:12:04: Und mir haben dann so viele Leute geschrieben, die gesagt haben,

00:12:08: ach, mir ist ähnliches passiert, aber ich bin nicht schwarz,

00:12:11: oder hab jetzt nicht irgendwie einen sichtbaren Migrationshinter

00:12:15: oder Vordergrund, sondern was weiß ich,

00:12:18: ich bin mit einem zerrissenen Hemd eingestiegen

00:12:20: und wurde irgendwie verwiesen.

00:12:21: Ich hatte eine Mama im Rollstuhl dabei und wurde verwiesen.

00:12:24: Also so verschiedene Situationen.

00:12:26: Und da denke ich eben, ja, da geht es um Empathie,

00:12:29: da geht es um Respekt, da geht es um Wertschätzung

00:12:32: und auch darum, seinen Job zu lieben.

00:12:34: Und trotzdem kann es passieren, dass ich mal einen Tag habe,

00:12:37: da liebe ich meinen Job nicht.

00:12:38: Und da bin ich einfach genervt.

00:12:40: Und ich hab dafür auch Verständnis, aber es ist was anderes,

00:12:44: wenn jemand sagt, also angenommen jetzt, ich hätte die gefragt,

00:12:49: wo ist denn hier die erste Klasse?

00:12:51: Und die sagt, im Moment nicht, ich hab keine Zeit,

00:12:53: ich muss jetzt grad die Schicht anfangen.

00:12:55: Da hätte ich ja noch Verständnis gehabt.

00:12:57: Also ich wollte ja eigentlich nichts von ihr.

00:12:59: Da hätte ich noch Verständnis dafür gehabt.

00:13:01: Ich hätte sogar auch Verständnis dafür gehabt,

00:13:04: wenn sie danach gekommen wäre und gesagt hätte,

00:13:06: hey, das war schon so ein schrecklicher Tag heute

00:13:09: und irgendwie ist mir der Kragen geplatzt,

00:13:11: aber ich möchte mich einfach bei ihnen entschuldigen.

00:13:13: Wir wären so gut miteinander gewesen zum Schluss.

00:13:16: Also ich kann dann wirklich auch dann mit den Leuten lachen

00:13:19: und kann einfach gut mit den Menschen sein.

00:13:21: Also ja, gut.

00:13:22: Von daher, ja, ich hab Verständnis manchmal,

00:13:25: vielleicht zu viel.

00:13:27: Ja, vielleicht auch ein bisschen zu viel.

00:13:29: Wobei auf der anderen Seite weißt du,

00:13:31: wenn du nicht auch mal dann wieder runterrüsten kannst

00:13:33: oder abrüsten kannst und mal wieder runterfahren kannst,

00:13:36: dann kommst du auch nicht miteinander mehr ins Gespräch.

00:13:39: Also wenn der eine sich daneben benimmt

00:13:42: und diese Dame hat sich krass daneben genommen in jeder Hinsicht

00:13:46: und du hättest jetzt genauso heftig reagiert,

00:13:49: wenn man es jetzt mal durchspielt.

00:13:51: Und ihr beiden hättet euch vielleicht angeschrien

00:13:54: und das wäre auch alles ganz unschön geendet

00:13:56: und ihr beide wird dann mit dem Gefühl rausgegangen,

00:13:58: der jeweils andere ist das Letzte

00:14:00: und das Vorurteil, was man vielleicht immer schon hatte,

00:14:02: dass Bahnmitarbeiter blöd sind

00:14:04: und dass das, also keine Ahnung, ich sag's jetzt mal wirklich krass,

00:14:08: dass also Schwarze gerne mal einen großen Aufstand machen.

00:14:11: Also ihr werdet beide mit diesem Vorurteil da rausgegangen.

00:14:14: Oder beziehungsweise hättet beide gedacht,

00:14:16: so, das Klischee stimmt eigentlich.

00:14:18: Also mit anderen Worten, es ist wirklich bitter nötig runterzufahren

00:14:22: auf beiden Seiten. Das hat sie aber nicht geschafft.

00:14:24: Wie ist das jetzt ausgegangen?

00:14:25: Nee. Ach, wie ist es ausgegangen?

00:14:28: Also wie gesagt, ich hatte ja dann insofern das Nachsehen haben müssen,

00:14:32: wie du richtig sagst.

00:14:34: Also ich hätte da auch jetzt weiß, wie hochfahren können

00:14:37: und dann wird dazu heute noch stehen.

00:14:39: Das wollte ich natürlich nicht.

00:14:41: Also ich denke dann immer, okay, da sind Menschen,

00:14:43: die wollen jetzt einfach fahren.

00:14:45: Und also ich mag dann schon, die aus der Situation rausgehen,

00:14:49: damit es nicht irgendwie andere auch noch betrifft.

00:14:51: Gut, dann kam ja dann die andere Dame, was sehr schön war

00:14:56: und wir sind da gut ins Gespräch dann gekommen.

00:14:59: Inzwischen war ich auch mit Verantwortlichen im Gespräch

00:15:05: und im Austausch.

00:15:07: Letztendlich müssen wir es jetzt gut sein lassen.

00:15:10: Es ist aber wichtig, dass die Mitarbeitenden geschult werden.

00:15:17: Das ist wichtig. Es gibt Menschen, es gibt Antirassismustrainer,

00:15:21: Antidiskriminierungstrainer und Trainerinnen,

00:15:24: die hier sensibilisieren können.

00:15:26: Also das ist bitter notwendig zu sensibilisieren.

00:15:30: Und meine Arbeit fokussiert sich ja sehr auf die Antidiskriminierung.

00:15:36: Und bei der Diskriminierung ist eben Rassismus ein Teil,

00:15:40: aber wir können diskriminieren aufgrund der Genderfrage,

00:15:44: aufgrund der Religion, aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes,

00:15:47: der körperlichen versehrt hat und so weiter.

00:15:49: Also mir geht es da um Sensibilisierung und Antidiskriminierung.

00:15:55: In meinem Fall war es eben eine gefühlte Diskriminierung

00:16:00: aufgrund der ethnischen Herkunft.

00:16:02: Da muss man sensibilisieren.

00:16:04: Und ich hoffe, dass das etwas in Gange gebracht hat.

00:16:07: Und da auch sensibilisiert wird.

00:16:09: Und ich bin im guten Austausch mit Verantwortlichen der Bahn.

00:16:13: Und ich denke, das wird gut. Ich hoffe es.

00:16:16: Ja, und das hoffe ich auch.

00:16:18: Das Play-Doy ist einfach, man muss drüber reden.

00:16:21: Man kann es dann auch wiederum, das andere Extrem ist,

00:16:25: einfach gut sein zu lassen und zu sagen, ich reg mich nicht weiter drüber auf.

00:16:29: Dann wird es wieder eine Situation geben,

00:16:31: wo die Dame vielleicht wieder genauso reagiert.

00:16:33: Wehmgegenüber dann auch immer.

00:16:36: Und ich finde schon, es ist wichtig, das zu spiegeln

00:16:39: und den Weg dann auch zu gehen, den Unbequem zu sagen,

00:16:41: nee, das tragen wir jetzt aus.

00:16:44: Obwohl das nicht jeder Mann und jeder Frau weg ist.

00:16:47: Nein, und das muss auch nicht sein.

00:16:49: Also nicht jeder muss dann auch noch Helfer in der Situation sein.

00:16:56: Also, das ist so, als wenn ich mich, was weiß ich,

00:17:00: jemand tritt mir an Schienenbein.

00:17:02: Und ich muss jetzt noch helfen, dass ihm der Fuß oder der Fuß da nicht weh tut.

00:17:07: Und noch gucken und meine Seil beteilen oder irgendwie sowas.

00:17:10: Also, das muss nicht jeder.

00:17:12: Ich sage, ich fühle mich wie ein wandelndes Cultural Awareness Seminar.

00:17:17: Also, ich bin durchaus bereit, da auch dann zu unterstützen

00:17:24: und die Perspektive, also, dass wir den Perspektivwechsel hinkriegen,

00:17:28: auch hinter die Kulissen gucken zu lassen.

00:17:30: Ich bin ja durchaus bereit zu erklären, warum dieses ein Fettnäpfchen war.

00:17:36: Gut, es kann auch sein, dass es jemand anderes gibt,

00:17:40: der auch schwarz ist.

00:17:42: Und er sagt, für mich war es kein Fettnäpfchen.

00:17:44: Ich fühlte in dem Moment aber einfach die Frage, warum sagen Sie mir das?

00:17:49: Das war die einfache Frage.

00:17:51: Und dass dann die andere Person gleich so hoch rausgeht,

00:17:55: da muss ich mich ja fragen, warum regen Sie sich so auf?

00:17:58: Ja. Und hätte es dir denn Florence geholfen,

00:18:02: wenn der jemand irgendwie jemand aus diesem Umfeld oder dort in der Bahn,

00:18:07: wenn der jemand beigestanden hätte?

00:18:09: Oder wenn jemand dir zur Seite gegangen wäre und gesagt hätte,

00:18:13: "Wir können es mal, so geht es hier aber nicht."

00:18:15: Oder sagst du, das hätte ich jetzt auch nicht gebraucht?

00:18:19: Ach, also in dem Moment, ich meine, wenn das jemand gesagt hätte,

00:18:23: dann fühlt man sich nicht ganz so alleine in der Situation.

00:18:26: Aber in dem Moment, es ist mir eher schon immer peinlich,

00:18:32: wenn ich das Gefühl habe, ich involviere da noch andere Menschen.

00:18:35: Das mag ich gar nicht so sehr.

00:18:38: Auch wenn es dann, wenn jemand helfen möchte oder unterstützen möchte

00:18:43: und ich das als höflich empfinden würde,

00:18:45: ich habe oft Situationen, wo ich dann denke,

00:18:47: ich will niemand anderes da involvieren oder ihm oder ihr irgendwie

00:18:52: die Situation verderben. Das mag ich gar nicht.

00:18:56: Das ist mir dann unangenehm.

00:18:58: Aber also von daher war es okay, dass da niemand war,

00:19:02: bis auf eben diese zweite Mitarbeiterin, die ja dann schon irgendwie das versucht hat,

00:19:06: und ja dann auch noch mal zu mir an den Platz kam.

00:19:08: Und das war dann wirklich gut. Das fühlte sich auch gut an.

00:19:12: Also unter dem Strich, wie geht es auch anders?

00:19:15: Sensibler werden dafür, wie man einem anderen Menschen begegnet.

00:19:19: Nicht erst mal sich von seinen eigenen Launen leiten lassen.

00:19:24: Und wenn das dann doch mal passiert

00:19:26: und dann vielleicht eben auch in klischeehaftes Verhalten verfallen.

00:19:30: Und wenn das passiert, dann auch die Größe haben,

00:19:33: das hinterher nochmal irgendwie aufzunehmen und darüber zu reden.

00:19:38: Und im besten Falle auch zu einem gemeinsamen Verständnis der Situation zu kommen.

00:19:43: Und eben auch die Größe haben sich entschuldigen zu können,

00:19:46: wenn man mal wirklich daneben gelangt hat.

00:19:48: Ganz genau, ganz genau. So ist es.

00:19:52: Ja, und ich weiß es nicht,

00:19:53: vielleicht ist dem ein oder anderen auch schon passiert

00:19:56: eine ähnliche Situation oder auch eine ganz andere.

00:19:59: Wenn ihr das mitteilen wollt, wir freuen uns sehr.

00:20:02: Wir freuen uns auch über Kommentare. Schreibt uns.

00:20:05: Ihr findet uns auf sämtlichen sozialen Netzwerken.

00:20:08: Wir freuen uns sehr.

00:20:10: Und ja, ganz wichtig, was wir auch jetzt wieder gesprochen haben,

00:20:14: reden und vor allem zusammen.

00:20:16: * Musik *

00:20:18: * Musik *

00:20:21: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders. Podcast.

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