'Geh doch als Afrikanerin!'

Shownotes

Wenn Karnevals-Kostüme Menschen anderer Herkunft auf Stereotype reduzieren - wo ist da die Grenze?

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00:00:00: (Dynamische Musik)

00:00:01: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

00:00:07: Doch, wir sagen, das geht auch anders.

00:00:11: Das geht nämlich konstruktiv und es geht miteinander

00:00:15: und es geht freundlich.

00:00:16: So kann man nämlich auch über Rassismus reden.

00:00:19: Wenn man weiß ist und schwarz ist,

00:00:21: es ist nicht nötig, sich ständig zu konfrontieren,

00:00:24: sich in die Haare zu geraten

00:00:26: und dem anderen die Schuld für irgendwas zuzuweisen

00:00:31: bzw. sich selber keiner Verantwortung bewusst sein.

00:00:35: Also, so wollen wir nicht miteinander umgehen,

00:00:38: sondern über viele Dinge reden,

00:00:40: die unter den Oberbegriff Rassismus fallen

00:00:42: und die wir aus unserem täglichen Leben kennen.

00:00:45: Wir wollen uns das nicht nur anschauen,

00:00:47: sondern auch mal gucken, was wir besser machen können

00:00:50: und wie wir es besser machen können

00:00:52: für ein entspannteres Miteinander.

00:00:54: Wir sind Florence und Marion.

00:00:56: Das Thema heute ist für mich als alte Rheinländerin

00:00:59: und jemand, der aus einer Karnevalsgegen kommt,

00:01:02: weil da war der Kölsch, da wo ich komme,

00:01:04: da war der Kölsch Karneval in jedem Jahr ganz, ganz wichtig.

00:01:08: Und ich war dabei, weil meine Eltern auch Karnevalisten gewesen sind,

00:01:12: das Thema Kostüme.

00:01:13: Und ich sage nur Cowboy und Indianer.

00:01:16: Mhm, zum Beispiel.

00:01:18: Du lieber Gott.

00:01:19: Und das mit mir als norddeutsches Mädchen,

00:01:23: als Buchstuhuder Mädchen,

00:01:25: der es schon peinlich war,

00:01:27: den Regenschirm so umzudrehen,

00:01:29: dass bei dem "Bombons werfen",

00:01:31: wir sagen also nicht Kamelle, sondern "Bombons werfen",

00:01:34: dass ich ein paar Bombons abbekommen habe.

00:01:37: Und ja, also, gut.

00:01:39: Okay, wir machen es. Ich bleibe.

00:01:41: Okay, das finde ich aber sehr schön von dir.

00:01:43: Das ist sehr tollerwandt von dir.

00:01:45: Gab es in Buchstuhude überhaupt einen Karnevalsschirm?

00:01:48: Ja, es gab es.

00:01:50: Und die Kids haben sich auch verkleidet.

00:01:53: Ich weiß gar nicht, ob ich mich verkleidet habe.

00:01:56: Ich kann mich nicht erinnern, vielleicht will ich mich auch nicht erinnern.

00:01:59: Und wie gesagt, es wurden auch eben Bombons geworfen.

00:02:04: Und ja, man hat dann die Regenschirme umgedreht,

00:02:09: um welche zu bekommen.

00:02:10: Ich hab dann immer gedacht, warum?

00:02:12: Wir können die doch kaufen.

00:02:14: Ich bin ja dann irgendwann auch Mutter geworden

00:02:17: und hab gedacht, ich muss das meinem Kind auch bieten.

00:02:20: Und mein Kind hat mich nur angeguckt

00:02:23: und gesagt, seit wann heben wir Essen vom Fußboden auf.

00:02:26: Also du merkst, ich bin da, glaube ich,

00:02:28: jetzt heute eine ganz schlechte Gesprächspartnerin.

00:02:31: Aber ich vermisse nicht so das Karnevalsgehen.

00:02:34: Das hab ich in die Wiege gelegt bekommen, wobei ich sagen muss,

00:02:38: als ich dann Teenager war, war Karneval auch mal für eine Zeit lang

00:02:41: nicht so cool.

00:02:43: Das kam dann später in der wachsenden Alter wieder.

00:02:45: Aber als Kind war ich da ganz vorne dabei.

00:02:48: Ich weiß nicht, wie das für dich ist,

00:02:50: als Kind, als Mädchen vor allen Dingen war das ganz groß.

00:02:54: Ich war natürlich ganz auf Prinzessin oder Burg-Frohlein.

00:02:57: Das fand ich auch immer ganz toll.

00:02:59: Alles, was ein bisschen geglitzert hat.

00:03:02: Und einmal war ich allerdings auch und darf,

00:03:05: begeben wir uns jetzt schon in dem Bereich,

00:03:08: wo es ethnisch schwierig sein könnte.

00:03:11: Einmal hatte ich ein und so hieß es damals,

00:03:14: ein Zigeunerinnen-Kostüm.

00:03:16: Ja, so war das.

00:03:18: Und mit einem Tambourine und natürlich mit Franzeln und mit Kopftuch.

00:03:22: Und wie man sich das so vorstellte.

00:03:24: Wie Esmeralda beim Klöckner von Notre Dame.

00:03:27: So ungefähr musste dir vorstellen, hab ich ausgesehen.

00:03:30: Ich hatte auch eine schwarze Perücke auf.

00:03:33: Natürlich hieß das Kostüm Zigeunerin.

00:03:35: Es hieß nicht Sinti und Roma-Kostüm damals,

00:03:37: nein, das war ein Zigeunerinnen-Kostüm.

00:03:40: Merkwürdigerweise, ich hab mir sowieso keine Gedanken drüber gemacht,

00:03:43: aber heute aus der Rückschau denke ich, woa,

00:03:46: da sind wir natürlich so richtig reingegangen.

00:03:49: In, ja, nicht nur in die Klischees und in die Stereotypen,

00:03:54: oder wenn man Indianer war, hat man sich das Gesicht rot gemacht

00:03:57: und sich natürlich auch eine Kriegsbemalung angemalt.

00:04:00: Und dann gab es bei den Umzügen auch ganz oft Florence.

00:04:03: Und da würde mich jetzt deine Meinung zu interessieren,

00:04:06: gab es ganz oft die Moren, also die Menschen,

00:04:10: die sich schwarz gemacht haben.

00:04:13: So, ja, das gab es, ne, Fußgruppen oder so,

00:04:17: wo alle so einen Afro auf hatten und natürlich dunkel geschminkt waren,

00:04:22: also schwarz geschminkt waren und so.

00:04:24: Ja, also, und teilweise eben auch als Urwaldbewohner verkleidet.

00:04:29: Also, das war schon so richtig, so richtig mitten rein in die,

00:04:34: ja, ich weiß auch nicht, in die Rassismus-Kiste.

00:04:37: Wie geht's dir dabei?

00:04:39: Also, ich hab zwei Fragen jetzt, während ich dir zugehört hab.

00:04:43: Die erste Frage, ist dir das jetzt peinlich?

00:04:48: Also, so diese Vorstellung, ich bin damals eben mit schwarzer Perücke

00:04:52: und so, und Fransen, Kleidchen und so rumgelaufen,

00:04:55: ist dir das so in der Rückschau peinlich?

00:04:58: Und auch wenn du den Begriff so benutzt?

00:05:00: Ja, ich weiß es gar nicht.

00:05:02: Also, damals habe ich mir als Kind darüber gar keine Gedanken gemacht.

00:05:06: Überhaupt gar keine, wie auch, ja.

00:05:08: Und ich fand dieses Kostüm damals toll.

00:05:10: Ich fand das toll.

00:05:12: Ich fand es toll, mal in eine ganz andere ...

00:05:14: Damit hat Karneval ja was zu tun, ja.

00:05:16: Also, in eine ganz andere Persönlichkeit zu schlüpfen.

00:05:21: Jemand ganz anderes zu sein.

00:05:23: Und darum geht's ja im Wesentlichen bei diesen Verkleidungsfesten,

00:05:29: egal wie man sie nennt, Karneval, Maskenball, Umzug oder so,

00:05:33: oder Fasching oder wie auch immer.

00:05:35: Es geht darum, mal jemand ganz anders zu sein.

00:05:38: Also, eine Maske zu tragen

00:05:40: und in eine andere Rolle zu schlüpfen.

00:05:42: Und das fand ich toll, weil ich glaube, viele Kinder mögen das gerne.

00:05:46: Das hat ja auch was Spielerisches, was zu sein, was man nicht ist.

00:05:50: Das machen aber Erwachsene nun auch.

00:05:52: Und die verkleiden sich ja auch.

00:05:55: Und da ist es noch mal was anderes, ja.

00:05:58: Also, heute denke ich mir natürlich schon, ja.

00:06:02: Klar, ich war Zigeunerin, damals gab es,

00:06:05: und das hat man auch noch gesagt, es gab diese Negafußgruppen.

00:06:09: Da wurde das so genannt, ja, ja.

00:06:12: Also, das war noch ganz anders.

00:06:14: Aber ich kann mich nicht erinnern,

00:06:17: dass ich damals als Kind

00:06:19: irgendetwas Abwertendes dabei wahrgenommen habe, weißt du?

00:06:24: Die Leute haben einfach, und das möchte ich auch,

00:06:27: dass das ganz klar ist,

00:06:29: die Leute haben sich nicht so verkleidet

00:06:32: für mein damals kindliches Jugendliches Empfinden.

00:06:35: Haben die sich nicht so verkleidet, um jemanden abzuwerten.

00:06:39: Oder um gezielt sich über diese Menschen lustig zu machen.

00:06:43: Sondern einfach, um selber Spaß zu machen.

00:06:48: Oder Spaß zu haben.

00:06:50: Also, sich selber irgendwie kindlich dran zu freuen,

00:06:53: sich mal komplett komisch und total drüber zu verkleiden.

00:06:59: Und ganz anders zu sein.

00:07:00: Und irgendwie ganz drüber zu sein.

00:07:02: Und auch ganz überzeichnet zu sein.

00:07:05: Da, wo ich herkomme, da sind ja diese Garten,

00:07:09: auch beim Kölner Karneval, da siehst du immer

00:07:12: diese ganzen Garten, diese ganzen Funkenmariechen.

00:07:14: Also, die Motivation, aus der das entstanden ist,

00:07:17: war, dass man sich, dass man so ein bisschen

00:07:20: dieses ganze preußisch-militärische Drillge habe.

00:07:24: Und so, das wollte man ein bisschen hopsnehmen.

00:07:27: Man wollte da so ein bisschen sagen,

00:07:29: kommt echt jetzt, stellt euch mal nicht so an.

00:07:32: So, ihr mit eurem ganzen militärischen Drill

00:07:35: und mit diesem ganzen Kram, wir machen, wir finden das lustig.

00:07:39: Wir sind jetzt einfach mal lustig.

00:07:40: Wir ziehen uns das an und wir gehen feiern

00:07:43: und wir lassen es mal ordentlich krachen.

00:07:45: So, ja, das war das.

00:07:46: Also, einfach, ja, farbig in dem Sinn zu sein,

00:07:50: indem man einfach mal aus dem grauen Alltag rausbricht,

00:07:53: aus dem vielleicht Leben, das nicht immer ganz so einfach war,

00:07:56: damals und so, oder auch heute rausbricht

00:08:00: und mal für drei Tage mal jemand ganz anders zu sein.

00:08:05: Das ist so die Grundmotivation, die dahinter steckt.

00:08:08: Heute denke ich mir natürlich klar,

00:08:09: also, die Stereotypen waren natürlich krass.

00:08:12: Also, du hast dich wirklich, du hast dich natürlich nicht ...

00:08:15: Weißte, du hast ja nicht, um das mal sozusagen da

00:08:20: in irgendeine nigarianische Volkstracht angezogen,

00:08:23: also, um da ethnisch irgendwie dem nah zu kommen,

00:08:26: sondern du hast ja einfach nur ...

00:08:29: Also, du hast ja einfach nur das Stereotyp bedient.

00:08:31: So.

00:08:32: In dem Sinne war es unbedacht, ja.

00:08:34: Ja, ja, aber gut, es war damals eben die Zeit.

00:08:37: Und damals hat man diese Gedanken sich nicht so gemacht.

00:08:40: Das macht man sich heute.

00:08:42: Ich sag mal, klar, in Buxdude gab es natürlich auch dieses ...

00:08:46: dieses "sich verkleiden" oder so was, ja.

00:08:48: Also, ich fand es als Kind immer ein bisschen komisch,

00:08:52: wenn man mir sagte,

00:08:53: "Ach, du könntest dich doch als Afrikanerin verkleiden."

00:08:56: Okay. - Dann dachte ich,

00:08:57: du könntest als Afrikanerin verkleiden.

00:08:59: Also, das ist immer ...

00:09:00: Und dann hat man mir dann irgendwie was angezogen,

00:09:03: was dann so aussehen sollte, ne?

00:09:06: Also, ich mein, ich kenne das ja von meinen Eltern,

00:09:09: die auch Tracht getragen haben.

00:09:11: Oder wenn ich ...

00:09:13: Als ich in Nigeria war,

00:09:15: hab ich ja auch selber ...

00:09:17: Ja, auch Tracht dann getragen.

00:09:19: Wenn wir auch feiern hatten, das sah also immer wunderschön aus.

00:09:22: Eine Familie war daran zu erkennen,

00:09:25: dass die Stoffe der Kleidung wirklich komplett gleich war.

00:09:29: Also vom Baby bis zur Mama.

00:09:31: Alle hatten die gleichen Stoffe an.

00:09:33: Oh, oh, toll. - Genau.

00:09:35: Also, das ist natürlich was Schönes.

00:09:37: Und dann dachte ich,

00:09:38: das passt doch gar nicht zu eurem lustigen Karnevalsgedöns jetzt.

00:09:43: Also, das war so das eine.

00:09:45: Und was ich ...

00:09:47: Also, ich mein, wie gesagt, ich bin kein Karnevalsmensch, ja.

00:09:50: Aber was ich nachvollziehen kann mit diesem Verkleiden,

00:09:54: also, wenn ich mich jetzt heute verkleiden müsste,

00:09:58: obwohl das wirklich ...

00:09:59: Da müsste man mir viel für bezahlen,

00:10:01: dass ich auf den Karnevals-Dingsbums da gehe.

00:10:04: Nicht, weil ich das abwerte, sondern ich bin zu unlustig.

00:10:07: Ich hab zwar viel Humor und kann auch gut lachen und pränen,

00:10:10: aber ich glaub, da bin ich zu unlustig.

00:10:13: Aber wenn ich es machen müsste und es hieße,

00:10:15: okay, sie müssen sich verkleiden,

00:10:17: dann würde ich mir eine Berufsgruppe aussuchen.

00:10:20: Ich wär dann die Flugbegleiterin.

00:10:22: Ich bin ein Bäckermeisterin oder was weiß ich.

00:10:25: Aber sich wie eine Volksgruppe zu verkleiden,

00:10:28: damit hab ich, obwohl ich jetzt niemand bin,

00:10:32: der so ganz ...

00:10:33: Schwarz-Weiß-denkt oder so krass-denkt oder so.

00:10:37: Aber trotzdem sich wie eine Volksgruppe zu verkleiden,

00:10:40: auch noch heute, das finde ich schwierig.

00:10:42: Und ja, und das kann auch triggern bei Menschen.

00:10:46: Aber du bist eher jemand, der ...

00:10:49: wie gesagt, faschingsmäßig bewandert ist.

00:10:53: Darum die Frage.

00:10:54: Ich hab es bis heute nicht verstanden,

00:10:57: was dieses Black-Facing sein soll.

00:10:59: Oder woher das auch kommt?

00:11:00: Woher kommt es, das bei Fasching?

00:11:03: Und es war wirklich so, dass ich mal in einem Ort war,

00:11:06: hier bei uns in der Nähe, ich muss jetzt grad mal überlegen,

00:11:10: ob das Odenwald, das ist nicht Odenwald gewesen,

00:11:13: ist das im Badischen?

00:11:14: Es tut mir leid, für Leute, die jetzt zuhören

00:11:17: die Odenwald und Baden und Kurpfalls unterscheiden können.

00:11:20: Das tut mir jetzt leid. Ich glaube, das war im Badischen.

00:11:23: Und da, das war auch an einem Faschings-Tag,

00:11:27: Und da waren dann ganz viele Menschen, die hatten dieses Black-Facing.

00:11:32: Und dann auch so ein Afro drauf.

00:11:34: Und ich hab gedacht, ich muss hier weg, ich muss hier weg.

00:11:37: Woher kommt denn das?

00:11:39: Was heißt das, waren viele?

00:11:42: Also, was heißt das?

00:11:44: Das waren ganz viele Bürger und Bürgerinnen da.

00:11:48: Die haben sich auf dem Dorfplatz getroffen.

00:11:51: Und die hatten dann einen, hat den größeren Afro als der andere.

00:11:54: Und hatten sich die Gesichter schwarz gemalt.

00:11:57: Ja, also ... - Ja, ich kenn das.

00:11:59: Das war fast die einzige Tracht.

00:12:02: Nee, Tracht ist es ja nicht.

00:12:03: Sondern die einzige Verkleidung.

00:12:05: Das kenne ich nur an den Fußgruppen,

00:12:07: die dann alle natürlich einheitlich angezogen sind.

00:12:10: So kenne ich das.

00:12:12: Das ist jetzt die einzige Erklärung, wie ich geben könnte.

00:12:15: Es gibt auch Fußgruppen, die sind zum Beispiel wie ...

00:12:18: Ja, die sind so wie klassisch, wie man sich durch Chinesen vorstellt,

00:12:21: verkleidet mit diesen Hüten, weißt du, mit diesen weiten Hüten.

00:12:26: Und dann haben die meistens schwarz-gelb und so.

00:12:29: Und die Männer, die langen Schnurrbärte,

00:12:32: die dann so seitlich runterhängen.

00:12:33: Also, es ist alles überzeichnet.

00:12:35: Egal, welche Volksgruppe manche,

00:12:38: Fußgruppen treten auch als Samba-Tänzer auf.

00:12:41: Oder so, wie man sich das vorstellt, wie so ...

00:12:43: dann Brasilianer aussehen könnten, so ein bisschen drüber.

00:12:47: Oder ich hab auch schon Fußgruppen gesehen.

00:12:49: Die sind wie Havarianer angezogen gewesen.

00:12:51: Also mit den vielen Blumenketten, um den Hals und den Baströckchen.

00:12:55: Also, es ist immer eine Überzeichnung.

00:12:57: Also, eine totale Überzeichnung.

00:13:00: Das ist das, was man irgendwie, damit man keine Ahnung,

00:13:03: damit auch jeder, der es sieht, sofort weiß,

00:13:06: "Ach, die stellen jetzt das und die ist da."

00:13:09: Also, es ist immer überzeichnet.

00:13:13: Und damit natürlich auch schnell in Gefahr,

00:13:16: halt in so eine Ecke zu gehen,

00:13:18: wo dann jemand von außen, der dieser Volksgruppe angehört,

00:13:22: dann natürlich denkt, was ist das jetzt?

00:13:25: Also, ich finde zum Beispiel immer ein bisschen schwierig auch,

00:13:30: obwohl ich kann eigentlich drüber schmunzeln,

00:13:32: aber dann denk ich wieder, nee, das repräsentiert das jetzt auch nicht.

00:13:36: Dass wenn in den USA der Deutsche irgendwie da auch in den ...

00:13:42: In irgendwelchen, da gibt's ja auch diese Bierschwemmen,

00:13:44: die sind ja unheimlich beliebter.

00:13:47: Und dann bedienende amerikanische Kellner und Kellnerinnen.

00:13:51: Und die sind dann natürlich im Dirndl und in der Lederhose,

00:13:55: und haben den Hut mit dem Gammesbad auf.

00:13:57: Und wenn da irgendwelche Umzüge sind in Disneyland oder so,

00:14:00: das sind die Deutschen, das sind natürlich immer ...

00:14:02: Das sind immer so Bayern-Verschnitte, weißt du?

00:14:05: Die haben auch keine Original-Kostüme an,

00:14:07: sondern das ist so, wie sich der Amerikaner den Deutschen.

00:14:10: In dem Fall ist es dann der Bayer vorstellt.

00:14:12: Und so laufen die da rum.

00:14:14: Und das ist sowas innen, das ist auch voll drüber.

00:14:18: Da denk ich auch im ersten Moment, "Eh, hallo."

00:14:20: Also, 99 Prozent aller Deutschen sehen so nicht aus.

00:14:24: Der Hamburger, der kann damit gar nicht identifizieren.

00:14:28: Und so ist es. - Ja.

00:14:30: Auch schon der Rheinländer hat Probleme damit.

00:14:32: Also, das klappt also hinten und vorne nicht.

00:14:37: Aber das ist das Stereotyp, weißt du?

00:14:39: Das existiert so. - Genau.

00:14:41: Und das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen.

00:14:43: Ist das ... also, oder wie fühlt sich das dann für dich an?

00:14:48: Und da kommen wir wieder auf so eine Ebene, wo man dann schauen muss.

00:14:55: Trifft man sich irgendwo mit den Gedanken darüber in der Mitte?

00:14:59: Also, wie gesagt, ich bin jetzt keine gute Gesprächspartnerin,

00:15:03: was Karneval angeht, weil es an sich für mich ein bisschen ...

00:15:07: Ja, da bin ich vielleicht, wie gesagt, zu unlustig.

00:15:10: Aber was jetzt diese Kostüme angeht,

00:15:12: finde ich jetzt Berufsgruppen für mich okay.

00:15:15: Vielleicht bin ich auch nur ... ja, professionell deformiert,

00:15:20: weil ich sage, komm, ich will Toleranz und überhaupt,

00:15:22: und ich will nicht jemandem wehtun.

00:15:25: Aber unterscheide ich denn tatsächlich zwischen dem ...

00:15:30: bleibe ich jetzt mal bei Afrika,

00:15:32: also zwischen einem Kostüm, was den Afrikaner darstellen soll,

00:15:37: oder die Afrikanerin, die es ja gar nicht gibt.

00:15:39: Also, ein großes Land. - Genau.

00:15:42: Aber ist das letztendlich nicht das Gleiche?

00:15:46: Wie ... ich weiß es nicht, es kann sogar sein,

00:15:49: dass es in Afrika auch irgendwo Bierzelte oder so was gibt.

00:15:54: Und wo man dann eben die Kellnerin des Dirndl trägt

00:15:58: und der Kellner trägt eben Lederhose und so weiter,

00:16:03: ist das, und das frage ich jetzt als ganz offene Frage,

00:16:06: ist das nicht vergleichbar?

00:16:08: Ich meine, es gibt ja auch nicht den Deutschen,

00:16:12: der die gut ... - Genau.

00:16:13: Jetzt muss ich zurück rudern.

00:16:15: Natürlich, Afrika ist nicht leicht Deutschland,

00:16:17: das wäre dann Europa, ne? - Ja.

00:16:19: Aber das können wir ja dann auch sagen, es gibt auch nicht den Europäer,

00:16:23: der Dirndl trägt, wobei wir das hier dann auch aufgedröselt haben,

00:16:28: dann ist es das eine Mal dann was weiß ich,

00:16:30: das spanische Kostüm oder oder.

00:16:34: Aber jetzt mal unabhängig davon, ist es nicht vergleichbar.

00:16:38: Natürlich, das ist vergleichbar.

00:16:40: Also, es ist überall so, dass wir doch,

00:16:42: wir haben eben Stereotypen im Kopf, der Franzose.

00:16:46: Also, wenn du jetzt einen Franzosen darstellen würdest,

00:16:50: das wäre jemand mit einer Baskenmütze und einem Baguette

00:16:52: und vielleicht mit einem Ringelstört und einem Schnurrbad.

00:16:55: Genau. - Ein Brite, was wäre das?

00:16:57: Das wäre jemand mit einer Melone und mit einem Regenschirm

00:17:01: und mit einem Arm und so was und mit einer Tasse Tee in der Hand.

00:17:04: Das sind ja die Klischees, in denen wir leben und auch zuordnen.

00:17:08: Obwohl dann jeder Brite, der jetzt außerhalb der englischen Landesgrenzen

00:17:13: oder auch schon in Nordenglern wohnt, sagt, ich glaub, es geht los.

00:17:16: Also, das sind wir mal ganz bestimmt nicht.

00:17:19: Oder auch jeder Britone sagen würde, nee, nee, nee, nee.

00:17:22: Also, so wie dieser Mensch da aussieht, so sehen wir hier nicht aus.

00:17:27: Und trotzdem existiert das, oder der Rüsse mit der Pelzmütze

00:17:31: und den Stiefeln und so.

00:17:33: Also, es gibt diese Stereotypen in jedem Land.

00:17:38: Oder in jeder Weltregion, wenn du es so willst.

00:17:42: Die gibt es.

00:17:43: Ich kann mir vorstellen, dass die...

00:17:46: Also, da, wo es sich aber regt und wo jemand sagt,

00:17:52: hey, nee, das ist nicht in Ordnung,

00:17:54: dass das Volksgruppen oder Bevölkerungsgruppen sind,

00:17:59: wo es auch mit Unterdrückung zu tun hat.

00:18:02: Ja, das glaub ich wohl.

00:18:04: Warum muss ich einen Ureinwohner nachmachen?

00:18:09: Ja, also, ich denke so, wenn es darum geht,

00:18:13: und das kam mir jetzt gerade der Gedanke,

00:18:15: weil der Franzose, der Brite, so weiter, vielleicht auch der Spanier,

00:18:19: das ist so das.

00:18:21: Aber wenn ich Volksgruppen oder Einwohner nachmache,

00:18:25: die eigentlich unter ihrem Sein gelitten haben

00:18:30: und nicht weil sie unter sich leiden,

00:18:32: weil sie unterdrückt wurden.

00:18:34: Und ich glaube, das ist ein Aspekt.

00:18:37: Da fängt es dann an, hat vielleicht auch was mit PIT zu tun.

00:18:42: Könnte ich mir vorstellen.

00:18:44: Ja, das stimmt. Ja, das stimmt.

00:18:46: Da ist so recht.

00:18:47: Da, glaube ich auch, da bin ich bei dir.

00:18:50: Da denke ich auch, da muss es eine größere Sensibilität geben.

00:18:53: Und das ist wie immer so,

00:18:55: dass es nicht unbedingt böseübergriffig

00:18:58: oder auch zielgerichtet gemein gedacht ist,

00:19:02: sondern einfach unbedacht ist und unsensibel ist.

00:19:06: Dass es gemacht wird, ohne dass man drüber nachdenkt,

00:19:09: das kann bei denjenigen ganz anders ankommen,

00:19:12: weil die einfach eine ganz andere Geschichte damit haben.

00:19:15: Und das denke ich, das sollte auch unser,

00:19:19: das sollte, glaube ich, auch dann unser Leitbild,

00:19:21: auch beim Karneval sein, dass man sich wirklich überlegt,

00:19:25: können wir das machen, vielleicht machen wir das dann

00:19:29: in Bereichen, wo es, glaube ich, toleriert wird,

00:19:31: also wo es besser ist.

00:19:33: Also wenn da eine ganze Gruppe Menschen im Ringeltschirrt

00:19:36: mit einem Baguette unterm Arm kommen,

00:19:38: dann wird das die deutsch-französische Freundschaft

00:19:41: hoffentlich nicht weiter trüben, sondern wir lachen alle zusammen darüber.

00:19:44: Und das ist, glaube ich, okay. So was ist okay.

00:19:47: Und das andere, da sollte man sich wirklich über,

00:19:49: vielleicht zwei, drei Mal überlegen,

00:19:51: ob man sowas wirklich machen kann.

00:19:53: Ich glaube, das ist ein guter Ansatz.

00:19:57: Genau. Also es gibt Kostüme, die einfach nicht angebracht sind.

00:20:01: Und genau, da muss man überlegen.

00:20:05: Ja. - Ja, das war jetzt heute eine fast schon etwas ernste Folge.

00:20:12: Also alle unsere Folgen sind ernst, aber diese war noch mal,

00:20:16: die hat mich noch mal sehr zum Nachdenken gebracht.

00:20:20: Obwohl eigentlich Karneval ein lustiges Thema sein soll,

00:20:24: aber vielleicht liegt es eben daran,

00:20:26: dass ich als Buchstuhuderin nicht so karnevalslustig bin.

00:20:31: Wart mal ab, wenn wir dich als Sture des Verkleidet haben

00:20:35: und im Kölner Karneval einmal dabei gewesen sind.

00:20:38: Und mag es sein, dass sich deine Einstellung etwas ändern wird.

00:20:42: Wir gucken. - Das kann sein.

00:20:44: Genau, da muss ich nur überlegen,

00:20:46: welche Fluglinie ich da widerspiegel.

00:20:50: Aber da kann ich ja sagen, liebe Fluglinien,

00:20:54: ihr könnt mir etwas anbieten.

00:20:55: Und wenn es mir dann gefällt, dann verspreche ich,

00:20:58: gehe ich zum Kölner Karneval und lass mich fotografieren.

00:21:02: Also, ne? - Das ist ein Angebot.

00:21:05: Dann bitte. - Jawohl.

00:21:07: Das ist doch ein Angebot, ne? Also in diesem Sinne.

00:21:10: Ja, war das interessant.

00:21:13: Vielen Dank, dass wir über Karneval gesprochen haben.

00:21:17: Wenn wir vielleicht getriggert haben an der einen oder anderen Stelle,

00:21:22: dann bitte ich das an dieser Stelle zu entschuldigen.

00:21:26: Das möchten wir nicht.

00:21:28: Aber manchmal entwickeln sich diese Gespräche halt so,

00:21:30: dass wir dann manchmal auch vielleicht ein Begriff benutzen,

00:21:33: der triggern kann.

00:21:35: Also da bitten wir einfach im Nachgang um Entschuldigung.

00:21:40: Und wenn ihr uns dazu was schreiben wollt

00:21:44: oder was sagen wollt, kommentieren wollt,

00:21:47: dann macht es bitte, da freuen wir uns drüber.

00:21:49: Folgt uns auf unserem Podcast, dann verpasst ihr auch nichts.

00:21:53: Abonniert den Podcast, dann seid ihr ganz sicher,

00:21:56: auf der ganz sicheren Seite.

00:21:58: Ihr findet uns überall auf sämtlichen Social-Media-Kanälen.

00:22:01: Und wir versuchen auch zu antworten.

00:22:04: Ja, auch da bitte Nachsicht, wenn wir es nicht gleich immer schaffen,

00:22:07: weil es wird doch eine ganze Menge sein.

00:22:10: Und dadurch, dass wir auch verschiedene Hüte drauf haben,

00:22:12: sind wir nicht immer jeden Tag und jede Minute entsprechend da drauf.

00:22:16: Wie diese Folge gezeigt hat, eine sehr sensible Thematik.

00:22:21: Ja, und da gilt es eben auch, sprecht miteinander.

00:22:25: Auch wenn ihr vielleicht jemanden seht, wo ihr sagt,

00:22:28: na ja, komm, der hat jetzt echt die Grenze überschritten.

00:22:30: Sprecht miteinander, überlegt miteinander.

00:22:33: Macht es in einer Form, dass der andere auch noch zuhören mag.

00:22:37: Und ja, wie immer, auch an dieser Stelle, reden und zusammen.

00:22:43: (Dynamische Musik)

00:22:45: "Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders" - Podcast.

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