Schwarzfahren, schwarzsehen, schwarzmalen
Shownotes
Wie gerechtfertigt ist der Streit um diese Worte?Unsere Sprache ist voll von Begriffen, die in der aktuellen Rassismus-Debatte immer mehr zum Problem werden. Besonders in der Diskussion: das Schwarzfahren. Sogar Verkehrsunternehmen sagen, sie wollen den Begriff nicht mehr verwenden. Auch "schwarzmalen" und "schwarzsehen" werden inzwischen von einigen vermieden. Was aber eigentlich gar nicht sein müsste, meint Florence. Und hat dafür eine verblüffend einfache Erklärung.
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00:00:00: (Dynamische Musik)
00:00:01: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.
00:00:07: Wir sagen ja, das geht auch anders.
00:00:12: Wir, das sind Florence Pokowski, Shikete und Marion Kucheny.
00:00:16: Und ja, wir sprechen in diesem Podcast über Rassismus.
00:00:20: Aber wir machen das anders.
00:00:22: Denn uns geht es ganz explizit nicht um Schuldzuweisungen,
00:00:25: uns geht's nicht um Vorwürfe,
00:00:27: sondern es geht uns einfach um ein besseres und entspannteres Miteinander.
00:00:32: Das kriegen wir nur hin,
00:00:34: wenn wir endlich mal rauskommen aus diesen schwarz-weißen Schubladen.
00:00:38: Denn davon gibt's leider noch viel zu viel zu viele.
00:00:41: Florence, zum Beispiel die Sprache. - Richtig.
00:00:44: Wenn wir zum Beispiel an Sprichwörter denken,
00:00:47: da gibt's doch in der deutschen Sprache eine ganze Menge Sprichwörter,
00:00:51: die irgendwie Farben benutzen. - Ja, Farben.
00:00:55: Also, Schwarz sehen, zum Beispiel. - Oder hier, Schwarz fahren.
00:00:59: Das war ja die neuste Diskussion, Schwarz fahren.
00:01:03: Das ist ein Wort,
00:01:05: dass die Verkehrsbetriebe nicht mehr benutzen sollten,
00:01:08: weil es diskriminierend ist. Empfindest du das so?
00:01:11: Na ja, sagen wir's mal so.
00:01:13: Im ersten Moment denke ich, okay, Schwarz fahren ist ja nur nichts Positives.
00:01:18: Und wir sprechen von schwarzen Menschen.
00:01:21: Und warum wird die schwarze Farbe oder das Wort "schwarz"
00:01:26: immer negativ konnotiert?
00:01:28: Und dann zucke ich schon im ersten Moment ein bisschen zusammen.
00:01:32: Ich hab mir trotzdem mal überlegt, wo könnte das jetzt herkommen.
00:01:36: Ich bin ja ein bisschen ja, Alistin, ne?
00:01:38: Ich bin dann schon neugierig.
00:01:40: Ich wollte das recherchieren, wo dieser Begriff "Schwarzfahren" kommt.
00:01:44: Also, ob man wirklich keine Ahnung,
00:01:46: wie man dieses Schwarz eben zu werten hat.
00:01:49: Da hab ich recherchiert und recherchiert.
00:01:51: Und ich bin auf das Rotwelsche gestoßen.
00:01:54: Also, Rotwelsche ist so ein Gauner-Jaggon aus dem 18. Jahrhundert.
00:01:58: Der Anleihen hat, viele Anleihen hat aus dem Jädischen damals,
00:02:04: aus diesem Sprachbereich.
00:02:08: Und die Gauner haben sich so untereinander verständigt,
00:02:11: damit, wenn sie irgendwelche Absprachen getroffen haben,
00:02:14: die Außenstehenden nicht mitbekommen haben,
00:02:16: worüber haben die gerade geredet.
00:02:18: Und da gibt es einen Begriff.
00:02:20: Und der heißt "Schwarzen".
00:02:21: Schwarzen.
00:02:23: Und Schwarzen bedeutet Dinge nachts,
00:02:27: also bei Nacht und Nebel in der Nacht,
00:02:29: wenn es Schwarze ist, über die Grenze zu schmuggeln.
00:02:31: Und das ist ja illegal.
00:02:33: Genau wie das Schwarzfahren mit der Bahn und dem Bus
00:02:36: und eben ohne Ticket.
00:02:37: Und da kommt es offenbar her.
00:02:39: Das ist die Genese dieses Begriffs scheinbar.
00:02:42: Aber dann gruselt es mir natürlich irgendwo schon.
00:02:44: Und ich denke, okay, wenn Leute sagen,
00:02:48: ich bin schwarz oder auch zu mir sagen,
00:02:50: ach, sie sind ja schwarz.
00:02:52: Und wenn die aber gleichzeitig, das Wort schwarz,
00:02:55: ja, in ihrer deutschen Sprache so negativ verwenden,
00:03:00: da möchte ich mich natürlich schon irgendwo von abgrenzen.
00:03:03: Also ich möchte ja keinen Begriff zugesprochen bekommen,
00:03:08: der eigentlich negativ ist.
00:03:10: Aber auch dann, und das interessiert mich jetzt auch dann,
00:03:13: wenn er eigentlich gar nichts mit deiner Hautfarbe,
00:03:16: also jetzt primär zu tun hat, auch dann.
00:03:19: Also fühlst du dich trotzdem angesprochen,
00:03:22: dadurch, dass man dieses Wort benutzt, also schwarz,
00:03:25: die Nacht ist schwarz.
00:03:26: Und früher war sie das noch mehr als heute,
00:03:29: also ohne Lichtverschmutzung, waren die Nächte wirklich schwarz,
00:03:32: komplett schwarz.
00:03:33: Und das ist, obwohl das in einem ganz anderen Zusammenhang gemeint ist
00:03:38: und vielleicht auch eine andere Genese hat,
00:03:40: betrifft es dich doch, ja?
00:03:41: Naja, jetzt muss man mal ein bisschen wirklich diese Wörter ja auch
00:03:45: untersuchen.
00:03:46: Wenn ich von schwarzen Menschen spreche,
00:03:49: dann schreibe ich das Wort "schwarz groß".
00:03:52: Und zwar groß, weil es kein Adjektiv "schwarz" ist in dem Moment,
00:03:57: sondern weil es einfach die Menschen betrifft,
00:04:01: die von sich sagen, ja, ich bin aufgrund meiner ethnischen Herkunft,
00:04:07: bin ich der Ausgrenzung zum Beispiel ausgesetzt, ja?
00:04:10: Also da benutzen wir schwarz schon mal in einem ganz anderen Kontext.
00:04:15: Oder wenn du den Titel meines Buches siehst,
00:04:17: da habe ich "schwarz groß" geschrieben.
00:04:19: So.
00:04:20: Und dann, wenn ich einfach überlege,
00:04:23: muss mich das jetzt betreffen,
00:04:27: dass dieses Adjektiv "schwarz" in so vielen Sprichwörtern
00:04:31: so negativ benutzt wird, muss mich das kränken.
00:04:34: Und dann denke ich, na ja, ich bin ja nicht schwarz.
00:04:37: Ich bin ja, wenn ich das Adjektiv benutze, braun.
00:04:41: Ich habe eine braune Haut und keine schwarze Haut.
00:04:44: Also für mich kann ich dann, damit es für mich einfach gut ist
00:04:47: und ich mich nicht gekränkt fühle, kann ich sagen,
00:04:49: na ja, davon kann ich mich schon distanzieren von diesem "schwarz",
00:04:53: was in den Sprichwörtern so negativ benutzt wird,
00:04:56: weil ich ja nicht schwarz bin, sondern ich bin braun.
00:04:59: Also meine Hautfarbe ist braun.
00:05:01: Und trotzdem sprechen wir von schwarzen Menschen.
00:05:04: Aber groß geschrieben.
00:05:05: Ja.
00:05:06: Und fändest du es jetzt noch mal ganz anders gedacht,
00:05:09: noch mal viel weiter gedacht,
00:05:11: fändest du es perspektivisch besser, wenn wir uns dahin bewegen,
00:05:15: dass wir vielleicht das Wort "schwarz" im Zusammenhang
00:05:18: mit Hautfarbe streichen, dass wir so rumdenken,
00:05:21: dass wir sagen, wie du schon sagst, es gibt eigentlich
00:05:24: dieser Hautfarbe "schwarz" im Grunde genommen nicht.
00:05:27: Es ist ein dunkleres Braun, manchmal ein helleres Braun.
00:05:30: Genauso wie wir, weiße, sage ich mal, in Anführungszeichen,
00:05:34: auch nicht weiß sind, ich bin nicht weiß.
00:05:36: Ich habe sogar einen gelblichen Hautunterton.
00:05:39: Also dann gibt es Leute, die sind wirklich richtig schneeweiß,
00:05:43: es gibt andere, die sind eher rötlich im Hautunterton.
00:05:45: Also dieses Kategorisieren von weiße, schwarze.
00:05:51: Vielleicht sind das die falschen Begrifflichkeiten?
00:05:54: Entweder so oder wir müssen einfach überlegen,
00:06:00: dass wir oftmals doch bestimmte Begriffe
00:06:04: für unterschiedliche Inhalte benutzen.
00:06:09: Also zum Beispiel vielleicht ist es ein bisschen weit hergeholt,
00:06:12: aber ich kann sagen, ich bin nüchtern.
00:06:16: Also wenn mich der Arzt morgens fragt, sind sie nüchtern,
00:06:20: dann will er wissen, ob ich was gegessen habe
00:06:24: oder ob ich was gegessen habe
00:06:27: und er mir eben kein Blut abnehmen kann.
00:06:30: Wenn er bei dem anderen Zusammenhang,
00:06:32: was ich Verkehrskontrolle oder sowas gesagt wird im Moment,
00:06:36: sind sie nüchtern, dann wollen die nicht wissen,
00:06:38: ob ich ein Baguette gegessen habe.
00:06:41: Also dieser Begriff nüchtern hat ja auch in den verschiedenen Kontexten,
00:06:48: die wir ihn benutzen, eine unterschiedliche Bedeutung.
00:06:52: Das eine Mal kann ich mich auch gekränkt fühlen, wenn jemand sagt,
00:06:55: na, sie sind ja nicht nüchtern, dann denke ich,
00:06:58: moment mal, unterstellst du mir, dass ich was getrunken hab.
00:07:01: Und das andere Mal, wenn der Arzt sagt,
00:07:03: na, sie sind nüchtern, ich hab nix gegessen.
00:07:06: Für mich so eine Überlegung, müssen wir diese Begriffe vielleicht
00:07:09: und tut es uns gut, wenn wir diese Begriffe auch unterschiedlich denken.
00:07:14: Also diese Sprichwörter, die ja nun wirklich schon sehr alt sind,
00:07:18: dass wir die nicht, dass ich persönlich, sie nicht auf mich beziehe.
00:07:22: Das ist aber schon, ja, das ist schon auch eine Leistung,
00:07:28: die man erbringen muss.
00:07:30: Also man muss sich in ein anderes Mindset bringen.
00:07:34: Also das ist ja nicht immer so einfach.
00:07:37: Wenn man seine Haltung zu irgendetwas ändern muss,
00:07:40: dann muss man sich zum Beispiel so wie du das gerade formuliert hast,
00:07:44: überlegen, Moment, ich bin ja gar nicht schwarz,
00:07:46: meine Haut ist braun.
00:07:48: Also diesen Gedanken muss man machen
00:07:50: und man muss dann auch dazu kommen, dass man sagt, ja,
00:07:53: also wenn ich sage, meine Haut ist braun,
00:07:55: dann hab ich mit Schwarzfahren erst mal in dem Sinne gar nix zu tun
00:07:59: und muss auch keinen Stress damit haben.
00:08:01: Das verlangt einem aber was ab
00:08:03: und glaubst du, das ist für viele Menschen
00:08:06: mit einer dunklen Hautfarbe schwierig,
00:08:08: also dass sie sagen, warum soll ich da meine Einstellung zu ändern?
00:08:12: Ich fühl mich da einfach verletzt und abgewertet und fertig.
00:08:16: Na ja gut, das ist, wie du richtig sagst,
00:08:18: es ist eine Einstellungssache.
00:08:20: Es ist auch eine Frage,
00:08:21: wovon möchte ich mich verletzt fühlen, ja.
00:08:24: Und wenn wir jetzt über Schwarzmalen, Schwarzfahren
00:08:28: oder sonst was reden,
00:08:30: dann fällt mir im Englischen auch das Blackmailing ein.
00:08:33: Also auch Black, da benutzen wir ja auch, ne?
00:08:36: Und da weiß ich gar nicht, ob das Wort jetzt auch verboten ist,
00:08:39: weil im Englischen sagen wir ja auch zum Teil ein Black, ja.
00:08:43: Und ich weiß, dass diese Begriffe natürlich unterschiedlich
00:08:47: auch wieder benutzt werden
00:08:50: und unterschiedliche Einstellungen
00:08:53: zu diesen Begriffen vorhanden sind.
00:08:56: Aber man kann selber natürlich
00:09:00: entscheiden, möchte ich einen Begriff,
00:09:03: jetzt wie in dem Fall,
00:09:05: ihn so sehen oder so hören, dass er mich verletzen soll.
00:09:10: Also wenn jemand sagt, der ist Schwarz gefahren,
00:09:13: dann hat das erst mal nichts mit mir zu tun.
00:09:16: Wenn natürlich jemand auf mich zukommt
00:09:18: und was was ich Ticketkontrolle macht und sagt,
00:09:21: fahren Sie Schwarz,
00:09:22: dann hat das einen anderen Unterton.
00:09:26: Wenn jemand das zu mir sagt.
00:09:28: Ja, ja.
00:09:29: Aber glaubst du, das ist auch ein bisschen,
00:09:33: das kommt auch ein bisschen auf,
00:09:35: ich weiß das immer sehr schwierig,
00:09:37: wenn man so oft in seinem Leben das Gefühl haben muss,
00:09:41: dass man Diskriminierung ausgesetzt ist,
00:09:44: dann sind da sicher die Empfindlichkeiten ganz andere als bei jemandem,
00:09:48: der das noch nie in dieser Weise erlebt hat.
00:09:50: Richtig. - Also das, glaub ich, das steht irgendwie über allem.
00:09:54: Aber man müsste natürlich,
00:09:57: ich kann das jetzt auch nur von außen mir vorstellen,
00:10:00: aber was wäre jetzt der Weg?
00:10:02: Mein Weg wäre zum Beispiel,
00:10:04: dass ich sagen würde, ich muss versuchen,
00:10:06: ein anderes Selbstwertgefühl zu bekommen.
00:10:08: Und vielleicht auch meinen Selbstwertgefühl nicht davon abhängig machen,
00:10:12: was der andere mit Schwarz fahren meinen könnte.
00:10:15: Und diese Begriffe, das müssen wir jetzt ja auch machen.
00:10:18: auch mal zugestehen, die sind ja nicht erst gestern erfunden worden. Also die sind sehr
00:10:23: starker Bestandteil der deutschen Sprache und sind ja zunächst einmal nicht benutzt
00:10:31: worden, um Menschen mit einer anderen ethnischen Herkunft negativ zu titulieren. Da haben wir
00:10:38: noch ganz andere Begriffe, auf die wir dann irgendwann auch noch mal zu sprechen kommen.
00:10:41: Aber jetzt gerade bei dem Schwarzfahren, Schwarzmalen und so weiter hat das ja zunächst, zumindest so
00:10:49: wie ich weiß und ich habe Deutsch studiert, zunächst nichts mit einer Person zu tun, die eine
00:10:56: dunklere Hautfarbe hat, die also stärker pigmentiert ist. Und da möchte ich für mich schon einen
00:11:04: Unterschied machen. Ist das jetzt ein Begriff, der benutzt wurde, um stärker pigmentierte Menschen,
00:11:09: also schwarze Menschen zu beleidigen? Oder ist das ein Begriff, der in der deutschen Sprache
00:11:15: verwendet wurde und ja für weiße Menschen auch verwendet wird? Also jemand, der schlichtweg
00:11:22: kein Ticket hat zum Beispiel? Genau, das ist vollkommen egal. Also es ist vollkommen egal,
00:11:27: wer kein Ticket hat, der Schwarzgefahren ist, hat etwas illegales. Genau, oder wer einfach negative,
00:11:33: immer nur negative Gedanken hat und der dann eben schwarzmalerei betriebe, vollzieht und so weiter.
00:11:41: Also das ist für mich nochmal ein ganz klarer Unterschied. Ist das ein Begriff, der zwar
00:11:46: historisch schon sehr alt ist, der aber dazu diente, Menschen, die nicht weiß sind, zu beleidigen?
00:11:54: Oder ist das ein Begriff, der in dieser Sprache einfach vorkommt und mit stärker pigmentierten
00:11:59: Menschen einfach erstmal nichts zu tun hat? Und das denke ich hat er nicht. Ja, also das finde
00:12:05: ich ist schon mal ein wichtiger Gedanke, aber dann kommt ja eben auch noch das, was passiert. Also
00:12:09: das ist jetzt erstmal die Einstellung, die man haben kann oder die man vielleicht auch entwickeln
00:12:13: kann, aber dann kommt quasi das Faktische. Dann kommt eine aufgeregte Diskussion und sofort hat
00:12:19: man zwei Lager. Dann kommen die einen, die sagen, das geht aber so nicht und die anderen, die dann
00:12:25: erstmal zusammenzucken, aber sagen hier, ich glaube es geht los, den schwarz fahren haben wir
00:12:30: schon immer gesagt, das machen wir auch einfach weiter so. Also schon hast du also in dieser
00:12:34: Debatte sofort eine Konfrontation. Das ist natürlich etwas, wo ich sage, da müssen wir aufpassen,
00:12:42: aber in beide Richtungen aufpassen. Sprache verändert sich und Sprache entwickelt sich. Und
00:12:48: natürlich gibt es Worte, die wir schon seit Jahrhunderten benutzt haben, aber eben in ganz
00:12:56: unterschiedlichen Kontexten oder auch in unterschiedlichen historischen Hintergründen. Und
00:13:03: wenn wir jetzt merken, dass die Begriffe, die nur schon so lange benutzt werden, Menschen kränken
00:13:10: könnte, dann wäre es zumindest mal eine Überlegung wert zu gucken, warum kann es Menschen
00:13:16: kränken, auch wenn es nicht alle Menschen kränkt. Also wenn ich jetzt hier spreche als schwarze
00:13:20: Person, heißt es ja nicht, dass ich für alle Schwarzen spreche. Ich sage ja erstmal meine Meinung
00:13:26: und es kann sein, dass andere Schwarze Menschen sagen und hier auch wieder schwarz groß geschrieben,
00:13:32: ah ja, das was sie sagt, da können wir mitgehen und andere sagen vielleicht, nee, das ist überhaupt
00:13:37: nicht unsere Meinung. Also ich denke, es tut nicht weh zu überlegen, gibt es in unserer Sprache Dinge,
00:13:45: die andere Menschen kränken. Das hat ja jetzt nicht nur was mit der ethnischen Herkunft zu tun,
00:13:50: hier in dem Fall jetzt, ja, aber wir haben ja noch ganz andere Begriffe, die einfach andere Menschen,
00:13:55: die eine Individualität haben, auch kränken könnten. Und die man früher gesagt hat und die man
00:14:01: aber jetzt einfach so nicht mehr sagen kann. Also das tut ja zunächst mal nicht weh, denn wir wollen
00:14:06: ja gut miteinander umgehen und nicht auf Deuville kommen raus Begriffe benutzen, egal ob Menschen
00:14:12: sich gekränkt fühlen oder nicht. Also dazu überlegen, können wir da was verändern? Tut erst mal
00:14:17: nicht weh. Die andere Seite muss aber auch Geduld haben, denn das ist ein Prozess. Man streicht ja
00:14:24: nicht einfach ein Wort und damit ist eine Haltung dahinter gestrichen. Das ist ja ein Prozess.
00:14:28: Ja und ich glaube aber auch in dem Zusammenhang ist mal ganz wichtig auch mal zu sehen, dass so
00:14:35: eine Auseinandersetzung darüber und am Ende ist es dann doch wieder eine Auseinandersetzung, dass
00:14:39: die keine solche Eigendynamik dann entwickelt. Also das der eine, weißt du, es ist so, dass wenn der
00:14:48: eine sagt, du das kannst du aber nicht sagen, dann zuckt der andere. Also ich versuche mich jetzt mal
00:14:52: den anderen zu versetzen. Der zuckt erstmal zusammen und sagt, wieso? Ich habe es doch gar nicht
00:14:56: böse gemeint und fühlt sich aber durch den Vorwurf oder den Vorwurf, den er daraus hört aus
00:15:01: diesem Hörmer, das kannst du aber nicht sagen, dass sowas kannst du nicht sagen. Das geht nicht.
00:15:05: Aus diesem Vorwurf, den er hört, fühlt er sich angegriffen und fühlt sich vielleicht auch zu
00:15:11: Unrecht angegriffen, weil er gar nichts Böses gemeint hat und ich finde, das muss man in dieser,
00:15:16: in diesen teilweise sehr erhitzenen Diskussionen auch immer mal sehen beziehungsweise. Man muss
00:15:23: da mal einen Schritt zurücktreten und sagen, wie treffen wir aufeinander. Den meisten Menschen
00:15:28: würde ich nämlich einfach, den meisten weißen Menschen hier, den würde ich einfach mal nicht
00:15:35: unterstellen, dass sie, dass sie Begrifflichkeiten in irgendeiner bösen Absicht benutzen. Also,
00:15:41: also wie, wie kommt man an diese Menschen heran ohne, dass es gleich so eine Abwehrhaltung
00:15:45: hervorruft, weißt du? Und das ist nämlich eben das, wie bringt man eine solche Diskussion auf? Und
00:15:52: ich erlebe das hier dann immer gleich als sehr vorwurfsvoll. Ich höre das auch so, obwohl
00:15:56: ich sage ja, grundsätzlich sollten wir immer darüber nachdenken, was wir sagen und ob wir
00:16:01: damit anderen Menschen verletzen können oder nicht. Das finde ich ganz wichtig, auch im,
00:16:05: also in allen Lebensbereichen ist das so. Aber die Frage ist, wie gehen wir aufeinander zu? Und
00:16:11: wenn man einfach mal ruhig sagen würde, da gibt es irgendwie einen Begriff, mit dem fühle ich mich
00:16:16: nicht so ganz wohl oder so, dann müssten wir vielleicht mal darüber reden, dann ist das schon
00:16:20: mal eine ganz andere Haltung, Ausgangslager, als wenn man sagt, also dieser Begriff ist unmöglich,
00:16:26: den können wir wirklich nicht benutzen. Er ist total diskriminierend und dann müssen wir
00:16:30: uns sofort von trennen. Ich überspitze das jetzt. Das ist dann so, das erzeugt in der Regel so was,
00:16:38: erzeugt erst mal eine Abwehr. Auch wenn es nicht gerechtfertigt ist, weißt du? Auch wenn das
00:16:42: inhaltlich nicht gerechtfertigt ist. Das verstehe ich. Jetzt bei diesen Begriffen muss man natürlich
00:16:47: unterscheiden. Also es ist nochmal was anderes, wenn jemand, egal wie er äußerlich aussieht,
00:16:53: dabei erwischt wird, dass er kein Ticket hat oder sie und das heißt dann, die Person ist
00:17:00: schwarz gefahren. Das ist nochmal was anderes, als wenn wir andere Begriffe benutzen, wie zum
00:17:05: Beispiel das N-Wort. Das ist zum Beispiel etwas, da habe ich keine Geduld. Gut, da kommt es auch wieder
00:17:11: darauf an, wer vor mir steht. Also wenn zum Beispiel eine ältere Person vor mir steht und das N-Wort
00:17:19: benutzt, dann habe ich schon noch die Geduld und erkläre, warum dieses Wort nicht mehr geht. Und
00:17:25: da sage ich auch nicht, naja, das ist nicht so ganz so schön, sondern da sage ich, das geht gar nicht.
00:17:29: Und dann erwarte ich auch spätestens nach einem dritten Mal erklären, dass es nicht mehr benutzt
00:17:35: wird. Oder wenn mich jemand fragt, wie mir das neulich passiert ist, ein Herr Mitte 60, der
00:17:40: sagte, Mensch, ich möchte Sie mal fragen. Früher haben wir diesen Begriff und er hat ihn denn
00:17:44: ausgesprochen. Früher haben wir den immer benutzt, aber ich möchte verstehen, warum dieses Wort jetzt
00:17:51: nicht mehr geht. Bitte erklären Sie mir. Und das finde ich in Ordnung. Das ist aber ein Unterschied
00:17:57: jetzt zu schwarzmalen und schwarzfahren. Weil wie gesagt, wenn es heißt schwarzfahren, muss ich mich
00:18:05: persönlich jetzt nicht angegriffen fühlen. Da kann ich dann etwas zurückgelehnter mit in der
00:18:12: Diskussion auch sein, als eben, wenn es um das M-Wort geht, das N-Wort geht oder das Z-Wort geht.
00:18:17: Ja, Florence, wie machen wir es denn jetzt anders? Wie geht es anders? Also gerade jetzt bei diesen
00:18:23: Begriffen, die wir jetzt eben besprochen haben, glaube ich, sollten wir etwas entspannter sein,
00:18:30: auch mal in die Historie gucken. Von daher war das ganz interessant mal zu hören, wo diese Begriffe
00:18:36: herkommen, vor allem eben dieses schwarzfahren, wo das herkommt und dann wirklich gucken, hat es was
00:18:43: mit mir zu tun, mit mir und meiner ethnischen Herkunft. Und wenn ich merke, dass es gar nicht so
00:18:50: ist, dann kann ich doch entspannt sein. Und dann möchte ich es auch. Das ist ganz wichtig und
00:18:55: vielleicht auch wichtig, einfach die Gesprächshaltung, die Kommunikationshaltung. Also wenn man
00:19:02: irgendwas hat, womit man unglücklich ist in der Sprache, womit man einfach unglücklich ist,
00:19:06: ja, in der Benennung von irgendwelchen Dingen, dass man versucht zu sagen, ja, damit habe ich
00:19:14: ein Problem oder damit haben wir ein Problem, darüber sollten wir alle gemeinsam mal reden,
00:19:19: dann ist glaube ich schon so ein bisschen, ja, ein bisschen die Basis geschaffen, dass man das
00:19:26: ganze auch in Ruhe miteinander austragen kann, denn das ist wichtig. Genau, dem kann ich einfach nur
00:19:31: zustimmen. Ja, sehr schön. Wie üblich. Wir sind auch nicht die, die alles 100 Prozent wissen und
00:19:45: wir sind auch immer sehr neugierig und sehr gespannt, was eure Meinung so ist. Von daher
00:19:51: schreibt uns, schreibt uns auf Social Media, folgt uns, wo immer ihr uns auf Social Media auch findet.
00:19:58: Wir freuen uns natürlich, wenn ihr uns abonniert. Wir freuen uns, wenn ihr unsere Gedanken einfach
00:20:04: auch so interessant findet, dass ihr die nächste Folge einfach nicht verpassen wollt und ja,
00:20:10: das passiert, wenn ihr uns abonniert, dann verpasst ihr auch nicht die nächste Folge. Bewertet
00:20:15: auch gerne, was wir uns hier so gegenseitig erzählen und na klar, wir freuen uns, wenn
00:20:21: ihr uns fünf Sterne gebt. Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.
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