Nur gucken, nicht anfassen!

Shownotes

Staffelfinale Nur gucken, nicht anfassen – warum der Griff in krauses Haar zwar grundsätzlich nicht in Ordnung ist – in manchen Fällen aber durchaus mal erlaubt sein darf. Und die erstaunliche Erkenntnis, dass Grenzüberschreitungen nicht immer nur in eine Richtung gehen.

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00:00:00: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.

00:00:08: Wir sagen ja, es geht auch anders. Wir, das sind Marion Kucheny und Florence

00:00:16: Brokowski-Schäkete. Und ja, wir sprechen in unserem Podcast über Alltagsrassismus.

00:00:22: Wir sprechen über das, was uns im Alltag begegnet, aber wir machen es etwas anders.

00:00:28: Wir machen es ohne Schuldzuweisung und ohne Vorwürfe.

00:00:32: Wir versuchen entspannt miteinander über die Dinge zu reden.

00:00:36: Und ja, wir schauen, was dabei rauskommt, denn Schwarz-Weiß-Schubladen helfen uns nicht.

00:00:44: Ne, da wollen wir unbedingt raus und mitten rein ins Pralle leben und gleich mal mitten rein in die Haare, Florence.

00:00:51: Das ist nämlich eine Begebenheit, die dir des Öfteren passiert und die im Horn ein bisschen schwierig ist.

00:00:57: Also, ich muss ehrlich sagen, das ist mein Albtraumthema.

00:01:00: Haare ist sowieso mein Thema schon von klein auf an.

00:01:03: Ich sah als kleines Mädchen immer aus wie ein Junge, weil ich kurze Haare hatte.

00:01:08: Mir fassten die Leute immer in die Haare, weil sie sagten, das ist ja so niedlich.

00:01:12: Und es passiert mir aber bis heute, dass mir Menschen in die Haare fassen.

00:01:17: Neulich ist es mir passiert, dass eine Frau mich anguckt und sagt, cool,

00:01:21: und schon sind ihre Hände in meinen Haaren, sind die echt.

00:01:24: Und ich war so konsterniert und habe gedacht, okay, das ist peinlich.

00:01:28: Und was mache ich jetzt?

00:01:30: Und ich möchte einfach diese Grenzüberschreitung nicht.

00:01:34: Ich bin ja auch kein Ausstellungsstück und man sagt ja auch immer schon,

00:01:38: beim Obst nur gucken, nicht anfassen.

00:01:40: Aber es ist mir peinlich.

00:01:42: Aber Florence, sag mal, ich kann mir das jetzt so ehrlich gesagt gar nicht vorstellen,

00:01:46: weil ich habe noch nie in meinem in die Haare gefasst.

00:01:48: Also jedenfalls, so ungefragt schon mal gleich gar nicht.

00:01:51: Aber ist es wirklich heutzutage so, dass Leute aus dem Nichts mitten auf der Straße,

00:01:57: so nach dem Motto, hallo, darf ich mal anfassen?

00:02:01: Oder hallo, wie fasst sich das an?

00:02:04: Also ich sage mal so, die Person, die es gemacht hat, das war jetzt nicht auf der Straße.

00:02:10: Aber wir waren uns auch jetzt nicht so nahe, dass wir uns gegenseitig anfassen.

00:02:14: Und ich war schon sehr perplexed, weil die einfach meine Distanzzone auch überschritten hat.

00:02:19: Und dann habe ich schon überlegt, was mache ich jetzt?

00:02:23: Und wie gesagt, es ist mir peinlich gewesen.

00:02:25: Ich bin dann so ein bisschen peinlich über diese Situation hinweg und saß dann aber später alleine

00:02:30: und habe gedacht, nee, ich muss ihr das sagen.

00:02:32: Weil es stört mich. Es hat mich wahnsinnig bestört.

00:02:34: Na klar, na klar. Und hast du ihr das gesagt?

00:02:36: Ja, ich bin dann nochmal auf die Zubehör.

00:02:39: Ich habe ihr das gesagt und da kommt dann aus meinem Coachingbereich,

00:02:43: kommt es dann raus, dass ich überlege, wie sage ich es den Leuten, dass sie es auch verstehen.

00:02:48: Und zumal sie eben auch sagt, oh cool, sind die echt.

00:02:51: Und dann habe ich gesagt, wissen Sie, wenn jetzt eine Frau vor Ihnen stünde,

00:02:54: die einfach gut gebaut ist und so doppelt D.

00:02:57: Und da würden sie doch auch nicht anfassen und sagen, boah, sind die echt.

00:03:01: Und dann hat sie es verstanden.

00:03:03: Ist vielleicht ein blödes Beispiel.

00:03:05: Nein, ich finde das sehr, ich finde das in diesem Fall sehr angemessen.

00:03:09: Aber weißt du, ich würde wahrscheinlich, also im Reflex würde ich sogar noch,

00:03:12: wäre ich sogar noch einen Schritt weitergegangen.

00:03:15: Also mir fasst niemand in die Haare, das ist auch sein Grund,

00:03:18: weil ich habe nicht so tolle Haare wie du, sondern meine sind eher so pump-up,

00:03:21: der Volume, also da gibt es auch nichts rein zu fassen.

00:03:24: Aber wenn das jemand machen würde, würde ich erst mal sagen, okay,

00:03:26: und jetzt fasse ich mal kurz in ihre, ja?

00:03:28: Ich würde es vielleicht nicht tun, aber ich würde es sagen.

00:03:31: Ja, das ist dann aber diese Grenzüberschreitung, die ich ja nicht mag,

00:03:35: die ich ja auch nicht machen möchte.

00:03:37: Also es kann sein, dass vielleicht jemand ist dann kapiert, ja?

00:03:40: Aber ich bin dann am Anfang so perplexed, weil ich denke,

00:03:44: Moment, ich überschreite doch deine Grenze auch nicht.

00:03:47: Und trotzdem habe ich mir überlegt, warum machen Leute das?

00:03:50: Weil mir das wirklich schon öfter passiert ist.

00:03:52: Ja, ich saß einmal in einem Vorlesungssaal und merkte hinten zappelt was.

00:03:55: Und da war es dann auch ein Kollege, der schon immer wissen wollte,

00:03:59: was mit meinen Haaren ist, und auf einmal sah er seine Chance gekommen.

00:04:03: Und ja, und zog dann.

00:04:06: Und ich war auch so überrascht und habe mich umgedreht.

00:04:09: Er zog an meinen Haaren und sagte, ist es echt?

00:04:13: Und ich habe mich umgedreht und ich war wirklich, war so baff.

00:04:16: Und ich habe zu ihm gesagt, du, ich zieh doch bei dir auch nicht

00:04:19: und frag, ob es echt ist.

00:04:20: Na ja, und als ich das gesagt habe, habe ich erst gewusst, was ich gesagt habe.

00:04:23: Alles um mich rumlachte und lag auf dem Boden.

00:04:25: Aber der hat es auch nie wieder gemacht.

00:04:27: Ja, ja.

00:04:29: Man muss sich natürlich fragen, was ist die Motivation?

00:04:32: Also grundsätzlich, wir versuchen jetzt erstmal positiv an das Ganze heran.

00:04:36: Genau.

00:04:38: Grundsätzlich ist Neugier ja nichts Schlechtes.

00:04:40: Also Neugier zeigt ja auch, ich habe ein Interesse an dir.

00:04:43: Du bist irgendwie anders als ich, du bist irgendwie merkwürdig.

00:04:46: Und zumindest mal bei kleinen Kindern ist es so,

00:04:49: dass wenn sie einem anderen Kind begegnet, was irgendwie anders ist,

00:04:52: und daher kommt es vielleicht auch echt so ein bisschen,

00:04:54: dann wird das andere Kind erst mal angefasst.

00:04:56: Richtig, richtig.

00:04:58: Ich meine, sagen wir es mal so, Neugier, okay?

00:05:00: Also wenn jemand jetzt sagen würde, hm, du bist anders,

00:05:02: dann würde ich sagen, okay.

00:05:04: Wenn die Kinder jenisagen, das ist irgendwie merkwürdig,

00:05:06: würde ich sagen, okay, nein, ist nicht merkwürdig.

00:05:08: Aber wenn jemand sagt, ach, ich bin, was, was, ich, ich arbeite im Friseur Salon,

00:05:14: und es ist einfach, ich würde so gerne mal darf ich, ja?

00:05:18: Also wenn man mich fragt, ist es nochmal was anderes,

00:05:21: dann kann ich für mich entscheiden, ob ich das möchte oder nicht.

00:05:25: Wenn man einfach mich anfässt, dann fühle ich mich wirklich

00:05:28: wie so ein Ausstellungsstück, was noch nicht mal gefragt wird,

00:05:32: sondern was man einfach anfassen darf.

00:05:35: Und ich habe mich dann schon gefragt, hey, was soll das?

00:05:39: Ja, also bin ich jetzt nur, weil ich hier zur vermeintlichen Minderheit gehöre,

00:05:44: darf man da meine Grenze einfach überschreiten, ja?

00:05:48: Und darf man mich einfach anfassen?

00:05:50: Und muss ich das auch noch gut finden?

00:05:52: Und da sage ich natürlich, ne, ich muss es nicht gut finden.

00:05:56: Und habe für mich wirklich so die Theorie gehabt, okay, weiße, fassen schlichtweg die Haare von den anderen an,

00:06:01: weil sie die Grenze überschreiten.

00:06:03: Aber ist es so, dass du das den Leuten dann immer spiegelst

00:06:10: und auch immer ruhig spiegelst, kannst du das, bringst du das,

00:06:13: fertig, immer einigermaßen gelassen zu bleiben,

00:06:16: oder reist es sich manchmal auch zu sagen, hey, ich glaub es hakt?

00:06:18: Ne, also ich bin immer gelassen, ich bin immer gelassen, also das absolut schon.

00:06:22: Und es ist mir oftmals so peinlich, dass ich dann versuche,

00:06:26: so über die Situation hinweg zu gehen,

00:06:28: dass sich der anderen Person diese Peinlichkeit ersparen möchte.

00:06:34: Und weil ich einfach so perplex bin und denke,

00:06:37: Moment, wie kann man nur so grenzüberschreitend sein?

00:06:40: Aber ich hatte eine Situation und da dachte ich, okay,

00:06:44: jetzt muss ich so ein bisschen meine Theorie über Bord werfen,

00:06:47: da war ich in einem Afroshop und habe meine Sachen gekauft

00:06:51: und dann waren auch andere Damen da, andere Schwarze Damen.

00:06:54: Und die eine interessierte sich dafür, was ich gekauft habe.

00:06:57: Und wie sich das in meinen Haaren anfühlte.

00:07:02: Und auf einmal zog die auch in meinen Haaren.

00:07:05: Oh, ja, ja.

00:07:07: Sie zog in meinen Haaren und wollte auch wissen,

00:07:10: wie sich das halt anfühlte, was ich da gerade kaufen wollte,

00:07:13: weil das war, was ich in den Haaren hatte.

00:07:15: Und dann dachte ich, okay, ich muss meine Theorie über Bord werfen.

00:07:19: Es ist jetzt nicht weiße, fassen Schwarze in die Haare,

00:07:23: weil sie denken interessant exotisch Ausstellungstück,

00:07:27: ich mache das mal, sondern es ist anscheinend menschlich,

00:07:31: das macht es jetzt nicht besser, aber es ist menschlich,

00:07:34: wenn ich etwas ganz schnell begreifen will,

00:07:38: dass gewisse Menschen, die die Distanz nicht einhalten können,

00:07:41: anscheinend einfach reinfassen.

00:07:43: Also es hat mich schlichtweg nochmal zum Denken, zum Nachdenken gebracht.

00:07:47: Aber ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt mal zu sagen,

00:07:50: das passiert nicht nur bei der einen Gruppe

00:07:53: und bei der anderen Gruppe passiert das eigentlich nie,

00:07:56: sondern dass man sagt, ja, das kommt überall vor,

00:07:59: das ist wie du sagst, menschlich, dann müsste man sich noch darüber unterhalten,

00:08:03: ob das okay ist oder einfach nur übergriffig.

00:08:05: Deshalb würde ich gern wissen, wie fandest du das?

00:08:07: Warst du da milder gestimmt, als diese Schwarze Dame,

00:08:10: die ja mal kurz in die Haare gewuschelt hat?

00:08:12: Ich muss sagen, meine innere Reaktion,

00:08:15: also mein Gefühl war genau das gleiche, nämlich Entschuldigung,

00:08:18: du hast gerade meine Grenze überschritten.

00:08:21: Also da habe ich jetzt nicht einen Unterschied bei mir festgestellt,

00:08:25: dass ich gedacht habe, okay, sie darf das, weil sie schwarz ist,

00:08:28: weiße dürfen es nicht, weil sie weiß sind,

00:08:31: sondern ich habe bei mir, und das fand ich interessant,

00:08:33: ich habe mich in dem Moment wirklich selber hinterfragt und habe gemerkt,

00:08:36: mein Gefühl ist das gleiche.

00:08:38: Ich mag einfach nicht, wenn man meine Grenze,

00:08:41: meine Distanzzone überschreitet

00:08:44: und wenn man mich anfässt, ohne dass man mich vorher fragt.

00:08:48: Also da ist für mich nicht der Unterschied,

00:08:51: ob jetzt also bei einer schwarzen Frau ist es okay,

00:08:53: bei einer weißen nicht, gar nicht.

00:08:55: Und das fand ich für mich selber und bei mir interessant.

00:08:58: Und habe dann aber auch gedacht, gut, ja, grenzüberschreitend mag sein,

00:09:03: aber es ist eine menschliche Sache.

00:09:05: Obwohl es natürlich, ich meine, ich bin natürlich hier

00:09:08: mehr von weißen Menschen umgeben als von schwarzen Menschen,

00:09:12: also wird prozentual eher eine mehr weiße Person

00:09:16: vielleicht Interesse an meinen Haaren haben als jetzt schwarze.

00:09:20: Also das ist jetzt so, ich sage mal, in meiner Umgebung, ist es nun mal so.

00:09:24: Und von daher wird es sein, dass von zehn Menschen

00:09:28: vielleicht neun weiße sind und von denen wiederum

00:09:31: vielleicht die Hälfte fast mehr in die Haare

00:09:33: und von der einen Person, die schwarz ist,

00:09:35: entweder macht sie es oder macht es nicht.

00:09:37: Das war für mich auch so klar.

00:09:39: Dann hab ich gemerkt, es geht einfach darum,

00:09:41: ich möchte nicht, dass es ein Mensch überhaupt tut.

00:09:44: Außer er ist nie normal.

00:09:45: Ja, klar. Das sind jetzt so die Verhältnismäßigkeiten.

00:09:48: Aber wie ist es denn, das würde mich auch interessieren,

00:09:51: wie ist es denn, wenn dich jemand fragt,

00:09:53: würdest du dann grundsätzlich Ja sagen oder würde du sagen,

00:09:56: nee, da differenzier ich aber auch noch mal?

00:09:58: Ja, da differenzier ich und zwar nicht,

00:10:00: welche ethnische Herkunft die Person hat,

00:10:03: sondern schlichtweg, ob ich es der Person gestatte.

00:10:06: Ob sie so sympathisch ist oder ob mir die Situation auch sympathisch ist.

00:10:10: Ich war einmal unterwegs in meinem professionellen Umfeld.

00:10:14: Da hab ich eine Rede gehalten

00:10:16: und war da Vertreterin der Behörde, für die ich arbeite.

00:10:20: Und man wusste ganz genau, das ist also die Schulräte.

00:10:24: Und so.

00:10:25: Und dann gab es später ein Get-together.

00:10:27: Und dann kam auch eine Amtsperson auf mich zu

00:10:31: und sagte, ach, ich saß die ganze Zeit neben hinter ihnen

00:10:34: und hat mich gefragt, boah, was für Haare.

00:10:37: Und dann dachte ich, krass, selbst in diesem Umfeld

00:10:41: kannst du dich nicht zurückhalten.

00:10:43: Ja, ich bin hier auch eine Amtsperson.

00:10:45: Und anstatt dass du mich fragst, was zu meiner Behörde vielleicht passt

00:10:50: oder irgendwie, sprichst du mich auf meine Haare an.

00:10:53: Also anscheinend ist es so, dass da...

00:10:57: In der Hemmungen fallen.

00:10:59: Ja, also der Hemmungen offenbar fallen und interessanterweise.

00:11:02: Also auch wenn wir sagen können, das ist ein menschliches Verhalten,

00:11:05: dass man neugierig ist und eben manchmal im wahrsten Sinne des Wortes

00:11:09: übergriffig wird, indem man sagt, ah, kann ich mal anfassen.

00:11:12: Dass es doch offenbar weniger Hemmungen gibt, jemandem gegenüber,

00:11:16: den man in diesem Moment nicht als Angehörigen der eigenen Ethne verortet.

00:11:22: Ja, wobei, wie gesagt, die Frau im Afro-Shop hat's gemacht.

00:11:25: Ja, die hat's auch gemacht.

00:11:26: Aber die hat's nicht gemacht, weil sie dachte,

00:11:29: sie wollte einfach lernen, ist das Produkt, was die jetzt kauft,

00:11:34: wie fühlt sich das an und kauf ich's vielleicht auch.

00:11:37: Wobei, wie gesagt, es ist anscheinend ne menschliche Sache

00:11:40: und weniger, wo kommt die Person her oder nicht.

00:11:42: Aber trotzdem hat es auch was mit dem Faktor zu tun,

00:11:48: "Kenn ich nicht, will ich begreifen".

00:11:50: Ja, das ist ein bisschen so.

00:11:53: Aber da muss man aber immer ganz knallhart sagen,

00:11:56: es gibt Grenzen, und zwar auch körperliche Grenzen.

00:12:00: Und ich finde immer sehr sensibel,

00:12:02: jemanden an den Kopf oder ins Gesicht zu fassen.

00:12:05: Das ist schon was,

00:12:07: das gestartet man eigentlich nur sehr vertrauten Menschen.

00:12:10: Ich mein, wie wär's umgekehrt?

00:12:12: Also, jetzt stell dir vor, es kommen Menschen auf deine Kinder zu,

00:12:17: oder als die klein waren.

00:12:19: Und fassen die einfach an, fassen denen ins Gesicht oder in die Kopf.

00:12:24: Da war ich immer ganz allerhärt, das mochte ich gar nicht.

00:12:28: Also, auf einmal so Hände im Kinderwagen waren,

00:12:31: und dann Dutzi, Dutzi, und gleich mal in die Wange gekniffen.

00:12:35: Das fand ich auch ganz schrecklich.

00:12:37: Wobei, ich musste mich immer bei mir, weil's auch wirklich hoch.

00:12:40: Ich bin dann auch ein bisschen lebhaft, temperamentvoll,

00:12:45: das geht dann schnell.

00:12:46: Und da musste ich immer sagen, okay, das waren häufig auch ältere Damen,

00:12:50: die waren dann so wirklich begeistert von Babys.

00:12:53: Die willst du ja auch nicht anranzen.

00:12:55: So, jetzt gleich mal anranzen und sagen,

00:12:57: hier ist Finger weg von meinem Kind.

00:12:59: Da hab ich immer innerlich ein bisschen durchgeatmet

00:13:02: und hab gesagt, ja, man muss es aber nicht gleich in die Backe knifen.

00:13:06: Also, ich weiß, sie ist niedlich, aber ein bisschen Abstand.

00:13:12: Also, ich versuchte das dann immer runterzuholen.

00:13:14: Aber ja, das stimmt, mochte es auch nicht,

00:13:17: wenn meine Kinder einfach angefasst wurden.

00:13:19: Und das war wahrscheinlich,

00:13:21: wahrscheinlich ist das dann, glaube ich, bei kleinen farbigen Kindern,

00:13:26: also bei schwarzen Kindern,

00:13:27: ist das wahrscheinlich auch noch mal ein Grad heftiger,

00:13:31: könnte ich mir vorstellen, oder?

00:13:33: Ja, also zumindest hab ich das auch erlebt oder beobachte das auch.

00:13:37: Und klar, also da kann man sagen, natürlich, die Kinder sind süß.

00:13:42: Ich sag mal, alle Kinder sind süß, ja?

00:13:45: Sein eigenes findet man natürlich immer am süßesten auf der Welt.

00:13:49: Ganz genau, das muss auch so sein.

00:13:52: Und trotzdem hab ich das auch nicht gemocht.

00:13:55: Und auch wenn dann das Argument kam, so nach dem Motto,

00:13:58: na ja, aber schwarze Kinder sind nun mal süß.

00:14:01: Darum denke ich, ja, das kannst du auch so empfinden.

00:14:04: Das ist auch ein Kompliment für mich,

00:14:06: wenn du meinen Kind süß findest, aber bitte, ah, fass es nicht an.

00:14:10: Und findest nicht nur süß, weil es jetzt dunkel ist,

00:14:13: weil es schwarz ist, sondern es ist ein Mensch.

00:14:16: Aber natürlich, ich mein, ja, wir alle haben das Kindenschema

00:14:20: und wir alle finden eben so kleine, ganz süß,

00:14:22: aber Distanzzonen gibt es ja auch in der Kommunikation,

00:14:26: Distanzzonen in der verbalen

00:14:29: und auch in der non-verbalen Kommunikation.

00:14:31: Und die sollte man einhalten.

00:14:33: Ich mag es auch nicht, wenn mir jemand die Hand gibt

00:14:36: und zieht mich dann so ganz nah an ihn ran.

00:14:38: Nee, das ist furchtbar.

00:14:39: Weil es gibt diese Individualdistanz,

00:14:42: ist wirklich diese, die ja jetzt auch schon ein bisschen

00:14:45: seit diesem Kölner Vorgängern, aber es gibt diese Armeslänge.

00:14:48: Aber da ist was dran, weißt du, da ist was dran.

00:14:51: Eine armeslänge Abstand von jemandem,

00:14:53: den man nicht so zu seinem ganz engen persönlichen Umfeld zählt,

00:14:57: das ist schon der Abstand, den man eigentlich einhalten soll.

00:15:00: Richtig, richtig.

00:15:01: Und diese Armeslänge, die übertrag ich auch immer gerne

00:15:04: auf die verbale Kommunikation, ja,

00:15:07: passt aber auch jetzt wunderbar eben auf diese Geschichte mit den Haaren,

00:15:10: wobei natürlich die Leute dann ihre Hand ausstrecken können.

00:15:15: Ja, und trotzdem ist nur eine Armeslänge von mir.

00:15:17: Genau. Und trotzdem sage ich, hey, Leute, nee, das geht nicht.

00:15:21: Wenn man mich fragt und wenn man es vielleicht noch begründet

00:15:24: oder einfach nett sagt, ich bin neugierig, darf ich mal,

00:15:27: dann ist die Frage mal erst mal okay.

00:15:31: Man muss aber auch die Antwort ertragen.

00:15:33: Also, wenn jemand sagt, wäre es okay, dass ich in ihrer Haare fasse

00:15:37: und ich sage, nein, es ist nicht okay,

00:15:39: dann will ich kein ...

00:15:40: Jetzt stellen sich mal nicht so an, hören.

00:15:43: Weil, nein. - Ja, das ist, glaub ich ganz ...

00:15:45: Also, das ist nämlich auch, glaub ich, ganz wichtig,

00:15:48: dass man auch in der Ablehnung gut aufnehmen kann.

00:15:51: Dass man damit souverän und gelassen umgeht.

00:15:53: Denn natürlich kann das sein.

00:15:55: Wir haben ja immer den Reflex, dass wir in den Momenten erst mal sagen,

00:15:59: wo wir irgendwas gefragt werden, dann sagen okay,

00:16:03: aber eigentlich ist es nicht okay, egal worum es sich handelt.

00:16:07: Es ist eigentlich nicht okay.

00:16:09: Und es kostet uns ja auch schon eine gewisse Überwindung,

00:16:12: denn es ist nicht okay.

00:16:13: Also, weil man natürlich immer damit einkalkulieren muss,

00:16:18: dass man den anderen ein bisschen vor den Kopf stößt.

00:16:21: Wobei der andere damit aber auch umgehen können muss.

00:16:24: Also, da gehört Kommunikation, dazu gehören immer zwei.

00:16:27: Ja, und wie gesagt, also, ich meine, dass es sowas persönlich ist,

00:16:31: ich muss das nicht gut finden.

00:16:34: Und ich muss es demjenigen auch nicht zugestehen.

00:16:37: Ich mach natürlich einen Unterschied,

00:16:40: wenn jemand verbal meine Haare anfetzt spricht, sagt,

00:16:44: "Ach, haben Sie schöne Haare."

00:16:46: Also, ich kann über ein Kompliment mich natürlich freuen.

00:16:49: Und das passiert mir durchaus auch auf der Straße.

00:16:52: Dass wirklich Leute, neulich kam eine Frau aus dem Restaurant raus,

00:16:57: guckt mich an und sagt, "Ach, Ihre Haare sind aber schön."

00:17:00: Und da kann ich natürlich für mich entscheiden, bin ich jetzt pickiert,

00:17:04: weil sie mich als schwarze Frau anspricht

00:17:08: und sagt, die Haare sind schön,

00:17:10: weil sie es vielleicht bei dir als weißer Frau mit weißen,

00:17:14: ja, glatten Haaren, das nicht machen würde.

00:17:17: Also, sie sagt es mir, weil ich schwarz bin, bin ich jetzt pickiert.

00:17:20: Oder ist es einfach ein Kompliment,

00:17:23: was ich als Kompliment aufnehmen kann und einfach sage, danke.

00:17:27: Das ist eben wieder der Punkt, wie man selber sich dazu stellt,

00:17:31: ob man wirklich diese Empfindlichkeit hat bis ins Letzte,

00:17:35: dass man sagt, nee, also, da darfst du gar nichts drüber sagen.

00:17:39: Oder ob man sagt, nein, sie hat das freundlich gemeint,

00:17:42: sie ist noch nicht übergriffig geworden,

00:17:45: ich lass das jetzt mal so stehen und nehme das hin.

00:17:47: Ja, und ich freue mich über Komplimente.

00:17:50: Also, klar, wenn mir das jemand sagt, dann, ja, warum nicht?

00:17:53: Also, ein Kompliment ist doch was Schönes.

00:17:56: Ja, Florence, fassen wir mal eben zusammen.

00:17:58: Wie geht es denn auch anders? - Wie geht es auch anders?

00:18:01: Also, erst mal gucken, ist erlaubt.

00:18:03: Ich bin immer in einer guten Art und Weise.

00:18:06: Neugierig sein ist auch erlaubt.

00:18:09: Dann aber wirklich situationsangemessen reagieren.

00:18:13: Und wenn ich etwas begreifen möchte,

00:18:15: dann bitte erst fragen

00:18:18: und aber auch mit der Antwort dann umgehen können,

00:18:22: wenn es jemand nicht möchte.

00:18:23: Und wirklich auch gucken, ist es situationsgerecht.

00:18:27: Also, ich lauf nicht durch die Hauptstraße

00:18:30: und lauf hinter jemandem her und sage,

00:18:32: immer mal in ihrer Haare fassen, das geht natürlich.

00:18:35: Nee, das geht gar nicht.

00:18:36: Und wenn ihr Anmerkungen habt,

00:18:38: vielleicht auch solche Erlebnisse mal selber hattet

00:18:41: oder Fragen habt oder das irgendwie kommentieren wollt

00:18:44: oder überhaupt ein Thema habt, von dem ihr sagt,

00:18:47: Mensch, darüber möchte ich auch mal gesprochen haben,

00:18:50: dann schreibt uns das gerne.

00:18:52: Wir freuen uns über jede Rückmeldung,

00:18:54: geht gerne mit uns in die Diskussion.

00:18:57: Dazu ist dieser Podcast da und immer dran denken.

00:19:00: Und zusammen.

00:19:02: (Dynamische Musik)

00:19:05: (Dynamische Musik)

00:19:08: (Dynamische Musik)

00:19:10: nicht doch anders. Podcast.

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