Alte Klischees & neue Vorurteile!
Shownotes
- Er muss nicht pünktlich sein, denn da wo er herkommt, kennt er es nicht!”
- In dieser Episode gehen wir dem Gedanken nach, ob es ein Mensch aus einem anderen Kulturkreis die Gepflogenheiten einer neuen Kultur in der er lebt, kennenlernen, beachten und befolgen muss? Wenn nein, handelt es sich hier um neue Stereotype, sogenanntem “positiven” Rassismus oder ist es eine falsche Rücksichtnahme?“
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00:00:00: (Dynamische Musik)
00:00:01: "Schwarz-Weiß", der geht's nicht doch anders, Podcast.
00:00:07: Ja, es geht auch anders, sagen wir, wir, wir sind Florence und Marion,
00:00:17: zwei Menschen, die sich über Rassismus unterhalten,
00:00:20: aber nicht so, wie man das häufig im Moment
00:00:24: in der öffentlichen Debatte erlebt.
00:00:26: Also, sehr erhitzt, sehr aufgeregt, sehr konfrontativ, nein.
00:00:30: Wir unterhalten uns sehr offen und sehr tolerant über alles,
00:00:36: was uns so im Alltag begegnet, an rassistischen Momenten.
00:00:41: Und wir versuchen das ein bisschen zu beleuchten.
00:00:44: Und vor allen Dingen suchen wir nach wegen, die uns helfen,
00:00:49: überhaupt solche Situationen gar nicht mehr entstehen zu lassen.
00:00:53: Für ein besseres Miteinander.
00:00:55: Das ist das Ziel unserer kleinen Podcastreihe hier.
00:01:00: Und heute, liebe Florence,
00:01:02: sprechen wir über eine Begebenheit, die du mal erlebt hast
00:01:06: und die sich in dem Satz zusammenfassen lässt.
00:01:10: Der muss nicht pünktlich sein, denn da, wo er herkommt,
00:01:14: kennt er es nicht.
00:01:15: Erzähl mal die Geschichte.
00:01:17: Also, da ging's um Auszubildende
00:01:20: und natürlich um die tugenden Pünktlichkeit
00:01:23: und mit was die Ausbilder zu tun haben.
00:01:28: Und es waren eben auch ...
00:01:30: Es waren weiße Auszubildende da,
00:01:33: es waren aber auch in dem Fall schwarze Auszubildende da,
00:01:36: die auch noch nicht so lange in Deutschland waren.
00:01:39: Also schwarze Jugendliche mit Fluchterfahrung.
00:01:42: Und ja, die Ausbilder berichteten,
00:01:46: wo hier und da die Stolpersteine sind.
00:01:48: Und dann sagte eine Dame, die meldete sich dann und sagte, na ja.
00:01:52: Also, die Firmen, die müssten sich jetzt schon mal da ein bisschen anpassen
00:01:57: und müssen auch mal eben die andere Perspektive einnehmen.
00:02:01: Und eins ist klar, die Jugendlichen,
00:02:04: die Auszubildenden mit Fluchterfahrung,
00:02:07: die brauchen einfach nicht pünktlich zu sein,
00:02:10: weil, ja, da, wo sie herkommen, da kennen sie es nicht,
00:02:13: dass man pünktlich zu sein hat.
00:02:15: Okay.
00:02:16: Und jetzt müssen wir diesen Satz mal aufdröseln
00:02:19: in seiner Ambivalenz, ja.
00:02:21: Denn auf der einen Seite hat sie es ja,
00:02:23: sie hat es ja gut gemeint,
00:02:25: aber sie hat voll, voll das Klischee natürlich dazu herangezogen.
00:02:31: Na? - Mhm.
00:02:33: Genau.
00:02:34: Also, da spricht man oftmals von, oder was heißt man,
00:02:38: diesen Begriff hört man, positiver Rassismus, ja.
00:02:41: Werd ich auch oft gefragt, gibt es positiven Rassismus?
00:02:45: Also, ist es in dem Fall so, dass die Frau es ja gut meint,
00:02:50: weil sie sagt, die dürfen ja ruhig unpünktlich kommen,
00:02:53: denn die kennen es ja nicht anders, ja.
00:02:56: Also, erst mal, um das mal vorwegzunehmen,
00:02:59: positiven Rassismus gibt es nicht.
00:03:01: Es gibt Stereotypen, und das wurde ich auch heute gefragt,
00:03:06: in einer anderen Situation gab es etwas,
00:03:09: was schon rassistisch ist, mir aber zum Vorteil diente.
00:03:13: Mhm.
00:03:14: Also, wie in diesem Fall, wenn jetzt dieser Jugendliche
00:03:18: unpünktlich ist, möge ja, der Ausbilder nicht schimpfen,
00:03:25: kommt aber der weiße Azubi unpünktlich,
00:03:29: dann soll der zurechtgewiesen werden.
00:03:31: Also, für den schwarzen Jugendlichen wäre das ein Vorteil.
00:03:34: Aber jetzt ist die Frage, ist es wirklich ein Vorteil?
00:03:38: Oder haben wir es hier mit Stereotypen zu tun,
00:03:41: dass die Schwarze in dem Fall, eben aus Gambia,
00:03:47: dass die nicht pünktlich sein können?
00:03:49: Ja, weil der Junge, der war aus Gambia.
00:03:52: So, das ist ja, das ist ja, also, da fiel mir ja gar nichts mehr zu ein.
00:03:58: Erstens mal, woher weiß sie das,
00:04:00: und woher glaubt sie, dass die nicht pünktlich sein können.
00:04:03: Ich fand es schrecklich, und ich hab mich auch entsprechend geäußert.
00:04:07: Ja, okay, also, was hast du gesagt in dieser Situation?
00:04:10: Was hast du da drauf geantwortet?
00:04:13: Also, ich war erst mal sprachlos,
00:04:15: dann hab ich irgendwann meine Sprache wiedergefunden,
00:04:18: und es ist selten, dass ich sprachlos bin.
00:04:20: Jetzt muss ich mich doch mal dazu äußern.
00:04:23: Erstens, mal ist das ein Stereotyp.
00:04:25: Es gibt Menschen, die sind unpünktlich,
00:04:27: das kann ich bitte und willig auch nicht an der Hautfarbe festmachen,
00:04:31: ob jemand pünktlich ist oder unpünktlich ist, das war das Erste.
00:04:35: Und zweitens, es ist so einfach,
00:04:38: dann bringen wir es den Menschen bei, die nicht pünktlich sein können.
00:04:42: Es gibt die Unpünktliche, die einfach sagen,
00:04:44: dass ich für die ganze Zeit für die Viertelstunde später bin.
00:04:48: Ja, dann lernen sie es.
00:04:50: Egal ob Schwarz, Weiß, türkischer Herkunft,
00:04:52: chinesische Wurzeln, völlig egal.
00:04:54: Das kann man als Mensch lernen.
00:04:57: Und das ist es und mehr nicht.
00:04:59: Aber die war dann ganz irritiert, als ich das gesagt habe.
00:05:04: Eben, weil sie es ja gut meinte.
00:05:07: Ja, ja, sie meinte es gut.
00:05:09: Ich sag ja, das ist doppelt tricky an dieser Aussage.
00:05:13: Sie meinte es eigentlich gut, aber es ist völlig nach hinten losgegangen.
00:05:17: Und war auch abwertend natürlich.
00:05:19: Also jemandem zu unterstellen, er ist chronisch unpünktlich,
00:05:23: weil er es ja nicht anders kennt in seinem Kulturkreis.
00:05:27: Das ist ganz definitiv eine Abwertung.
00:05:30: Was sie aber so nicht gesehen hat.
00:05:33: Und diese Situation gibt es ja schon auch öfter.
00:05:38: Also das ist jetzt so ein Beispiel.
00:05:41: Ich selber habe als Jugendliche immer in Ballsportarten
00:05:45: eine Drei bekommen.
00:05:47: Mit dem Argument des Lehrers,
00:05:50: Schwarze könnten ohnehin keine Ballsportarten.
00:05:53: Hat er das irgendwie begründet, konnte er das begründen?
00:05:56: Oder hat er das einfach nur so rausgehauen?
00:05:59: Nein, das hat er so rausgehauen.
00:06:01: Schwarze könnten eh keine Ballsportarten,
00:06:03: von daher muss ich mich nicht abquälen.
00:06:06: Dass auch damals es schon Basketballspieler gibt.
00:06:09: Also völliger Blödsinn natürlich.
00:06:11: Wo dann gefragt wird, ja, ist das positiver Rassismus?
00:06:14: Nee, das ist negativ.
00:06:16: Positiv gibt es in dem Fall nicht.
00:06:18: Das ist einfach negativ, das sind Stereotypen.
00:06:20: Aber wie gehen wir jetzt mit den Leuten um,
00:06:25: die dann doch ganz perplext gucken und sagen,
00:06:28: aber ich meine es doch gut.
00:06:30: Ich will doch dem nur gut.
00:06:32: Ja, aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
00:06:35: Das muss man ihnen wahrscheinlich auch klarmachen.
00:06:39: Das ist schwierig.
00:06:40: Ja, das ist sehr schwierig.
00:06:42: Weil sie sind wahrscheinlich sofort beleidigt,
00:06:45: könnte ich mir vorstellen.
00:06:46: Weil das so ein Moment ist, wo man denkt, ich wollte gar nichts Böses.
00:06:50: Und jetzt unterstellt man mir Rassismus, was ist das denn?
00:06:53: Ja, so.
00:06:54: Ja, es ist schwierig.
00:06:56: Wie bringt man so jemandem wie dieser Dame zum Beispiel bei,
00:07:00: dass das unheimlich viel über ihre eigentliche Haltung aussagt?
00:07:04: Wenn sie alle schwarzen über einen Kamm schert und sagt,
00:07:10: die können ja nicht pünktlich sein.
00:07:13: Wie bringt man so jemandem bei,
00:07:15: da ein anderes Gespür führt zu entwickeln?
00:07:19: Also das Erste, wo ich auch genau gemerkt hab,
00:07:22: okay und das sagst du jetzt nicht,
00:07:24: ich hätte jetzt dieser Frau, da hab's auch nicht gesagt,
00:07:29: hören Sie mal, aber das ist rassistisch.
00:07:31: Weil das hätte sie überhaupt nicht verstanden.
00:07:33: Nee, wahrscheinlich nicht.
00:07:35: Das hätte sie nicht verstanden.
00:07:37: Die wäre in Ohnmacht gefallen, wo sie es doch wirklich gut meinte.
00:07:40: Sie hat ja eher mit dem Ausbilder angelegt und gesagt,
00:07:43: wie können Sie nur und überfordern Sie die doch nicht und so weiter.
00:07:47: Und aus dieser Grundhaltung her,
00:07:49: wenn ich ihr da gesagt hätte, hören Sie mal zu,
00:07:52: das ist aber komplett rassistisch,
00:07:54: da hätte sie mir nicht zugehört.
00:07:57: Also da ist es dann eher diese Fragetechnik zu fragen,
00:08:03: wie kommen Sie da drauf?
00:08:04: Woran machen Sie das fest,
00:08:06: dass die das aus ihrer Kultur nicht kennen?
00:08:09: Wenn sie mir jetzt gesagt hätte,
00:08:11: es gibt so und so viel Millionen in diesem Land
00:08:14: und von diesen so und so viel Millionen ist nur einer pünktlich,
00:08:18: dann könnte man sagen, na ja, das war eine Studie.
00:08:21: Aber das ist es natürlich nicht.
00:08:23: Also um sie ins Denken zu bringen, wirklich zu fragen,
00:08:26: woran machen Sie das fest?
00:08:28: Ja, das ist gut.
00:08:29: Fragen stellen ist eh immer gut.
00:08:31: Dann müssen Leute anfangen, über Dinge nachzudenken.
00:08:35: So, das ist auf jeden Fall richtig.
00:08:37: Also eine Frage zu stellen.
00:08:39: Und dann weiterzufragen.
00:08:42: Ich sage mal, dann kommt man ja relativ schnell drauf.
00:08:45: Das ist übrigens wie das Beispiel, das ich schon mal erwähnt hatte,
00:08:49: als meine Oma dann jemanden,
00:08:51: der ein etwas anderes Aussehen hatte,
00:08:53: dann in diesem Sleng angesprochen hat,
00:08:56: also in diesem ganz typischen Baby-Sprache hier,
00:08:59: ich dir zeigen, kannst du, guckst du hier, geht das so?
00:09:03: Und ich dann hinterher sagte, was wäre denn,
00:09:06: das war jetzt in diesem Fall nicht so,
00:09:08: dass ich vielleicht Glück gehabt vielleicht sogar,
00:09:11: aber was wäre gewesen, wenn der dir in Hochdeutsch geantwortet hätte,
00:09:15: ganz selbstverständlich, weil er einfach hier geboren ist?
00:09:18: Und das war eine Frage.
00:09:20: Und dann dachte sie auch nach und dachte dann,
00:09:22: ja, das wäre doof gewesen.
00:09:24: Wenn man da ins Nachdenken kommt
00:09:26: und wenn Leute aufrichtig ins Nachdenken kommen,
00:09:29: dann hat man, glaube ich, schon was erreicht, oder?
00:09:32: Ja, ja.
00:09:34: Dann hat man was erreicht.
00:09:35: Schwierig wird es dann, wenn die Leute bockig werden.
00:09:39: Ja, ja.
00:09:40: Und dann schnell zumachen und sagen, was wollen sie eigentlich?
00:09:43: Ja, aber auch nicht nur im Sinne von, was wollen sie eigentlich,
00:09:48: ich bin doch nicht negativ,
00:09:49: sondern wenn sie inhaltlich auch noch meinen,
00:09:53: diskutieren zu wollen.
00:09:55: Und inhaltlich praktisch die Kultur erklären wollen.
00:10:02: Und zwar nicht jemand, der aus der Kultur kommt.
00:10:05: Also ich lass mir solche Diskussionen gefallen,
00:10:08: wobei auch grenzwertig.
00:10:10: Also angenommen, diese Frau wäre jetzt eine Gambianerin gewesen.
00:10:16: Spielen wir das mal auf die andere Seite durch.
00:10:19: Und die hätte dann dem Ausbilder gesagt,
00:10:21: hören Sie zu, sie überfordern hier unsere Jugendlichen,
00:10:24: die sind es nicht gewohnt, pünktlich zu sein.
00:10:27: Dann hätte ich sie auch gefragt, wie kommen Sie da drauf?
00:10:30: Denn es hätte sein können,
00:10:33: können, dass dieses Gespräch damit geendet hätte, dass ich denke, na, die versucht aber
00:10:37: jetzt hier auch irgendwelche Klischees zu ziehen, um da ja irgendwas für die Jugendlichen rauszuhauen.
00:10:45: Also es hätte sein können, dass dieses Gespräch auch am Ende nicht fruchtvoll gewesen wäre,
00:10:53: weil ich dann denke, das ist jetzt einfach. Ich sage jetzt einfach, wir in unserer Kultur
00:10:59: sind nicht bündig, wir können es nicht anders, lassen Sie mich mal. Also das wäre auch ein
00:11:04: interessantes Gespräch gewesen. Aber trotzdem nochmal auf einer anderen Ansatz, wobei wie gesagt,
00:11:14: am Ende, ich auch gesagt, watt für ein Quatsch. Aber wenn jetzt in diesem Fall die Dame jetzt nicht
00:11:22: nur zu macht, weil sie sagt, unterstellen wir doch nichts, sondern sie versucht mir dann diese Kultur
00:11:30: noch beizubringen, dann wird es skurril. Und dann wird so ein Gespräch so, dass man es irgendwann
00:11:37: abbrechen muss. Also ich zumindest für mich, weil ich dann sage, na, das bringt uns jetzt überhaupt
00:11:43: nicht weiter, wenn du versuchst, mir auch wenn ich jetzt nicht aus Gambia komme und ich meine,
00:11:49: wir haben keine afrikanische Kultur, sondern Afrika ist groß, wir haben verschiedene Länder. Aber
00:11:53: wenn du jetzt versuchst, mir die gambianische Kultur näher zu bringen und mir praktisch sagen zu
00:12:00: wollen, ich bin falsch mit meinem Hate, das kann jeder Jugendliche lernen. Und solche Diskussion
00:12:05: kenne ich, solche Gespräche kenne ich auch. Und da fängt es für mich an, schräg zu werden. Weißt du,
00:12:11: das zumachen kommt ja dann oder dass sie sich völlig da rein versteifen, die eine Kultur
00:12:16: erklären zu wollen, von der zu der sie eigentlich gar keinen richtigen Zugang haben. Das kommt ja
00:12:21: auch aus, speist sich auch aus dem Unvermögen zu sagen oder sagen zu können, oh, es tut mir
00:12:30: leid, ja, das habe ich jetzt auch nicht so gemeint und da bin ich wohl übers Ziel rausgeschossen
00:12:35: oder so. Also es geht nicht, der Mensch oder solche Menschen, die tun alles, um das zu rechtfertigen,
00:12:43: was sie da gesagt haben, anstatt zu sagen, es tut mir leid, das war daneben jetzt, gell. Ich habe
00:12:50: da nicht genug darüber nachgedacht oder so. Ich möchte aber noch einen Schritt weitergehen. Es gibt
00:12:57: manche, die glauben das, was sie sagen tatsächlich. Das stimmt, die gibt es auch. Die denken sich
00:13:03: tatsächlich in diese vermeintlich für sie bekannte Kultur rein und glauben tatsächlich, diese erklären
00:13:12: zu können, weil sie vielleicht fünf Menschen aus dieser Kultur kennen und sie steigern sich so sehr
00:13:20: rein, dass sie glauben, jetzt kennen sie die Kultur und müssen jetzt jemandem anderen erklären,
00:13:27: das ist so in der Kultur. Und da hilft es, das sind aber dann auch so die Punkte, wo ich sage,
00:13:33: also ich kenne diese Rechthaberei auch, dass dann geht es um andere Themen und auch um andere Gebiete,
00:13:41: aber diesen Typ Mensch kenne ich auch, der das dann macht. An einem bestimmten Punkt beende ich die
00:13:48: Diskussion, weißt du? Weil das ist wirklich, das ist Lost Space, da kannst du nichts mehr machen,
00:13:54: da kannst du auch nichts mehr auflösen, weil die kriegen die Kurve nicht mehr. Und das ist dann
00:14:01: schade. Ich finde sowas immer unheimlich schade, aber auch das muss man, glaube ich, dann mal so
00:14:06: stehen lassen und muss auch mal sagen, hier scheiden wir im Desens. Genau, das ist richtig, es geht
00:14:13: ja auch nicht immer darum, jemanden zu überzeugen oder ja, dass er oder sie tatsächlich auch dann
00:14:20: zum Schluss meiner Meinung ist, darum geht es nicht, aber genau in diesem Fall ist es wichtig,
00:14:26: die Sache dann nochmal zurückzuholen und zu sagen, so, es kann sein, dass wir beide jetzt nicht mit
00:14:32: der gleichen Meinung auseinandergehen. Aber trotzdem müssen wir festhalten, jeder Jugendliche und jede
00:14:39: Jugendliche kann sich den Geflogenheiten der Firma anpassen. Und wenn in dieser Firma wir eben keine
00:14:48: Gleitzeit haben, die zwischen 9 und 16 Uhr sich befindet, sondern jeder um 9 Uhr 15 da zu sein hat,
00:14:57: dann muss egal wo der Jugendliche herkommt, egal wo seine ethnischen Wurzeln liegen, der spätestens
00:15:04: um 9 Uhr 15 da sein. Und wenn er um 9 Uhr 20 da ist, muss er es ertragen, dass der Ausbilder sagt,
00:15:09: hey du bist unpünktlich. Das sind wir auch den Jugendlichen ja schuldig. Ja, das ist so. Dann
00:15:16: wenn die mit dem Gedanken gehen, ich darf das, weil ich bin ja schwarz und ich darf unpünktlich
00:15:21: sein, ja, da tun wir den ja keinen Gefallen, das ist ja völliger, das ist ja Mumpins. Ja,
00:15:26: ja, also natürlich nicht. Also das ist, nee, das ist kein gutes Signal, weil sie immer wieder in
00:15:33: Umfelder kommen werden, wo diese Geflogenheit ganz selbstverständlich von allen so gehandhabt
00:15:40: wird. Und dann ist man der Außenseiter ganz schnell und man bekommt negative Rückmeldungen. Das
00:15:45: ist einfach so. Was mich jetzt aber interessieren würde, gäbe es denn einen Fall, wo du sagst,
00:15:51: das ist aber die Grenze. Da muss man das tolerieren. Also ja, da muss man sagen, okay, das ist
00:15:57: ein komplett anderer Kulturkreis. Die leben da wirklich, was das angeht ganz anders. Das kann
00:16:02: man jetzt nicht, auch nicht in unserer Gesellschaft von ihnen erwarten, fällt dir da ein Beispiel ein.
00:16:07: Und zwar als 14, 15 die Familien mit Fluchterfahrung kamen, ja, und eben auch Kinder, Jugendliche
00:16:17: mitbrachten, die in die Schule mussten, haben mich viele auch Ehrenamtliche angerufen oder wenn ich
00:16:24: irgendwie mit denen ins Gespräch gekommen bin und haben gesagt, wir haben irgendwie ein Problem,
00:16:30: wenn wir zum Beispiel, wir wollen einfaches Sommer und wir wollen Freizeitaktivität machen und wir
00:16:37: nehmen die mit ins Schwimmbad. Und da hatten schon manche dann einfach das Problem, dass Kinder oder
00:16:46: auch Jugendliche diese Schwimmbadgeschichte überhaupt nicht so toll fanden wie jetzt die Erwachsenen,
00:16:52: ja, oder auch in der Schule Schwimmunterricht, also einfach Sportunterricht, ja, wir haben, wir
00:16:57: machen Ballsportarten, wir machen dies, wir machen das, wir gehen aber auch schwimmen. So, und dann
00:17:02: gab es ein Problem, dass die Jugendlichen sich schwer taten. Nicht schwer im Sinne von, oh, ich kann
00:17:09: noch nicht schwimmen, sondern nicht ins Wasser wollten, gar nicht, ja, so. Und da war ganz am Anfang
00:17:16: so diese Frage, was ist denn da los? Was ist denn das? Bei uns ist es ein Fach. Und da musste dann
00:17:22: verstanden werden, und das haben aber auch dann die, die Pädagogen und Pädagoginnen ganz schnell
00:17:28: verstanden, dass dieses Element Wasser für unsere Kinder hier etwas mit Freizeit zu tun haben kann,
00:17:38: ja, Zähne putzen, duschen, essen, Freizeit. Aber für die Jugendlichen und Kinder, die ein traumatisches
00:17:46: Erlebnis damit verbunden haben, ist das nichts Tolles. So, und da kann ich jetzt sagen natürlich,
00:17:53: wir können da psychologisch vorgehen, oder einfach wirklich die ganz banale Frage im
00:17:58: schulischen Kontext, es gab jetzt Noten für Schwimmen. Kriegt dieser Jugendliche oder dieses
00:18:05: Kind jetzt Noten für Schwimmen? Ja, nein, oder kriegt er eine Sexweil hat verweigert. Und das
00:18:10: sind dann so Punkte, wo man sagen muss, okay, da kann ich jetzt nicht sagen, bist nicht geschwommen,
00:18:15: bist nicht ins Wasser gegangen, sechs, sondern da muss ich wirklich drauf Rücksicht nehmen und
00:18:19: sagen, da steckt ja was ganz anderes hinter. Das ist aber nicht, es liegt nicht in deren Genen.
00:18:24: Genau, das kann ich jetzt nicht benoten. Da geht nicht ins Wasser, weil es nicht in den Genen liegt.
00:18:28: Das ist ein ganz anderes Thema, weißt du? Ja. Dass in diesem Land nicht üblich ist,
00:18:32: sondern nein, das ist was Traumatisches und so viel. Und dann ist eben auch immer wichtig
00:18:39: zu reflektieren und das ist dieser Punkt. Also man muss bei allem, bei allem was man tut,
00:18:44: also diese Dame interessanterweise hat sich auch gedanken gemacht, es ging halt nur nach hinten
00:18:48: los, als wenn den Leuten nicht zugestanden hat, dass überall in der Welt vielleicht Pünktlichkeit
00:18:55: durchaus was ist, was erlernbar ist und vielleicht auch ausgeübt wird. Aber das hier ist jetzt was
00:19:04: anderes. Und mir ist einfach in solchen Sachen wichtig auch zu sagen, ihre Meinung ist es eine
00:19:12: und wir müssen uns auch nicht treffen in der Meinung. Aber viel wichtiger ist für mich,
00:19:17: sie tun dem Jugendlichen keinen Gefallen. Das ist für mich das Allerwichtigste, ob wir jetzt bei der
00:19:22: Meinung zusammen sind oder nicht, ist es eine. Sie tun dem, also mir geht es um den Jugendlichen,
00:19:27: dem sie keinen Gefallen tun. Aber also immer bevor man redet und bevor man irgendein, egal wie auch
00:19:33: immer gut gemeinten Vorschläge man macht, sollte man erst mal nachdenken. Das wäre sehr wichtig.
00:19:38: Und überlegen, ob das, was man jetzt gleich vorschlägt, auch wirklich das ist, was dem jeweiligen
00:19:45: Menschen hilft und was vielleicht auch ihnen da abholt, wo er eben auch steht gerade eben. Und
00:19:52: ob ihm das gut tut oder nicht. Also reflektiert, reflektiert ist ganz wichtig. So geht es nämlich
00:19:59: dann auch anders. Ja und ihr habt gemerkt, das war jetzt ein Thema. Da waren wir schon oder
00:20:05: ich ein bisschen emotional, weil mir die Jugendlichen natürlich da entsprechend auch am Herzen liegen.
00:20:11: Und ich einfach nicht wollte, dass die dann wieder in Fettnäpfchen treten, über was wir ja die ganze
00:20:16: Zeit auch sprechen. Kann aber sein, ihr seid anderer Meinung. Ja, lasst uns Kommentare da. Das wird
00:20:22: uns wirklich sehr interessieren. Folgt uns auf Social Media. Ihr findet uns beide überall. Wir
00:20:29: freuen uns auch über eure Bewertungen. Klar, wir freuen uns über fünf Sterne. Wir freuen uns aber
00:20:34: auch wirklich auf ganz ehrliche Rückmeldung oder auf Themen, die wir noch nicht besprochen haben.
00:20:39: Und wo ihr sagt, Mensch, da wäre es mal gut, dass man sich darüber unterhält. Und auch hier wieder,
00:20:45: obwohl das jetzt wirklich ein kontroverses Thema war, was letztendlich wichtig ist, ist, dass wir
00:20:51: miteinander reden und zusammen.
00:20:55: Schwarz-Weiß, der geht's nicht doch anders, Podcast.
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